- Chance Praxis - http://www.chance-praxis.de -

Führungsfehler vermeiden – Lösungen finden

Werner Katzengruber betrachtet seit mehr als 20 Jahren die Auswirkungen der technologischen Veränderungen auf Unternehmen. Daraus entwickelt er zukunftsfähige Arbeitsmodelle und Lösungen für Führungskonzepte. Exclusiv für Chance-Praxis berichtet er im letzten Teil unserer dreiteiligen Serie, welche Führungsfehler am häufigsten gemacht werden und wie man sie vermeidet.

Führung in dynamischen Zeiten bedeutet: Wer einigermaßen derselbe bleiben will, muss sich ständig verändern. Der psychologische Aspekt der Führung wird von immer größerer Bedeutung sein. Foto: Khakimullin Aleksandr/Shutterstock.com

Führung in dynamischen Zeiten bedeutet: Wer einigermaßen derselbe bleiben will, muss sich ständig verändern. Foto: Khakimullin Aleksandr/Shutterstock.com

Wie wird man in Deutschland zur Führungskraft? In der Regel ist man der beste Fachmann, lange genug im Unternehmen, um die geheimen Regeln zu kennen, ist seinem Vorgesetzten nie auf die Nerven gegangen und hat nie widersprochen. Außerdem waren die Ergebnisse der Arbeit überdurchschnittlich. Aber niemand fragt, ob man das Potenzial zur Führungskraft hat. Und nur in den seltensten Fällen werden Führungskräfte auf ihren Job vorbereitet. Das sind die Ursachen für alle Fehler, die dann folgen. Die häufigsten Fehler sind aus meiner Sicht folgende:

Fehlendendes psychologisches Grundverständnis

Als Führungskraft leben Sie in einem permanenten Spannungsfeld. Auf der einen Seite müssen Sie Ergebnisse erzielen und Ihr Erfolg ist abhängig von der Motivation und Qualität Ihrer Mitarbeiter. Nur wenige Führungskräfte besitzen ein psychologisches Grundverständnis. Sie müssen aber verstehen, wie das menschliche Betriebssystem funktioniert und welche Auswirkung ihr Handeln auf die Motivation der Mitarbeiter hat, um erfolgreich zu führen.

Unklare Kommunikation

Implizite, also unklare und nicht eindeutige Kommunikation, die wir im Privatleben vielleicht aus Höflichkeitsgründen anwenden, kann in der Führung zu Missverständnissen und Fehlern führen. In einigen Berufsgruppen ist direkte Kommunikation überlebenswichtig; denken Sie an Piloten oder Rettungskräfte. Ich empfehle Führungskräften klare und eindeutige Kommunikation. Kommunikative Kompetenz ist das Grundwerkzeug jeder Führungskraft und je besser sie dieses beherrscht, desto besser wird ihre Überzeugungskraft.

Mangelnde Kritikfähigkeit

Viele Führungskräfte fordern zu wenig Kritik an ihrer Führung ein und es fehlt Ihnen an Selbstreflexion, die aber Führungsvoraussetzung ist. Starke Führungskräfte Kritik annehmen, während Kritikimmunität eher von mangelndem Selbstbewusstsein zeugt. Versuchen Sie, möglichst objektive Kritik zu bekommen. Die eigenen Mitarbeiter sind das lebende Zeugnis für die Qualität der Führungskraft und Führungskräfte, die zwischen konstruktiver und destruktiver Kritik unterscheiden können, nutzen eine direkte Feedbackkultur als wertvollen Spiegel ihrer Führungsarbeit.

Kein Feedback geben

Umgekehrt ist es für Mitarbeiter wichtig, dass sie von ihren Vorgesetzten eindeutiges Feedback erhalten. Regelmäßiges Feedback ist ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Unternehmenskultur. Ihre Mitarbeiter verbringen einen erheblichen Teil ihres Lebens damit, einer Tätigkeit nachzugehen, von der sie meist den Zufriedenheitsgrad ihres Vorgesetzten meist nicht kennen. Regelmäßiges Feedback ist eines der kostengünstigsten, effektivsten und einfachsten Führungsinstrumente, die sie als Führungskraft nutzen können.

Unverbindlichkeit

Eine der wichtigsten Eigenschaften, die von Führungskräften gefordert wird, ist Verbindlichkeit. Wer von seinen Mitarbeitern als unverbindlich bezeichnet wird, hat sie als Autorität versagt. Wer verbindliche Mitarbeiter haben will, muss es selbst sein. You go first! Absprachen sollen beidseitig eingehalten werden, Nichteinhalten von Vorgaben muss Konsequenzen nach sich ziehen. Machen Sie sich Notize, um sich an alle Absprachen im Team-Alltag zu erinnern. Denn wer seine Absprachen immer wieder unterläuft, wird mit der Zeit unglaubwürdig.

Verantwortung für Ergebnisse delegieren

Lassen Sie die Verantwortung da, wo sie hingehört! Mit dem Begriff der Verantwortung wird in Bezug auf Führung leider sehr undifferenziert umgegangen. Eine Führungskraft hat in erster Linie die Verantwortung, ein Team zu einem definierten Ziel zu führen. Damit endet zwar die Verantwortung nicht, aber es sollte das wichtigste Motiv sein. Dazu gehört, die Mitarbeiter gemäß ihren Stärken einzusetzen, mit Ihnen einen angemessenen Umgang zu pflegen, sie zu kontrollieren und falls notwendig zu korrigieren. Führungskräfte können nicht die Verantwortung für Ergebnisse delegieren; Aufgaben können übergeben werden, Verantwortung nicht.

Mitarbeiter nicht demotivieren

Hören Sie auf zu motivieren! In nahezu jeder Stellenanzeige lesen Sie, dass zur wichtigsten Aufgabe einer Führungskraft die Motivation der Mitarbeiter zählt. Die Führungskraft als Motivationsmaschine. Ich will nicht sagen, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht durch Incentives motivieren können. Kurzfristig schaffen Sie damit Anreize. Da es der menschlichen Psyche jedoch zu eigen ist, immer mehr zu wollen, wird die Incentivierung immer teurer und aufwändiger. Wenn die Fähigkeiten und die intrinsische Motivation, einfach ausgedrückt das Können und das Wollen, bei einem Menschen vorhanden sind, werden die Arbeitsergebnisse gut sein. Fehlt eines von beiden, ist die Qualität des Arbeitsergebnisses schlechter. Die erfolgreichste Methode, Ihre Mitarbeiter zu motivieren, ist, sie nicht zu demotivieren – eliminieren Sie die Demotivationsfaktoren.

Führung in dynamischen Zeiten

Führung in dynamischen Zeiten bedeutet, kontext- und lösungsorientiert zu agieren. Die Mitarbeiter werden stärkenorientiert geführt. Abhängigkeiten, Interessen und Beziehungen müssen auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet werden. Führung bedeutet, vorausdenkend zu entscheiden und die Zukunft gestalterisch zu beeinflussen. Für viele Menschen sind Veränderungen schwierig. Sie reagieren mit Angst, Widerstand, Verdrängung, Unterwerfung oder fallen in eine Schockstarre. Der ständige Wandel hat eine Steigerung der Unsicherheit zur Folge. Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern beweisen, dass sie diesem Wandel gewachsen sind. Heute gilt der Führungsgrundsatz: „Wer einigermaßen derselbe bleiben will, muss sich ständig verändern.“ Der psychologische Aspekt der Führung, wird von immer größerer Bedeutung sein.
Werner Katzengruber, Baiersbrunn bei München

Zu unserem Autor:
Werner Katzengruber, geboren 1963 im österreichischen Hall/Tirol, wurde nach seinem psychologischen und betriebswirtschaftlichen Studium in den USA, Deutschland und der Schweiz in den USA zum Coach qualifiziert. Er verfügt über Moderations-, Trainer- und Mediationsausbildungen und ist als zertifizierter Personaldiagnostiker ein anerkannter Experte. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Fachbücher und gefragter Keynote-Speaker und Vortragsredner.

Kontakt:

www.khd-group.com [1] | www.transolution-institute.com [2]| www.if-pd.com [3] | www.globalgg.ne [4]t |