Jederzeit und überall erreichbar sein kann im Burn-out enden – Entstehung eines Krankheitsbilds und Wege zur Normalität

Die vielen Eindrücke machen das Leben abwechslungsreich, aber auch extrem schnelllebig. (Foto: Wolfgang Pfensig / pixelio.de)

Die vielen Eindrücke machen das Leben abwechslungsreich, aber auch extrem schnelllebig. Foto: Wolfgang Pfensig / pixelio.de

Für den modernen Menschen ist die heutige Zeit aufregend, spannend und von vielfältigen Eindrücken geprägt. Neue Medien wie Internet und Mobiltelefon ermöglichen einen ständigen Zugriff auf Informationen, aber auch auf den Menschen. Die Welt ist vernetzt – zu jeder Zeit und an jedem Ort. Wer nicht informiert oder verfügbar ist, steht im Abseits. Es gilt ständig, Neues zu erfahren und zu verarbeiten. Die vielen Eindrücke machen das Leben abwechslungsreich, aber auch extrem schnelllebig. Soziale Kontakte finden häufig nicht mehr primär in der greifbaren Umwelt statt, sondern in der virtuellen Welt des World Wide Webs. Die Grenzen von Realität und Imagination verschwimmen.

Bei übertriebener Nutzung diverser Internetangebote ohne reale Freundschaften in der fassbaren Welt kommt es zur Vereinsamung des Einzelnen trotz des virtuellen Kontakts mit Hunderten oder Tausenden. Hinzu kommt, dass das Leben im Beruf und im Privatleben in ständiger Bewegung, Aktion und Hetze stattfindet. Schon Kinder haben einen reich gefüllten Terminplan. Sie besuchen nach der Schule diverse Freizeit- und Förderbereiche wie Ballettunterricht, Fußballvereine, Golfakademien, Hockeyclubs, Klavier- oder Gitarrenunterricht. Etabliert haben sich inzwischen vielerorts schon Fremdsprachenkurse für Kindergartenkinder. Zur Kinder-Geburtstagsfeier geht es in einen Unterhaltungspark oder zu einem bekannten Fastfood-Unternehmen.

Hier lässt sich erkennen, dass Eltern ihrem Nachwuchs alle Chancen für einen guten Start in eine erfolgreiche Zukunft mit auf den Lebensweg geben möchten. Ruhige Momente der Muße und des Träumens sind selten geworden. Diese Zeiten sind jedoch wichtige Entspannungsphasen, in denen erfahrener Input im Gehirn verarbeitet und archiviert werden kann. Immer häufiger finden sich in den ärztlichen Krankenblättern die Diagnosen Erschöpfungszustand, Vegetative Dystonie, Depression und Burn-out auch bei Kindern und Jugendlichen.

In der heutigen Zeit ist jeder zweite Erwachsene überlastet durch die Leistungsansprüche, die durch das berufliche und private Umfeld an ihn gestellt werden. Menschen fühlen sich nicht mehr in der Lage, diese vielfältigen Anforderungen perfekt zu erfüllen. Dadurch wird Druck aufgebaut, der nicht nur die Psyche belastet, sondern sich bei lang andauernden Phasen dieses Stresszustands in körperlicher Symptomatik manifestiert. Besonders betroffen sind Lehrer, Beamte, Ärzte und Personen in medizinischen Berufen.

Besonders häufig trifft es medizinische Berufe

Häufig sind medizinische Berufe vom Burn-out-Syndrom betroffen. (Foto: Jorma Bork / pixelio.de)

Blutdrucksteigerung, Herzklopfen oder Schlaflosigkeit – häufig ist Stress die Ursache. Foto: Jorma Bork / pixelio.de

Worum handelt es sich nun bei der Diagnose Burn-out? Sprechen wir hier von einer tatsächlichen Erkrankung? Oder handelt es sich um Menschen, die nicht leisten wollen, was von ihnen erwartet wird? Burn-out beschreibt ein sehr komplexes Krankheitsbild, das sich in mehreren Stufen fast schleichend entwickelt. Dadurch wird es von den Betroffenen und den Personen in deren Umfeld häufig erst bemerkt, wenn es zu einer fortgeschrittenen Symptomatik oder zum Zusammenbruch gekommen ist. Nach dem Auftreten von chronischem psycho-sozialen Stress ohne ausreichende Erholungsphasen kommt es zu fortschreitenden Erschöpfungsreaktionen.

Stresshormone sorgen für Belastung
Stress an sich ist kein grundsätzlich negativ zu wertender Reiz auf den menschlichen Organismus. In der Zeit der Sammler und Jäger war es für den Menschen überlebenswichtig, auf Gefahren extrem schnell durch Kampf oder mit Flucht reagieren zu können. Durch Stress entsteht ein psycho-emotionaler Alarmzustand, in dem das Endokrinum und das vegetative Nervensystem mit N. Sympatikus und N. Parasympatikus aktiviert werden.

Hierzu werden Sinnesinformationen im Gehirn in der Amygdala, dem Mandelkern des limbischen Systems, verarbeitet und über den Hypothalamus Reize an die Hypophyse weitergeleitet. Durch Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol und Dopamin werden Energiereserven des Körpers freigesetzt, wodurch eine Aktivierung der Muskeltätigkeit erreicht wird. Durch diese Vorgänge entsteht eine sogenannte Fight-or-Flight-Situation.

In der zivilisierten Welt ist diese körperliche Reaktion nicht mehr erforderlich, da die körperliche Auseinandersetzung einer kontrollierten (Nicht-)Reaktion gewichen ist. Infolge dieser werden die Stresshormone unzureichend abgebaut, verbleiben im Organismus und bewirken körperliche Symptome, die den Betroffenen stark belasten können. Es muss zudem unterschieden werden zwischen positiv erlebtem akuten kontrollierten Eustress und negativ empfundenem chronischen unkontrollierten Dysstress. So können positive Ereignisse, zum Beispiel eine Hochzeit, durchaus körperliche Stressreaktionen hervorrufen wie Blutdrucksteigerung, Schlaflosigkeit und Herzklopfen, ohne als Belastung empfunden zu werden.

Acht Stufen bis zum Burn-out

Petra Bork_pixelio.de

Die Phase der Verzweiflung kann bis zum Suizid führen. Foto: Petra Bork /pixelio.de

Die Angst vor einem durch Mobbing belasteten Arbeitsplatz dagegen wird körperlich stark belastende Stresssymptome hervorrufen. So sind acht Stunden Stress durch Ärger durchaus zu ertragen, wenn acht Stunden Freude folgen. Von dem Psychologen Matthias Burisch wurde ein Phasenmodell der Burn-out-Entwicklung in acht Stufen beschrieben, in dem die Symptome klar formuliert wurden.

Nach ersten meist unbeachteten Warnsignalen wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit zeigen sich zunächst erst einmal emotionale Reaktionen und Schuldzuweisungen beim Betroffenen. Sind diese erfolgt, kommt es zu Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit und Verflachung der Emotionen mit Einschränkung der sozialen Aktivitäten. Die sich entwickelnden psycho-somatischen Reaktionen wie verminderte Abwehrsituation, Magen-, Darmbeschwerden, Rückenschmerzen, Verspannungen, Herz-, Kreislaufstörungen belasten den Erkrankten und seine Familie immer stärker. Die folgende Phase der Verzweiflung kann bis hin zu Suizid-Gedanken führen.

Der geistige und körperliche Zusammenbruch kann jedoch durch gezielte Therapien für Psyche und Physis verhindert werden. Hilfreich sind eine medikamentöse Therapie mit Phyto-pharmaka, modernen Antidepressiva mit Dopamin und eventuell Schilddrüsen-Therapeutika. Erfahrene Ärzte, Psychotherapeuten und Coaches bieten professionelle qualifizierte Hilfe an. Wege aus dem Burn-out sind in allen Phasen der Erkrankung möglich. Die Grundlage hierzu bildet die Rückkehr zu einer gesunden und ausgeglichenen Lebensführung. Wichtig sind ausreichender Schlaf, Entspannungsphasen, Sport und Bewegung, gesunde Ernährung, ein geregelter Flüssigkeitshaushalt und nicht zuletzt eine stabilisierende Psychohygiene. Ziel muss es sein, zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu gelangen und diese durch positive Emotionen zu erhalten.
Dr. med. dent. Angelika Brandl-Naceta-Susic, Düsseldorf


Unser Seminar-Tipp:

Das Dentalfachhandelsunternehmen Pluradent bietet mit Dr. Angelika Brandl-Naceta-Susic als Referentin das Seminar „Erschöpfung oder schon Burn-out? Vorbeugen ist besser als heilen“ zu folgenden Terminen an:

• Chemnitz, 12. April 2013
• Osnabrück, 24. April 2013
• Berlin, 15. Mai 2013
• Hamburg, 31. Mail 2013
Hannover, 7. Juni 2013

Genauere Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung gibt es unter www.pluradent.de.

 

Dr. Angelika Brandl-Naceta-Susic

Dr. Angelika Brandl-Naceta-Susic

Dr. med. dent. Angelika Brandl-Naceta-Susic ist seit 1996 niedergelassene Zahnärztin in Düsseldorf mit Tätigkeitsschwerpunkten Hypnose-, Phobie-Therapie, Störfelddiagnostik. Sie ist Vorstandsmitglied diverser zahnärztlicher und berufspolitischer Verbände, zum Beispiel ZZN, FVDZ, SDZ, DZV. Von 1997 bis 2010 war sie als Obfrau der ZÄK NR, Bezirksstelle Düsseldorf, tätig. Sie ist stellvertretende Bezirksstellenvorsitzende der ZÄK NR Bezirksstelle Düsseldorf; Gründerin (1998) und Präsidentin von „Zahnärztinnen in Kontakt“ – Deutsches Forum für Zahnärztinnen; Gutachterin für ZE – KZV NR; Mitglied des Prüfungsausschusses Wirtschaftlichkeitsprüfung Düsseldorf – KZV NR, Berufsschuldozentin, Referentin und Autorin. Forschungsprojekte: Prof. Birkmeyer, Wien und Prof. Fritz Popp, Neuss.

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