Weiterbildungen – die Spreu vom Weizen trennen

Foto: Initiative ProDente

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Die zahnärztliche Fortbildungslandschaft bietet interessierten Kollegen jeder Fachrichtung reichhaltige Möglichkeiten, ihr Wissen zu vermehren. Eigens für die Suche nach der perfekten Fortbildung konzipierte Internetseiten ermöglichen es auch dem Assistenten, schnell und effektiv den Kurs der Wünsche zu finden.

Das Angebot lässt keine Wünsche offen und reicht von Parodontologie, Kieferorthopädie, Endo und Prothetik über Kurse zu Abrechnung und QM bis zu Weiterbildungen zu Kiefergelenksdiagnostik, ästhetischen Frontzahnrekonstruktionen oder Fotodokumentation. Neben kompakten ein- oder zweitägigen Kursen kann man auch ganze Seminarreihen – meist berufsbegleitend – belegen; für die Teilnahme gibt es am Ende einen zertifizierten Abschluss und eine Zusatzbezeichnung. Es liegt auf der Hand, dass solche Weiterbildungen, mal pauschal gesprochen, nicht gerade günstig sind. Allerdings wird den Teilnehmern nicht nur neues Wissen nahegebracht – häufig sind auch die Seminarorte äußerst attraktiv gewählt.

Und hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen: Zahnmediziner, die einen guten Kurs belegen, um ihr Wissen und Können zu erweitern, von denen, die einen steuerlich absetzbaren „Kurs“-Urlaub mit ansprechendem und exklusivem Rahmenprogramm buchen möchten. Selbstverständlich kann man nicht alle Angebote über einen Kamm scheren, denn es gibt verschiedenste Abstufungen über die Kurslandschaft hinweg. Generell ist diese Unterteilung aber berechtigt.

Da ist zum Beispiel die Sylt-Fortbildung. Austragungsort ist der angesagteste Hotspot der Insel, natürlich strandnah gelegen. Das Programm ist mit zwei oder drei interessanten Vorträgen gespickt, die von Lifestyle-Seminaren und Life-Balance-Workshops eines exklusiven Coachs umkränzt werden. Das Abend- und Unterhaltungsprogramm erhöht dann noch mal die Toleranz gegenüber dem vierstelligen Kongressbeitrag und lässt auch verschmerzen, dass das Hummer-Essen noch extra bezahlt werden muss – bewegt sich im dreistelligen Euro-Bereich.

Denn was führt sich der Zahnarzt immer wieder vor Augen: Eigentlich kostet es ja nur die Hälfte. Was wäre die Fortbildung also ohne ihre steuerliche Absetzbarkeit …? Dass derartige Veranstaltungen bei Finanzbeamten die Alarmglocken schrillen lassen, ist allgemein bekannt. Allerdings können diese rein gar nichts dagegen tun. Eine zertifizierte Fortbildung bleibt eine absetzbare Leistung – sei sie nun auf Sylt, Mallorca oder am Genfer See. Das gilt auch für Seminare, die sich „Wintersymposium“ nennen – sprich Weiterbildung im Ski-Erholungsgebiet. Diese Veranstaltungen sind in der Regel besonders teilnehmerfreundlich: kein Seminarprogramm am Vor- und frühen Nachmittag oder eines, während dessen man ohne schlechtes Gewissen auch auf der Piste an seiner Ski-Technik feilen kann. Im Anschluss hat Zahnarzt dann die Möglichkeit, mit den Kursreferenten des Spätnachmittags- und Abendprogramms bei einem Jagertee zum Apres-Ski den kollegialen Austausch zu pflegen. Und wer weiß, vielleicht bringen gerade diese persönlichen Gespräche mit Referenten und Kollegen in entspannter Atmosphäre den Zahnarzt auch fachlich weiter, als dies ein wissenschaftlicher Vortrag im Kongresszentrum täte. Denn wo sonst, wenn nicht im informellen Rahmen, wird der Fachkollege auch einmal von seinen zahnärztlichen Fehlern und kleinen Tricks zu deren Vermeidung oder dem probaten Umgang mit schwierigen Patienten berichten? Vor versammeltem Auditorium ja eher nicht.

Doch was soll man nun dem jungen Zahnarzt, der neu und völlig unbedarft die Weiterbildungslandschaft betritt, raten? Denn so ein Assistentengehalt ermöglicht es nicht, mal eben so ein paar Seminare und Symposien wahrzunehmen – trotz der Devise, es koste ja eigentlich nur die Hälfte. Außerdem sollte man unbedingt das, was man lernt, anschließend auch anwenden, sonst verpufft der ganze Aufwand.

Deshalb sollte sich unser Jungzahnarzt bei Kollegen umhören und sich auf deren Erfahrung und Empfehlung hin für eine Fortbildung entscheiden. Wichtig ist, dass er weiß, was er will: ob primär einen Zugewinn an Wissen oder eher eine steuerlich absetzbare Reise mit Erlebnis- und Fun-Faktor. Für beides gibt es verschiedenste Möglichkeiten – man muss halt nur wissen, wo sie zu finden sind.
Dr. A. Watson

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