Praxis-Special: Ihr Weg zur individuellen Praxis mit Stil

Kathrin Geilert, Geschäftsführerin des Praxisbauspezialisten der Geilert GmbH. Foto: Geilert

Kathrin Geilert, Geschäftsführerin des Praxisbauspezialisten der Geilert GmbH. Foto: Geilert

Das optimale Praxisdesign mit System: Der Acht-Schritte-Plan für eine individuelle und erfolgreiche Praxisgestaltung (1)

Der Wunsch, die eigene Praxis neu zu gestalten, stellt viele Zahnärzte vor komplexe Aufgaben und Probleme. Die Themen Modernisierung, Umzug oder Neugründung entwickeln sich zum sprichwörtlichen Buch mit sieben Siegeln.

Der viel zitierte Begriff der „optimalen Praxiseinrichtung“ wird von Designern, Licht- und Farbspezialisten, Möbelherstellern, Schreinern, Innenarchitekten und Psychologen fast schon inflationär verwendet. Bedarfsanalyse, Raumplanung, Raumgestaltung, Möblierung, Behandlungseinheiten, Ergonomie, Material- und Farbauswahl, Lichtdesign, Corporate Design, Einrichtungsaccessoires und Praxiskonzept – im ersten Moment „erschlagen“ diese Schlagwörter die Leser im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind aber der Schlüssel zu einer erfolgreichen und hoch frequentierten Praxis.

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Mit den eleganten Holzmaserungen, der indirekten Beleuchtung und dem großen Aquarium erinnert das Ambiente dieser Praxis fast schon an das Entree eines Luxus-Hotels. Foto: Geilert GmbH

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Mit den eleganten Holzmaserungen, der indirekten Beleuchtung und dem großen Aquarium erinnert das Ambiente dieser Praxis fast schon an das Entree eines Luxus-Hotels. Foto: Geilert GmbH

Bedenkt man, dass Ärzte und ihr gesamtes Praxisteam einen Großteil ihres Tages in den Praxisräumen verbringen, sollten sie die genannten Schlagwörter genau hinterfragen, um ein ganz persönliches Fazit daraus zu ziehen. Die ideale Herangehensweise an einen neuen Praxisentwurf erfolgt deshalb Schritt für Schritt. Unsicherheiten können so mit jedem Planungsabschnitt abgebaut und Wünsche neu hinterfragt werden. Das Gefühl, genau zu wissen was man wirklich will und was die eigenen Patienten schätzen, entwickelt sich mit jeder Phase weiter.

Abgestimmt mit Zahnärzten verschiedenster Fachrichtungen, Praxisbauspezialisten, Innenarchitekten und Möbelherstellern entstand so ein Acht-Schritte-Plan für den Weg zur individuellen Praxis mit Stil – von der analytischen Bedarfsermittlung bis zur finalen Möbelmontage. Jeder Schritt ist konzeptionell geplant, wird detailliert betrachtet und um hilfreiche Praxistipps ergänzt. Ein Leitfaden für jeden Zahnarzt, der sich mit dem Gedanken einer Erweiterung, Renovierung oder dem Praxisumbau trägt. Der erste, wesentliche Schritt: Die Bedarfsermittlung.

Der Zweck des Umbaus
Die erste Frage, die sich im Zuge der Bedarfsermittlung stellt: Welchen Zweck soll der Umbau erfüllen? Die Antworten reichen von der räumlichen Vergrößerung über die Praxisübernahme und damit zusammenhängenden Veränderungen oder einfach nur eine notwendige Modernisierung der vorhandenen Räumlichkeiten. Immer öfter stehen hinter dem Wunsch räumlicher Veränderungen auch persönliche oder berufliche Veränderungen. So wird die ganzheitliche Zahnmedizin immer beliebter.

(Laser-)Akupunktur, Homöopathie, bioelektrische Funktionsdiagnostik, biologische Kieferorthopädie, Ernährungstherapie und vieles mehr wird zunehmend in das Praxiskonzept integriert und damit auch eine neue Patientengruppe angesprochen.
Um diese Neukonzeption sichtbar nach außen zu transportieren sowie die Praxisbedürfnisse anzupassen, ist eine Modernisierung sinnvoll. Denn eine vorausschauend gewählte Praxiseinrichtung vermittelt den Patienten die Identität der Praxis und fachliches Know-how. Erfahrungsgemäß leiten etwa 80 Prozent der Patienten das fachliche Wissen vom Eindruck der Praxis selbst ab.

Erfolgreiche Umsetzungsstrategie
Ist der Zweck des Umbaus klar, kann die Strategie zu dessen erfolgreicher Umsetzung erarbeitet werden. „Hierbei müssen die zukünftig angestrebte Patientenstruktur, die persönlichen Wünsche des Arztes sowie das Gesamtkonzept der Praxis möglichst ideal ineinander greifen“, erklärt Jörg Geilert, Schreinermeister und Geschäftsführer des Praxisbauspezialisten der Geilert GmbH. Jahrzehntelange Erfahrungen im modernen Ausbau haben gezeigt, wie wichtig eine fundierte Analyse und gute Planung tatsächlich sind.

Perfekt inszeniertes, indirektes Licht, viel Stauraum für den Empfang und ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze bieten Komfort für Patienten und Mitarbeiter. Foto: Geilert GmbH

Perfekt inszeniertes, indirektes Licht, viel Stauraum für den Empfang und ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze bieten Komfort für Patienten und Mitarbeiter. Foto: Geilert GmbH

Vor allem die vorhandene beziehungsweise angestrebte Patientenstruktur hat entscheidenden Einfluss auf die Praxisplanung. Als typische Unterscheidungsmerkmale innerhalb einer Patientenstruktur gelten das Alter der Patienten sowie die medizinischen Präferenzen hinsichtlich ergänzender Behandlungsmethoden wie ästhetischer Zahnersatz, Laserzahnheilkunde, Lachgasbehandlungen oder Hypnose. Inwieweit diese inhärenten Faktoren Einfluss auf die Praxisplanung haben, zeigen drei alltägliche Praxisbeispiele.

Drei alltägliche Praxisbeispiele

Kinder- und Jugendpraxis: Eine Praxis will Kinder und Jugendliche als zukünftige Patienten gewinnen. Die richtige Einrichtung generiert eine positive Atmosphäre. Bei kleineren Patienten müssen sich vor allem die Mütter wohl und geborgen fühlen, gut aufgehoben und in einem kindgerechten Umfeld. Ein stimmiges Grundkonzept beinhaltet großzügige Kinderspielbereiche, die möglichst vom restlichen Wartebereich abgetrennt sind, flippige Akzente in Bezug auf die Raumfarbe, Bilder, Polsterstoffe und Böden.

Hygienisches Spielzeug, möglichst mit Öko-Siegel, Ablenkungen durch Kinder-DVDs sowie eigene Waschräume helfen, dass Mütter und Kinder sich besonders geschätzt fühlen. Kreativen Möblierungen sind hier praktisch keine Grenzen gesetzt. Ein Piratenschiff mit Spielbällen und Nintendo-Plätzen, eine Burg mit Lesebereich und Versteckmöglichkeiten oder ein übergroßes Puppenhaus mit allerlei Spielzeug – alles ist möglich.

Der Kinderbereich im Wartezimmer – unauffällig aber kreativ, platzsparend aber abwechslungsreich, hygienisch aber anziehend. Eine originelle Lösung: ein Piratenschiff. Laut Praxisteam sind die Kinder immer wieder aufs Neue begeistert und auch die Reinigung ist schnell und problemlos. Foto: Geilert GmbH

Der Kinderbereich im Wartezimmer – unauffällig aber kreativ, platzsparend aber abwechslungsreich, hygienisch aber anziehend. Eine originelle Lösung: ein Piratenschiff. Laut Praxisteam sind die Kinder immer wieder aufs Neue begeistert und auch die Reinigung ist schnell und problemlos. Foto: Geilert GmbH

„Der Look entscheidet“
Bei der Umsetzung steht die kindgerechte Bauweise natürlich im Vordergrund. Keine Ecken und Kanten, keine Schadstoffe und natürliche Materialien wie Holz müssen zum Einsatz kommen. Immer wichtiger ist auch die technische Ausstattung. Flachbildschirme mit laufenden Nachrichten, iPads mit kostenloser WLAN-Nutzung zum Lesen und Spielen, entsprechend befestigt, oder auch beruhigende, farbwechselnde Lichtelemente schaffen vor allem für Jugendliche eine Wohlfühlatmosphäre. Gekoppelt mit Lounge-Sesseln statt typischer Wartezimmerbestuhlung, abwaschbarer Lederbespannung statt angegrauter Stoffpolster, grafisch aufgesetzter Pflanzen-Deko statt der bekannten Palmenpflanze hilft dies, jüngere Patienten zu binden. Hier heißt es, „der Look entscheidet“.

Auch die Auswahl der präsentierten Zeitschriften sollte berücksichtigt werden. Weg vom Mainstream hin zum Besonderen kann eine zielgruppengerechte Ansprache fördern. Vom Wissensmagazin Neon über Spießer – je nach Patientenstruktur können auch hier wertvolle Akzente gesetzt werden.

Praxis für Angstpatienten: Dagegen setzt eine Zahnarztpraxis die vor allem Angstpatienten behandelt, völlig andere Schwerpunkte. Ruhezonen, Bequemlichkeit und eine harmonische, lebensbejahende Atmosphäre stehen im Mittelpunkt. Sitzmöglichkeiten, die zum Verweilen einladen, kleinere Rückzugsbereiche, leise Entspannungsmusik sowie viel Tageslicht beziehungsweise ein angenehmes Lichtkonzept tragen dazu bei. Variable Deko-Stoffe am Fenster, zum Beispiel ein Flächenvorhang oder Doppelrollos, geben Patienten die Möglichkeit, nach eigenem Gutdünken auf die Lichtverhältnisse zu reagieren. Warme, naturnahe Materialien bestimmen das Gesamtbild. Beruhigende Farben wie Pfefferminz- oder Schlammgrün aber auch herbstliche Töne vermitteln das gewünschte Bild. Eine beinahe wohnliche Atmosphäre ist oftmals das Ziel.

In einer Praxis mit naturnahen Farben und Materialien beginnt das Möbelkonzept beim Empfang und zieht sich bis zu den Behandlungszeilen konsequent fort. Foto: Geilert GmbH

In einer Praxis mit naturnahen Farben und Materialien beginnt das Möbelkonzept beim Empfang und zieht sich bis zu den Behandlungszeilen konsequent fort. Foto: Geilert GmbH

Im baulichen Mittelpunkt steht die Schallentwicklung. Diskretion und eine ruhige Atmosphäre sind in diesem Fall besonders wichtig. Elastische Böden wie beispielsweise aus Naturkautschuk, Naturlatex oder Kork gelten als schallschluckend, trittschall- und wärmedämmend. Teppiche bieten zwar eine geringe Geräuschkulisse, kommen aber auf Grund mangelnder Hygiene und schlechter Reinigungsmöglichkeiten kaum noch zum Einsatz. Schallharte Bodenbeläge wie Parkett, Fliesen oder Sichtbeton werden durch Bilder mit Schall-Absorptionseigenschaften oder schallabsorbierendes Mobiliar abgemildert. Sogenannte Schallabsorber an Decke und Wand bieten viele Möglichkeiten, um negative Schallentwicklungen im Altbau auszugleichen.

Die Landarztpraxis: Eine weitere Antwort auf die Frage des Patientenbedarfs: die Landarztpraxis. Die Patienten zählen größtenteils zur Altersgruppe der 50- bis 80-Jährigen. Komfortable Sitzgelegenheiten, ausreichend Platz pro Sitz und eine wohnliche Atmosphäre entscheiden über den Patientenzuspruch.

Auch hier können technische Features für Unterhaltung sorgen. Ältere interessierte und gebildete Patienten nehmen Extras wie iPads zur Ablenkung durchaus positiv wahr und auch gerne an. Im Fokus stehen bei dieser Patientengruppe vor allem die Details – und zwar solche, die ein Wohlfühlambiente schaffen. Diese beginnen bereits bei der Auswahl der Materialien. Wertige, edel wirkende Werkstoffe werden erkannt und mit fachlichem Know-how in Bezug gesetzt. Dabei muss hochwertig nicht gleich teuer sein. Inzwischen bietet der Markt praxistauglicher Materialien alles, was Patienten und Arzt sich wünschen, auch zu moderaten Preisen.

Intensive Farben, elegante und absolut hygienische Materialien plus ein individuell angepasstes Möbelkonzept bestimmen die Behandlungszeilen dieser Praxis. Foto: Geilert GmbH

Intensive Farben, elegante und absolut hygienische Materialien plus ein individuell angepasstes Möbelkonzept bestimmen die Behandlungszeilen dieser Praxis. Foto: Geilert GmbH

Aber man muss wissen, welcher Werkstoff sich wofür am besten eignet. Denn Patienten dieser Gruppe empfinden Optik und Haptik als wichtig. Massivholz ist zum Beispiel kaum für hochfrequentierte Bereiche geeignet. Wenn Holzoptik gewünscht wird, dann gilt Schichtstoff mit Holzoptik als optimale Lösung. Dieser vermittelt die typische Holzton-Wärme und ist gleichzeitig problemlos bearbeitbar, hochabriebfest, unempfindlich für Desinfektionsmittel und pflegeleicht. Populär ist inzwischen das High-Tech-Material des acrylbasierten Mineralwerkstoffs. Der besonders hygienische, verformbare, fugenlos verbindbare und sehr elegante Werkstoff inspiriert Ärzte zu ungewöhnlichen Kreationen wie zum Beispiel die Form des eigenen Praxislogos als Thekenunikat.

Der zweite Teil dieser Artikelserie widmet sich der Analyse der persönlichen Wünsche des Zahnarztes sowie der Erstellung eines Gesamtkonzepts unter Berücksichtigung wichtiger, baulicher Voraussetzungen. Beleuchtet wird außerdem die Realisierung einer effizienteren Raumnutzung, um auch größeren Patientenzulauf zu bewältigen und Struktur zu erhalten. Dabei werden die wichtigsten Richtlinien für den Praxisbau erläutert und der perfekte Weg zur Realisierung des gewünschten Designs verfolgt – vom passenden Praxislogo über die Teambekleidung bis zur Grafik des Bestellzettels. Kurz: von der Bedarfsermittlung zur Entwurfsentwicklung.
Kathrin Geilert, Leisnig

(wird fortgesetzt)

Hier finden Sie unsere komplette Serie:

Das optimale Praxisdesign mit System: Der Acht-Schritte-Plan für eine individuelle und erfolgreiche Praxisgestaltung
Teil 1: Ihr Weg zur individuellen Praxis mit Stil

Teil 2: Von der Idee zum Praxisentwurf mit Wow-Effekt

Teil 3: Die eigene Praxis nimmt Gestalt an – Vom Entwurf zur Auftragsgestaltung

Teil 4: Praxisdesign: Vom Feinaufmaß bis zur Möbelmontage

Zu unserer Autorin:

Kathrin Geilert (Foto: Geilert GmbH)

Kathrin Geilert (Foto: Geilert GmbH)

Kathrin Geilert ist gelernte Betriebswirtin mit Studienabschluss im Bereich Betriebswirtschaft und Gestaltung/Design. Seit 24 Jahren leitet sie die Geschäfte des Familienunternehmens Geilert, das sich seit 15 Jahren auf den maßgefertigten Innenausbau von Arztpraxen und Apotheken im Raum Thüringen, Sachsen und Berlin-Brandenburg spezialisiert hat. Sie ist verantwortlich für Marketing, Designentwicklung, Projektplanung, Kundenbetreuung sowie die Geschäftsorganisation.

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