Geschafft! Nach gut zweijähriger Planungs- und Umbauphase kann die Universitätsmedizin Ulm seit dem 5. Februar 2014 eine der modernsten Dentalen Simulationskliniken in Deutschland vorweisen. Zukünftig werden im ZZMK auf dem Oberen Eselsberg die Zahnmedizinstudierenden der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie sowie der Klinik für Zahnärztliche Prothetik auch komplexeste klinische Behandlungsabläufe unter realitätsnahen Bedingungen zeitgemäß trainieren können.
„Ich möchte allen Beteiligten danken. Die unermüdliche Arbeit und der große Einsatz für die Ulmer Universitätsmedizin haben sich gelohnt“, bilanzierte Prof. Dr. Ralph G. Luthardt, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, zufrieden und fügte hinzu: „Unseren Studierenden können wir nun im Bereich der Lehre den höchstmöglichen Standard bieten, davon werden zukünftig auch viele Patienten profitieren.“ Insgesamt wurden nach Angaben der Universität 3,7 Millionen Euro investiert. Wobei rund 1,7 Millionen Euro auf die Baumaßnahmen entfielen und 2 Millionen Euro auf die Ausstattung.
Prof. Dr. Bernd Haller, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, skizzierte während der Einweihung einen wichtigen Grundgedanken der neuen Dentalen Simulationsklinik: „Im Mittelpunkt der Ausbildung unserer Studierenden steht die Vorbereitung auf eine ebenso kompetente wie moderne Patientenbehandlung. Medizintechnik der neuesten Generation, die klinische Behandlungsabläufe unter realitätsnahen Bedingungen realisieren hilft, ist vor diesem Hintergrund ein elementarer Baustein, der sich mit der neugestalteten Simulationsklinik nun nahtlos in unser Gesamtkonzept von Forschung und Lehre einfügt.“
Was kann die Simulationsklinik leisten? Vor der Behandlung eines „echten Patienten“ steht für die Studierenden des 1. bis 6. Semesters zum Beispiel das Phantom. „Darunter ist die Hightech-Nachbildung eines menschlichen Kopfes zu verstehen, der unseren Studierenden die Möglichkeit gibt, in aller Ruhe und somit sehr gründlich die Auge-Hand-Koordination zu trainieren. Wir können nun generell alle nur erdenklichen zahnmedizinischen Aufgabenstellungen simulieren“, erläuterte Dr. Gudrun Würth. Sie ist Oberärztin in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und koordinierte während der rund zweijährigen Planungs- und Umbauphase die Neugestaltung der Simulationsklinik. „Insgesamt stehen jetzt 42 Simulationseinheiten und 36 hochmodern ausgestattete Laborarbeitsplätze zur Verfügung. Die IT-Technologie bietet uns unter anderem Live-Demonstrationen mittels Videotechnik, eine computergestützte Herstellung von Zahnersatz, eine digitale Röntgeneinrichtung, OP-Mikroskope direkt an einigen Behandlungsplätzen und Vorrichtungen zum Einscannen und Digitalisieren von präparierten Zähnen und von Zahnmodellen“, zählte die Oberärztin auf. Ihr Fazit: „Die Simulationsklinik ist in dieser Konfiguration in Deutschland nahezu ohne Beispiel. Wir haben die Ulmer Zahnmedizin für die Zukunft fit gemacht.“
Jenseits aller technischen Entwicklungen und Möglichkeiten machte Luthardt auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: „Die Zahnmedizin hat in den vergangenen Jahren an Komplexität nochmals deutlich zugenommen. Die Anforderungen an unsere Studierenden sind weiter gestiegen. Dabei geht es nicht nur um rein handwerkliche Fähigkeiten und wissenschaftliche Fragestellungen, sondern auch um den richtigen Umgang mit den Patienten.“ Für ein konfliktfreies Arzt-Patienten-Verhältnis sei etwa Vertrauen ganz wichtig. Wie aber könne das ein junger Studierender zu seinem Patienten aufbauen? „Hier helfen theoretische Abhandlungen in Lehrbüchern und Phantomköpfe nur bedingt weiter, deshalb setzen wir ab dem 7. Semester auf den konsequenten Kontakt zu ‚echten Patienten‘, die wir in unseren Kliniken natürlich auch behandeln“, erläuterte Luthardt. „Das ist in der Öffentlichkeit allerdings gar nicht so bekannt. Bei uns können Patienten wählen, ob Sie sich von Studierenden behandeln lassen möchten, oder gleich von einem fertig ausgebildeten Zahnmediziner. Fällt die Wahl auf unsere Studierenden, ist eine engmaschige fachliche Betreuung durch erfahrene Zahnärztinnen und Zahnärzte natürlich sichergestellt.“
Die Professoren Haller und Luthardt freuen sich auf die zukünftige Arbeit mit ihren Studierenden in der neuen Simulationsklinik. „Die alte Ausstattung wurde fast drei Jahrzehnte genutzt. Vor diesem Hintergrund war es in der Vergangenheit nicht immer einfach, noch Ersatzteile zu bekommen. Ganz abgesehen von Fragen der Arbeitsökonomie und des E-Learning, für die es einfach keine zufriedenstellenden Lösungen mehr gab“, so Haller.
Für Luthardt steht fest: „Der nun erreichte höchstmögliche Standard bedeutet auch, dass wir den Anforderungen der neuen Approbationsordnung für Zahnärzte weiterhin problemlos gerecht werden können. Ganz abgesehen davon ist unser gemeinsames Konzept einer klinikübergreifenden Nutzung eine wichtige Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft.“