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Generation Y kommt in die Praxis – oder auch nicht

Generation_Y [1]Spricht man dieser Tage mit Dentalfachhändlern, -herstellern und älteren Zahnärzten, kommt irgendwann das Thema Praxisübernahme und dass die Jungen da nicht so wollen, wie die Alten sich das vorstellen. Die Generation Y der nach 1980 Geborenen stellt sich quer.

Da die Klage sehr laut ist und nicht nur durch die Dentalbranche wabert, haben wir uns mit der Situation intensiver beschäftigt. Neben der Marktforschung dazu basieren die Ausführungen auf Gesprächen und Interviews und den Workshops der „Bonner Runde“, die wir mit der DZW sowohl mit erfolgreichen Praxisinhabern/-inhaberinnen als auch mit Zahnärzten/-ärztinnen der Generation Y durchgeführt haben.

Die Jugend von heute?
Die Diskussion um die Generation Y der nach 1980 Geborenen und ihre Einstellung zu Lebens- und Arbeitsformen ist in Öffentlichkeit und Presse neben sachlichen Bezeichnungen wie „Digital Natives“ auch mit diskriminierenden Begriffen wie „Generation Weichei“ besetzt, die einer nüchternen Betrachtung nicht förderlich sind. Fragen wie „Wollen die auch arbeiten?“ (Die Zeit), „Verspielen die Jungen den Wohlstand?“ (FAZ), oder gar die „Selbstüberschätzung einer ganzen Generation“, wie das Manager Magazin diagnostizierte, kennzeichnen eher die Denkwelt der Schreiber als die der Generation Y. Schon die alten Griechen haben sich polemisch über „die Jugend heutzutage“ ausgelassen, und trotzdem drehte die Welt sich weiter, bis heute. In den Fünfzigern titelte ein James-Dean-Blockbuster „… denn sie wissen nicht, was sie tun“, und in den Siebzigern hieß es in „Easy Rider“: „Morgens ein Joint und der Tag ist Dein Freund“. Viele „Babyboomer“ und „Generation X-er“ haben wohl schon vergessen, wie ihre Vorgänger sie damals sahen.

„Das Dumme an der heutigen Jugend ist, dass man selbst nicht mehr dazu gehört.“ (Salvador Dali)

Die Digital Natives der Jahrgänge ab 1980 sind die erste Generation, die mit dem Internet (Jahrgang 1989) aufgewachsen ist. Für sie sind das World Wide Web und die daraus sich entwickelnde digitale Kommunikation immanenter Bestandteil ihrer Lebensform, die sie intensiv und mit gelassener Selbstverständlichkeit nutzt, sowohl privat, als auch in Schule, Studium und Arbeit. Sie hat früh erlebt, dass ökonomische und persönliche Verhaltensweisen von Amazon (1995), Google (1998), Parship (2001) und durch das Web 2.0 (2003) geändert wurden. Wikipedia (2003), Facebook (2004), YouTube (2005), Twitter (2006) und andere Internetunternehmen und nicht zuletzt die Allgegenwart und Zugänglichkeit der Welt via Smartphone haben Bestehendes in den Grundfesten erschüttert, grundlegend geändert und zum Teil ganze Branchen in kurzer Zeit weggefegt.

„Alles ist möglich – nichts bleibt wie es ist.“ Das war die eindeutige Botschaft für die Generation Y. Grundlegende Änderungen kommen in zunehmender Geschwindigkeit, denn im digitalen Zeitalter gilt: „Nicht sofort ist langsam“ und „Zero to One“, wie der Titel eines aktuellen Bestsellers zur digitalen Wirtschaft lautet. Nicht an Bestehendem herumdoktern, sondern umwälzend neu machen gilt als Idealvorstellung.

Nach 1980 Geborene sind im Vergleich zu den Vorgängergenerationen eher besser ausgebildet, einkommensstärker, keiner Partei oder Religion verbunden und generell kritisch bis avers gegenüber gewachsenen Institutionen. Sie nehmen sich für Lebensentscheidungen wie Heirat und Beruf mehr Zeit, sagen die Statistiken. Approbierte Zahnärzte dieser Generation werden bis 2020 fast 30 Prozent der Zahnärzte in Deutschland stellen. Sie gehören mit erfolgreich abgeschlossenem Studium zu den High Potentials ihrer Generation, der sogenannten Millennium-Elite. Auf sie treffen schon deshalb defätistische Biersprüche wie „Die wollen nicht arbeiten“ nicht zu, denn sie haben sich mit hohem Aufwand erfolgreich durch die unzulänglichen Bildungs-„Systeme“ gewühlt, die ihre Vorgängergenerationen gebastelt haben. Ihre Einstellungen und Vorgehensweisen werden zunehmend die Dentalbranche prägen. Heute tätige Zahnärzte müssen sich damit auseinandersetzen.

Grafik 1 (Grafik: Weiper) [2]

Grafik 1 (Grafik: Weiper)

Was wollen die eigentlich?
Nach 1980 Geborene wollen nach den bisher vorliegenden Untersuchungen eher Entfaltung statt Einordnung, Selbst- statt Fremdbestimmung, Work-Life-Balance statt Arbeit bis zum Burnout, Sinn und Zufriedenheit im Beruf statt unbedingt Chef spielen und Teamarbeit statt Hierarchie (Grafik 1). Die von den Vorgängergenerationen, den Burnout-Erfindern, vieldiskutierte Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für sie die falsche Frage. Freunde und Familie gehen vor und spielen für sie eine entscheidende Rolle in ihrer Lebensgestaltung. Der Beruf wird angepasst.

Diese persönlichen Ziele der Generation Y lagen zwar auch im Zielkorridor der vorherigen Generationen. Die Millennials gewichten diese aber deutlich höher und fragen: Warum genau soll das denn nicht gehen? Sie sind optimistisch und sehen Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen – „Generation why not“.

Dabei verstehen sie unter „Freunde“ nicht die Hundertschaften der Facebook-Freunde, die sie einst als Jugendliche gesammelt haben, sondern einen deutlich engeren Kreis, genau wie die Vorgängergenerationen. Die meisten der Facebook-Freunde oder die Kontakte in anderen Netzwerken wie Xing, WhatsApp etc. sind für sie eher ein „intelligentes Telefon- oder Notizbuch“, das pragmatisch genutzt wird zu Information, Networking und Kontaktpflege. Generation „Ich“ und ihr Sinnbild der Selbstdarstellung, das „Selfie“, werden zwar immer wieder genannt, sind jedoch eher deren jugendliche Spielereien oder die der sie kopierenden Nachfolgegenerationen.

Die „High Potentials“ der Generation Y setzen „digital“ eher nüchtern und pragmatisch ein, auch zur gezielten Selbstinszenierung. Die Teilnehmer an unseren Generation-Y-Workshops waren da zum Teil weniger aktiv als die moderierenden Babyboomer. Weltweite Massenaktionen wie „Occupy“ wurden getragen von der Generation Y. Sie haben die Wall Street besetzt, was nicht mal den 68ern gelungen ist. Die Aktion lief machtvoll an, ist aber heute tot. Wenn es nicht erkennbar weitergeht, sinkt das Interesse der Generation Y schnell. „Das eigene Leben verbessern, nicht die Welt verbessern.“ Dazu nehmen sie sich, was sie brauchen.

Diese Grundeinstellung prägt auch das Verhältnis zu den Institutionen: „Was wollen die? Was bringt mir das?“ Das Interesse an kollektiven Operationen hält nur so lange an, wie sie für den Einzelnen erkennbaren, direkten Nutzen oder Befriedigung versprechen. Danach werden sie konsequent aufgegeben. Ein langwieriger „Marsch durch die Institutionen“ ist für Gen Y zu fern von ihren Problemen. Und welche Endzwanzigerin will nach dem Marsch schon sein wie die Alt-68er heute?

Selbstbestimmt! Selbstständig in Einzelpraxen?
So pragmatisch und nüchtern wie die Generation Y insgesamt gegenüber der Wirksamkeit eigener Aktionen standen die jungen Zahnärzte in Workshops und Gesprächen auch ihrem Berufsbild gegenüber. Der Gang in die Einzelpraxis ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, die sie alle kritisch prüfen und probieren. Sie sehen neben der Selbstständigkeit auch die Risiken und Bindungen, die sie damit eingehen. Ihre Fragen sind: „Passt das zu mir?“, „Passt es jetzt zu meiner persönlichen Situation?“ Also lieber später oder vielleicht gar nicht.

Sie haben die Vorgänger und Eltern beim Burnout erlebt und informieren sich erst mal nüchtern über die Fakten, und die sind ja nicht nur rosig. In Deutschland kommen ca. 1.200 Einwohner auf jeden Zahnarzt, und die Zahl sinkt seit Jahren konstant, in der Schweiz sind es ca. 1.700 und in Österreich ca. 2.100 Einwohner pro Zahnarzt bei vergleichbarem Niveau und System der Zahngesundheit. Die international und internetinformierten „Y“-er wissen so etwas. Die Investitionen in Praxisübernahme und Verkauf nehmen ebenso konstant zu wie der Administrationsaufwand. Und die Entwicklung des Realeinkommens laut Statistik – naja.

Wen wundert es dann, dass die Jungen vergleichen und sehen, dass in Forschung und Industrie die Arbeitszeiten geregelter sind, als Angestellter in einer Zahnklinik weniger Administrationsarbeit geleistet werden muss – man will ja Medizin machen – und Zeitaufwand und Investitionen in einer Mehrbehandlerpraxis von mehreren getragen werden können, was ja Flexibilität und Sicherheit erhöht. Und Sicherheit will die Generation Y, um auch andere Interessen ausleben zu können und Zeit mit Freunden und Familie bei angenehmem Lebensstandard zu verbringen. Da macht sie ungern Kompromisse. Die Praxis ist nicht alles. Die Botschaft „die Einzelpraxis ist der Goldstandard“ als Ideologie zu verkünden hilft da wenig. Wenn, dann Überzeugung mit Fakten, und die muss man dazu nüchtern erarbeiten und nicht ex cathedra in Allgemeinplätzen vorbeten. Der Automatismus Einzelpraxis ist nicht mehr.

Selbstbestimmung ist für die Generation Y auch, den Arbeitsplatz wechseln zu können, wenn er nicht passt, und das ist mit eigener Praxis schwierig. Die Generation Y betreibt gezielt biografisches Selbstmanagement mit klaren Überlegungen. Erst mal angestellt ist mobiler, auch zum Lebenspartner, der ja von seinem Arbeitgeber ganz woanders eingesetzt werden könnte. Große Unternehmen erwarten Flexibilität. „Ausland geht nicht, weil meine Partnerin Zahnärztin ist?“, „Könnte aber spannend sein, noch mehr, wenn sie mitkommt, oder?“ Als Angestellte/r kann man mit der privaten und beruflichen Lebensentscheidung noch warten. Approbierte Zahnärzte sind als Angestellte auch gesucht, und die Guten können sich die Jobs aussuchen. Vielleicht kann man ja eine Praxis erst mal pachten, was das Risiko überschaubarer macht. Von der Generation Y wird deshalb die Selbstbestimmung ohne eigene Praxis höher eingeschätzt als von den Vorgängern. Der Effekt für die Babyboomer, die ihre Praxis gerne übergeben wollen, ist: Wenn die Jungen überhaupt in die Einzelpraxis wollen, dann eher später im Lebenslauf (Grafik 2).

Nicht für die Schule lernen wir!
Das Erreichen ihrer qualitativen Lebensziele spielt für die Generation Y eine große Rolle. In einer möglichst fundierten, breiten Ausbildung sehen sie den Sicherheitsanker, ihre Ziele in einer zunehmend volatilen Welt auch zu erreichen. Man optimiert deshalb konsequent Ausbildung und Werdegang darauf hin. „Lern was“, haben sie gelernt. Mit dem aktuellen Stand der Ausbildung zum Zahnarzt steht die Generation Y deshalb auf Kriegsfuß. Gerade in Bezug auf die Übernahme einer Praxis bemängelt sie, dass es an den Universitäten keine richtigen Veranstaltungsreihen in Richtung Praxisführung gibt. Erst nach der Approbation wird man damit konfrontiert. Ein Stand aus der Zeit, als das Ziel Einzelpraxis noch quasi Einbahnstraße war. Aber die Zeit ist vorbei. Kommen die Digital Natives dann zur praktischen Ausbildung in die Praxis, gilt dabei das „Jekami“-Prinzip, denn eine qualitative Auswahl der Ausbildungspraxen findet nach ihrem Urteil nicht statt. Es gilt, wer als Zahnarzt eine Praxis betreibt, kann auch ausbilden. Das ist für diese Generation völlig unglaubwürdig, denn sie sieht ja in ihrem intensiv gepflegten Freundeskreis, dass zum Beispiel in modernen, selbst klein- und mittelständischen Unternehmen der Ausbildung des Nachwuchsmanagements ein ganz anderer, sehr hoher Stellenwert zugemessen wird.

Grafik 2 (Grafik: Weiper) [3]

Grafik 2 (Grafik: Weiper)

Ausbilden ist etwas anderes als selbst machen. Das wissen und sehen die Jungen. Sicher gibt es sehr viele positive Beispiele, wo es passt, aber auch negative, wie einer erzählte, der monatelang PZR übte und sich dann frustriert verabschiedete. Solche Beispiele werden im digitalen Netz unter Gleichaltrigen kommuniziert und prägen das Bild mit. Selbst ein gezielter und kontrollierter Ausbildungsplan wird vermisst, den heute jeder Zahntechnikerlehrling hat (siehe Grafik 3).

Und Vorsicht mit der Wertung, dass die Jungen das als Anfänger nicht beurteilen können. Die Meinungen etablierter, erfolgreicher Praxisinhaber zur Ausbildung waren in deren Workshops deckungs-, teilweise wortgleich, nur von der Seite der Inhaber gesehen.
Und wer hat’s verbockt? Aus Sicht der Generation Y auch die Selbstorganisation des Standes. Deren Dreifaltigkeit aus Kassenzahnärztlicher Vereinigung, Zahnärztekammer und Freiem Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) rückt in die Schusslinie. Diese Institutionen der Branche wirken unnahbar, spröde und der Generation der Jungen entrückt. „Wenn ich die alten Männer auf einem Foto sehe, lese ich den Artikel nicht“, „Die versenden nur Blätter und buchen Geld ab“, „Man kommt leider nicht raus“ und last, but not least: „Frauen sind unterrepräsentiert“. Letzteres in einer Branche, in der heute die weit überwiegende Mehrzahl der Studenten Frauen sind, die auch in fünf Jahren bereits gut zwei Drittel der Zahnärzteschaft stellen.

Grafik 3 (Grafik: Weiper) [4]

Grafik 3 (Grafik: Weiper)

„Repräsentativ und nah an der Zielgruppe“ sieht für die Jungen anders aus. Und dann gehen Diskussionen noch um Themen wie die Akademisierung ärztlicher Hilfsberufe wie Dentalhygienikerin, alternative Gesellschaftsformen für Praxen etc., die selbst von vielen Funktionären nicht mehr ernst genommen werden, von den Jungen schon gar nicht. Die Generation Y will sinnvolle Strukturen. Durch die Institutionen, sprich, durch das Kartell der alten Männer marschieren? Eher nein danke.

Da die historisch gewachsenen Institutionen nicht attraktiv sind, konzentrieren sich viele Junge, auch wenn sie schon in der eigenen Praxis arbeiten, in eigenen Netzwerken mit praktischem, greifbarem Nutzen für ihre Arbeit. Diese Netzwerke haben zum Teil ein hohes fachliches und Kommunikationsniveau, denn die Generation Y ist hochkompetent in der Nutzung der digitalen Möglichkeiten dazu. Bei den heute bestehenden Fach- und Standesgruppierungen fragt sie kritisch: Wie industrieabhängig sind die? Man will sich nicht vor den Karren anderer Leute spannen lassen, sondern selbstbestimmt agieren, auch hier. Avers zu Institutionen, deren Ziele man nicht teilt oder nicht kennt und deren direkten Nutzen man für die eigene Ausrichtung im Beruf nicht sieht. Verwunderlich? Realitätsfern?

Warum Zahnmedizin?
„Ich will praktisch, vielseitig, flexibel und mit Menschen arbeiten.“ So antwortet die Generation Y auf die Frage, warum sie den Beruf des Zahnarztes gewählt habe. Das Ziel sehen sie in ihrem Bild der klassischen Einzelpraxis eher nicht erfüllt. Früher bedeutete Praxis, was ins Umfeld passt, sagen sie. Die Praxis war Ersatzfamilie mit wenig Kontakt nach außen, hohem persönlichem Risiko und Hierarchie mit Chef und Assistent. Das ist für die Jungen wenig attraktiv. Sie wollen „eher, was mir gut tut“. Konkret: Professioneller im Team führen, persönliche Sicherheit, um auch andere wichtige Interessen zu pflegen, und kritisch reflektiert agieren statt Tretmühle (Grafik 3).

Grafik 4 (Grafik: Weiper) [5]

Grafik 4 (Grafik: Weiper)

„Wenn man dann eine Praxis angeboten bekommt, ist das Patientengut oft veraltet“, sagten Gesprächspartner. Ist dieses Bild der Jungen völlig realitätsfern? Es verwundert zumindest nicht, dass länger und öfter eine Anstellung und Weiterbildung, bis das Zielbild des Berufs erreicht ist, nach der Assistenzzeit höher im Kurs stehen, als die schnelle Übernahme irgendeiner Praxis. Dabei sieht man die (Lohn-)Risiken eines solchen Weges in einem Europa der offenen Grenzen durchaus realistisch. Eben „Generation why not“. Für die heutigen Inhaber heißt das, dass der Nachwuchs eher nochmal wechselt, statt zu übernehmen.

Das Selbstvertrauen, das man in die eigene Kompetenz hat, und kraft derer man in der Praxis bereits als Assistent mitbestimmen will, wie es läuft, mag an der einen oder anderen Stelle überzogen, ja naive Euphorie sein, aber da ist Führung gefragt. Dabei spielt die Akzeptanz der „ChefWoMan“ eine entscheidende Rolle. Deren Interpretation der Führungsrolle bestimmt im konkreten Fall die Sicht und das Verhalten mehr als alles andere. Erwartet werden Lehrer und Begleiter und Coaching mit ständigem Feedback. Wenn das nicht geht, zieht man lieber ohne großes Bedauern weiter. So kühl und nüchtern sehen die Jungen auch ihr Verhalten außerhalb der Praxis zu den Lieferanten auf Seiten von Laboren, Herstellern und Handel. Wenn es nicht passt, dann schnell und ohne großen Aufstand – tschüs!

Wohin geht die Reise?
Fakt ist, dass die Generation Y die Zahnärzteschaft in den kommenden Jahren Stück für Stück übernehmen und prägen wird – altersbedingt unvermeidbar. Diese Zahnärzteschaft wird schon in fünf Jahren deutlich anders aussehen als heute. 20 Prozent der heute tätigen Zahnärzte werden bis 2020 ausscheiden. 70 Prozent von allen werden Frauen sein. 30 Prozent von allen schon aus der Generation Y. Mehr Angestellte, mehr Partnerpraxen, mehr Teilzeitarbeitende, und nicht zuletzt wird die digitale Praxis 2020 der Maßstab sein.

Letzteres nicht wegen der Generation Y. Gerade erfolgreiche, etablierte Praxisinhaber der Vorgängergenerationen gehen davon aus, dass die Praxis bald digital wird, weil sie die organisatorischen und geschäftlichen Möglichkeiten sehen. Diese gestandenen Profis sehen das gelassen, denn „es wird nur digital (und damit bequemer, nützlicher), was man eh machen muss“. Der hohen digitalen Affinität der Generation Y kommt das natürlich entgegen. „Man hat dann mehr Zeit für den rein medizinischen Teil“, auf den man großen Wert legt.

Das Zielbild lässt sich so für alle, die ihre Praxis übergeben wollen, klar präzisieren. Zu 100 Prozent geht es bei potenziellen Übernehmern um die Generation Y. Davon sind 80 Prozent Frauen, die, glaubt man den Marktforschungen, Themen wie Familie, Flexibilität, Beziehung und Team in ihren beruflichen Selektionskriterien eher noch einen Tick höher gewichten (siehe das Thema Partnerpraxen).

Auch die Marktsituation lässt sich beschreiben. Die 20 Prozent, also ca. 8.000 Praxisinhaber, die in den nächsten fünf Jahren ausscheiden wollen, sind mehr als die Zahl der willigen Übernehmer, wenn man die Meinungen der Marktexperten jeder Richtung nimmt. „Angebot größer als Nachfrage“ – was das für die Kaufpreise heißt, kann sich jeder ausmalen. Es werden sicher nicht alle Praxen einen Käufer finden. Damit wird der Wettbewerb um die Interessenten aus der Generation Y schärfer.
Die Verkäufer haben in diesem Käufermarkt keine Wahl. Sie müssen sich und ihre Praxis konsequent auf diese Zielgruppe einstellen. Es gibt keine andere, und sie wird sich nicht ändern, weil sie irgendwem nicht passt. „Ich werde älter und brauche das Geld“, reicht nicht.

Wer erfolgreich verkaufen will, muss über die Bücher gehen und Stand und Leistung seiner Praxis auf den Prüfstand stellen. Man muss im regionalen Markt und im Internet präsent sein, denn dort sucht und vergleicht die Generation Y. Und man muss sich bezogen auf die Einstellungen und Anforderungen der Generation Y darstellen und profilieren. Nur dann verbessern sich die Chancen in diesem Wettbewerb. „Praxis führen“ und „Praxis verkaufen“ sind zwei Paar Schuhe. Der wichtigste Punkte dabei ist der oder die „ChefWoMan“ selbst. Damit ist zumindest klar, wo man anfangen kann.
Rudolf Weiper, Basel

Rudolf Weiper [6]

Rudolf Weiper

Rudolf Weiper, Dipl.-Volksw. CMC, arbeitete im Marketing- und Vertriebsbereich deutscher Markenartikelunternehmen und als Strategie- und Organisationsberater für führende internationale Unternehmensberatungen. 1989 gründete er die Management Support Weiper GmbH in Basel. Seit 1995 berät er Hersteller, Händler, Institutionen und Verbundgruppen im deutschen Dentalmarkt bei der Entwicklung von Strategie, Führung, Vermarktung und Restrukturierung. Seit 1998 arbeitet er als Moderator für den DZW-Workshop Zukunft und den Intensiv-Workshop „Bonner Runde“ mit der DZW – Die ZahnarztWoche zusammen. Network XING.