Dicht gedrängte Menschentrauben – zeitweise gab es auf der 19. (Jumiko) in Stuttgart kein Durchkommen mehr. Die Konferenz, die an sich als reine Regionaltagung gedacht war, um jungen Erwachsenen Möglichkeiten für einen Arbeitseinsatz im Ausland im Rahmen praktizierten christlichen Handelns vorzustellen, entwickelt sich immer mehr zu einer Börse für Auslandseinsätze.
Kaum ein Land, oder eine Region, die nicht mit einbezogen war. Alle Räume des Stuttgarter Kongresszentrums waren belegt und mit interessierten Teilnehmern bis auf den letzten Platz gefüllt – ganz im Gegensatz zu manch dentaler Veranstaltung in der Vergangenheit am selben Ort. Bei den Freiwilligeneinsätzen junger Menschen stehen Afrika und Asien im Vordergrund, aber auch Süd- und Mittelamerika sind – wegen Sprache und Kultur – sehr stark gefragt. Medizinische Berufe stehen stets ganz oben auf der Wunschliste, schließlich gehört die medizinische Versorgung in Notstandgebieten zu den dringlichsten Aufgaben. Vor allem Chirurgen und Gynäkologen werden gesucht. Ihre stark nachfragte Unterstützung für den Bereich Geburtshilfe und Frauenleiden spiegelt den Stellenwert wieder, den die Versorgung von Frauen in bestimmten Kulturkreisen hat. Es gibt immer wieder Berichte von Kollegen, die im Team mit Chirurgen und Frauenärzten unterwegs sind und ihre zahnärztliche Tätigkeit hintanstellen, um den Humanmedizinern bei Eingriffen in oft lebensbedrohlichen Lagen zur Hand zu gehen.
Der größere Teil der Organisationen, die sich auf der Stuttgarter Jumiko vorstellten, ist außerhalb des christlich geprägten Umfelds nur wenig bekannt. Dazu gehört etwa das Deutsche Missionsärzte-Team, dem Menschen aus medizinischen Berufen angehören, die sich als verbindliche Gemeinschaft auf Zeit verstehen und Menschen in körperlicher und seelischer Not helfen wollen. Auffallend ist, dass die Organisationen sehr gute Verbindungen zu internationalen Organisationen und Partnerverbänden – wie etwa „Action Missionnaire Internationale“ (AMI), „Medical Centers West Africa“ (MCWA), der „Schweizer Allianz Mission“ (SAM), „The Evangelical Alliance Mission“ (TEAM) und „Vision Africa“ (VIA) – in den jeweiligen Ländern haben. Deutscher Kooperationspartner ist „Sahel-Life“, der Einsatzmöglichkeiten im Tschad, in Kamerun, Nigeria und Guinea ermöglicht und unterstützt. Kurzeinsätze, wie sie bei niedergelassenen Zahnärzten eher üblich sind, werden von „Co-Workers international“ angeboten. Diese Organisation arbeitet mit dem deutschen Partner „Gottes-Liebe-Weltweit“ und mit dem „Verbund christlicher Fachkräfte International“ zusammen, der wiederum auf einer breiten Trägerschaft evangelischer Organisationen in Deutschland steht.
Fliegende Samariter
Etwas Besonderes dürfte die Arbeit der „Pacific Missionary Aviation“ sein. Die amerikanische Organisation, die manchem auch unter dem Namen „Fliegende Samariter“ (FMS) bekannt ist, hat eine eigene Vertretung in Deutschland und betreut vorwiegend die Inselwelt Mikronesiens mit ihren 2.000 Archipelen. Flugzeuge sind bei ihren Einsätzen in dem mehr als sieben Millionen Quadratkilometer großen Gebiet unentbehrlich. Gleiches gilt für die „M/V Sea Haven“, ein mit modernen medizinischen Geräten ausgestattetes schwimmendes Lazarettschiff, das auch weit abgelegene Inseln ohne Landebahn erreicht. Der OP-Raum an Bord ist für kleinere chirurgische Eingriffe ausgelegt. Eine für die dortigen Verhältnisse sehr gut eingerichtete Zahnarztpraxis steht ebenfalls zur Verfügung. Obwohl das Schiff diese einzigartige Gegend anfährt, bleibt der Platz des Zahnarztes leider allzu oft unbesetzt. Dabei stellt fast jeder Zahnarzt auf so einer Mission fest, dass er wegen der vielen Arbeit nicht mehr abzureisen bräuchte. Auch die Vertreter der unterschiedlichsten Organisationen und Projekte in Stuttgart berichteten nur Gutes über ihre Arbeit mit Zahnärzten und sind deshalb sehr an einer Zusammenarbeit interessiert. Dass es in entlegenen Gebieten relativ gut ausgestattete zahnärztliche Behandlungsplätze gibt, sich aber kein Zahnarzt findet, ist wohl kein seltenes Phänomen: „Wir schaffen es, so gut wie alle Berufe aufzubieten, nur bei Zahnärzten müssen wir oft passen“, erklärte ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen, dem Träger der Veranstaltung. Es zeigte sich, dass es meist an geeigneten Kommunikationswegen fehlt und auf Zahnarztseite bisher noch niemand bereit war, als Ansprechpartner zu fungieren.
Zahnarzt sein – an einem der schönsten Plätze der Erde
Dies will nun die Organisation Dental Aid ändern. Im Forum von dentalaid.tk wird es künftig aktuelle Informationen zu Einsatzmöglichkeiten geben und im Verbund mit der Akademie of Dentistry International (ADI) lassen sich internationale Synergien nutzen. Spontan konnten zwei Dutzend Möglichkeiten für den sofortigen Einsatz von Zahnärzten – zehn allein in Uganda – ausfindig gemacht werden. Denn bei professionell organisierten Hilfseinrichtungen sind die Rahmenbedingungen und die entsprechende Logistik für Projekte weit abseits der Touristenpfade so gut wie immer vorhanden. Dazu zählen Unterbringung, Transportkapazitäten sowie die Betreuung und Versorgung vor Ort. Dass Zahnärzte in die missionarischen Aufgaben eingebunden werden, ist eher nicht zu erwarten. Eine Identifikation mit den christlichen Werten wäre jedoch nicht verkehrt. Wenn jemand in dieser Gemeinschaft seinen Lebensinhalt findet, hätte er für den Rest seines Berufslebens ein unerschöpfliches Tätigkeitsfeld und könnte seine Arbeit an den schönsten Plätzen der Erde ausüben.
Tobias Bauer, Singen
ZA auf S/V Heaven
habe Interesse an ZA-Tätigkeit auf S/V Sea Haeven…. bitte Kontaktaufnahme olli j.