So kreieren Sie ein ästhetisches Praxiskonzept

Der erste Eindruck beim Betreten einer Zahnarztpraxis und auch eines jeden anderen Gebäudes oder Raums ist ein bleibender Eindruck. Wir merken sofort, ob wir uns in diesen Räumen wohl, aufgehoben und verstanden fühlen. Das Gefühl der Behaglichkeit, das sich in gut gestalteten Praxisräumen einstellt, ist eine Wertschätzung gegenüber den Patienten, insbesondere aber auch eine des Behandlers gegenüber sich selbst.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

„© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel“

Die Ansprüche an eine ästhetisch hochwertige Praxisgestaltung haben sich im Lauf der Zeit gewandelt. Heute erwarten Patienten neben außerordentlicher Beratungs- und Kommunikationsqualität auch eine individuelle Praxisgestaltung. Ein Zahnarzt sollte sich dies zunutze machen und in einem Praxiskonzept seine Behandlungsschwerpunkte definieren sowie die räumliche Praxisgestaltung nach ästhetisch-funktionalen Gesichtspunkten in ein Gesamtkonzept übernehmen.

Mit einem stimmigen Gesamtkonzept die Praxis am Markt positionieren

Das Gesamtkonzept bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Zahnarztpraxis am Markt zu positionieren, sich von Mitbewerbern abzuheben und den Aufenthalt für Patienten in der Praxis zu einem Erlebnis werden zu lassen. Vordergründig ist natürlich immer die fachliche Qualifikation und Kompetenz des Behandlers zu betrachten. Ein Gesamtkonzept, insbesondere eine individuelle Praxisgestaltung, soll diese Kompetenz untermauern – keineswegs ersetzen. Eine Praxisgestaltung ist nur so gut wie die Kompetenz des Behandlers.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

„© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel“

Eine Praxis lässt sich natürlich von Grund auf neu gestalten, was neben jeder Menge intensiver Planungsarbeit auch mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist. Auch bei einer Praxisübernahme stellt sich die Frage, welcher Aufwand betrieben werden soll, um „frischen Wind“ in die Praxis zu bringen.

Die fünf Faktoren des ästhetischen Praxiskonzepts
Grundsätzlich gibt es fünf Faktoren, die miteinander interagieren und Teil eines ästhetischen Praxiskonzepts sind: Farbe, Form, Material, Licht und die Gliederung/Wirkung der Praxis.

FarbeFarbe ist das erste sichtbare Signal, was uns sprichwörtlich ins Auge fällt. Noch vor der Form und der Haptik nehmen wir Farbe als stilgebendes Element wahr. Mit ihr lassen sich Farbstimmungen erzeugen, die Räumen ein charakteristisches Erscheinungsbild geben. Die richtige Farbe am richtigen Platz schafft Behaglichkeit, Entspannung, Ordnung, Hygiene und/oder Übersicht. Farben untermauern also bestimmte Nutzungsbereiche, trennen sie voneinander oder führen sie optisch zusammen. Zudem wirken sie direkt auf unsere Psyche – mit Farben erwecken wir beim Betrachter Anregung, Entspannung, Lebhaftigkeit, Ruhe, Wohlwollen und viele weitere Gefühle. Insbesondere Angstpatienten lassen sich durch die richtigen Farben beruhigen, aber auch das Personal einer Praxis steht in Wechselwirkung mit einer optimalen Farbgestaltung. Auch in der Außenwirkung einer Praxis ist Farbe ein guter Kommunikator: Unternehmensfarben transportieren nämlich die Praxisphilosophie auch nach außen.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

„© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel“

Form
Die Form folgt der Funktion. Insbesondere im alltäglichen Arbeitsablauf ist es wichtig, beispielsweise alle Möbelstücke in den Behandlungsräumen, die Sitzgelegenheiten im Wartezimmer, den Empfangstresen und das Backoffice so zu gestalten, dass ein ergonomisches und effizientes Arbeiten möglich ist, beziehungsweise sich die einzelnen Komponenten nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Wesentlich ist auch die stilistische Wirkung Ihrer Praxis: Geradlinige Formen und Linien, glatte Flächen und eine Reduktion auf wesentliche Merkmale wirken rein, elegant, aber auch kühl und ein wenig distanziert. Organische Formen, Rundungen und haptisch anspruchsvolle Oberflächen wirken lebendig und menschlich. Ideal ist eine Kombination aus geradlinigen und organischen Formen – herausragend ist es, wenn auch alte und neue Möbelstücke miteinander kombiniert werden. Besonders im Wartezimmer fühlt sich das sehr charmant an.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

„© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel“

Material/Oberflächen
Die Haptik, also die Oberflächenbeschaffenheit, verleiht einem Raum einen ganz persönlichen Charakter und steht in Beziehung mit der Farbe und der Form. Materialien, die Verwendung finden können, sind Holz, Glas, Beton, Vliestapeten, Strukturputze, Kunststoff, Metall, Stein und viele mehr. Die Beschaffenheit der unterschiedlichen Oberflächen reicht von glatt bis rau, von natürlich bis künstlich oder von grob bis fein. Es gibt unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten – und gerade das macht das Material zu einem interessanten Faktor in der Praxisgestaltung.

Ein Beispiel: Zu einem reduzierten Praxiskonzept, dem eine designorientierte Idee zugrunde liegt, passt eine mattiert gräulich-elegante Farbgestaltung, geradlinige Formen und kühle Materialien wie Stein, Metall und Glas. Wichtig ist, dass sich Farbe, Form und Material ergänzen und nach deren Wirkung eingesetzt werden.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

„© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel“

Licht

Ohne Licht gibt es keine Farbe. Licht ist ein wesentlicher Faktor in der Praxisgestaltung und wird funktional oder emotional eingesetzt. Überall dort, wo das Geschick des Behandlers gefragt ist, muss eine optimale Lichtsituation vorherrschen, das heißt, alle Bereiche werden mit tageslichtähnlichem Licht hell ausgeleuchtet. Emotional wird Licht überall dort eingesetzt, wo es Stimmung erzeugen soll – zum Beispiel im Wartezimmer oder am Empfangstresen. Im Wartezimmer trägt gedämpftes Licht zu einer wohligen Atmosphäre bei. Am Empfangstresen kann Licht auch wegweisend sein oder architektonische Gegebenheiten untermauern und in Szene setzen. In einem Praxiskonzept in der Ausgabe 3-2014 von Chance Praxis wird eindeutig auf die Lichtsituation eingegangen.

"© KLEIN Zahnärzte 2014 (www.zahnarzt-dresden.de), Foto: René Jungnickel"

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Praxisgliederung/-wirkung
Die Praxisgliederung beschäftigt sich mit der räumlichen und funktionalen Aufteilung der Räume innerhalb der Praxis. Es werden Laufwege berücksichtigt und einzelne Funktionsbereiche definiert. Ein Aushängeschild und der erste Kontaktpunkt innerhalb einer Praxis ist der Empfangstresen. Hier verfestigt sich die Praxisphilosophie und wird zugleich sichtbar. Im Praxiskonzept wird definiert, welcher Praxisbereich welchem Zweck dient und wie jeder Bereich wirken soll. Ein Wartebereich kann loungig-gemütlich wirken, ein Behandlungszimmer sachlich-modern. Die Praxisgliederung sieht ebenfalls private und öffentliche Bereiche vor, die sich selbstverständlich auch farbig voneinander unterscheiden können.

Im zweiten Teil dieses Artikels erfahren Sie, wie Sie mit einem moderaten Arbeitsaufwand bestehende Praxisräume umgestalten können.
Alexander Jahn, Leipzig

Zur Person

Alexander Jahn - Foto: Jahn

Alexander Jahn – Foto: Jahn

Alexander Jahn ist Diplom-Designer (FH) und Buchautor. Er studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim und arbeitet in den Bereichen Kommunikationsdesign und Innenraumgestaltung. Seine Leidenschaft gilt seit jeher der Farbe. Unter diesem Fokus kreiert er Design für den Mittelstand, Konzerne und Privatpersonen. Heute lebt der gebürtige Jenenser in seiner Wahlheimat Leipzig.

Kontakt: Alexander Jahn, Dipl.-Des.(FH), E-Mail: jahn@farbmodul.de, www.farbmodul.de

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