Das Vertrauen in politische Institutionen und Verbände lässt bei der Generation Y im Gegensatz zu den Vorgängergenerationen deutlich nach. In KZVen und Zahnärztekammern fehlt der Nachwuchs, der Altersdurchschnitt steigt, die aktiven Mitglieder werden immer älter. Politische Verbände bestehen für den Nachwuchs aus alten Männern, wirken spröde und unnahbar, Frauen sind unterrepräsentiert. Hier finden junge Zahnärzte keine Rollenvorbilder und fühlen sich nicht vertreten.
Dass die Generation Y meist andere Lebensentwürfe und Berufsvorstellungen verfolgt als ihre Eltern, ist mittlerweile bekannt. Aber welche sind das wirklich, und passen andererseits die Standesorganisationen und ihre Politik noch zu den Themen und Problemen der nachfolgenden Zahnmedizinergeneration?
Darüber diskutierten Assistenten, junge Praxisinhaber oder -partner und in der Klinik tätige Zahnärzte am vergangenen Samstag mit Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV Baden-Württemberg, und Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK). Die DZW-Redaktion hatte zu einem Konstruktiv-Workshop – dem achten der „Bonner Runde“ – mit dem Baseler Unternehmensberater Rudolf Weiper (Management Support Weiper) eingeladen.
In der intensiven Diskussion wurde schnell klar, dass Zahnärztekammern und KZVen sowie deren Arbeit dem Gros der jungen Kollegen bis zum Ende ihres Studiums kaum bis gar nicht bekannt, geschweige denn an den Universitäten präsent sind; dass „die Jungen keine Aliens und die Alten nicht die arroganten Besserwisser“ sind; dass es hohe Zeit für regelmäßige selbstverständliche Gespräche ist. „Nachfolgende Generationen einzubeziehen ist eine essenzielle Notwendigkeit. Ohne das zu tun, sind die Standesorganisationen verloren“, resümierte der Präsident der Bundeszahnärztekammer.
Gemeinsam überlegten die Diskussionsteilnehmer, wie sich die Standesorganisationen und ihre Politik verändern müssen, und suchten nach Verbesserungen an den Schnittstellen zwischen Standespolitik, Universitäten und Nachwuchs. Bei der Frage, wie junge Zahnmediziner in diese Prozesse eingebunden werden können, wurde jedoch schnell klar, dass die übliche „Ochsentour“ zu lange dauert, um sie für die Standespolitik zu gewinnen. Erst recht, wenn es darum geht, die dringend notwendigen Anpassungen schnell umzusetzen.
Reizvoll aus Sicht aller Teilnehmer war die Idee, parallel zu den etablierten Gremien der Standesorganisationen junge, projekt- und zeitgebundene Gruppen ins Leben zu rufen, um schnell und erfolgreich reagieren zu können.
Für alle – junge Zahnmediziner wie Standespolitiker – war es aufschlussreich zu hören, wo die jeweiligen Kritikpunkte liegen. Am Ende war allen klar: Diese Gesprächsrunde kann nur ein Anfang gewesen sein; die Diskussion muss weitergehen, und Ergebnisse müssen zügig umgesetzt werden (ein ausführlicher Bericht folgt).
MW