Chance Prophylaxe: Auf dem Weg zur erfolgreichen Präventivabteilung

Die Auswertung der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV) zeigt, dass 75 Prozent der 35- bis 44-Jährigen von einer mittelschweren bis schweren Parodontitis betroffen sind. Die Studie verdeutlicht, dass Parodontalerkrankungen stark verbreitet sind und in den vergangenen 18 Jahren noch zugenommen haben.

Mit dem richtigen Team wird die Prophylaxeabteilung ein solides finanzielles Standbein für die Zahnarztpraxis darstellen. (Foto: Prinz)

Mit dem richtigen Team wird die Prophylaxeabteilung ein solides finanzielles Standbein für die Zahnarztpraxis darstellen. (Foto: Prinz)

Ursache für diesen negativen Trend könnte der Umstand sein, dass weniger Zähne durch Karies verloren gehen. Mit steigendem Lebensalter sind die vorhandenen Zähne aber einem höheren Risiko für parodontale Erkrankungen und Wurzelkaries ausgesetzt. Für Zahnarztpraxen bedeutet das: Wachstumsfelder erkennen und den Aufbau einer Prophylaxeabteilung fördern.

Um eine erfolgreiche und profitable Prophylaxeabteilung aufbauen zu können, ist es zwingend erforderlich, das dafür zuständige Fachpersonal einzustellen oder eigene Mitarbeiter fortzubilden. Mit einer Dentalhygienikerin (DH) steht Zahnärzten eine sehr kompetente und erfahrene Fachfrau im Bereich der Prophylaxe und Prävention zur Seite. Sie konzipiert, strukturiert und formt Behandlungsabläufe, unterstützt bei der Auswahl von Instrumentarien, Gerätschaften und Materialien und legt so einen Grundstein für eine erfolgreiche Prophylaxeabteilung. Die Dentalhygienikerin ist nicht nur ein Umsatzgarant, sondern durch sie spart der Zahnarzt auch noch an seiner wichtigsten Ressource: Zeit.

Die Dentalhygienikerin spart dem Zahnarzt Zeit und ist ein Umsatzgarant

Eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) ist nicht nur professionelles Zähneputzen allein – bereits nach kurzer Zeit sind pathogene, bakterielle Beläge zurück. Eine PZR ist deutlich mehr als nur eine ästhetische Zahnreinigung. Sie umfasst Diagnostik, aufklärende Gesprächsführung, Empfehlungen zu Mundhygienehilfsmitteln, Demonstrationen der richtigen Techniken und Motivation zur weiteren Compliance. Der Patient darf nicht nur mit sauberen Zähnen die Praxis verlassen, sondern muss durch regelmäßige PZR in einen „chronisch gesunden“ Zustand gebracht werden.

Um die Behandlungsbedürftigkeit und richtige Recall-Intervalle eines Patienten festlegen zu können, benötigt man qualifiziertes Personal. Praxisinhaber sollten bei ihren Mitarbeitern auf eine fachkundige Ausbildung Wert legen. Erfahrungsgemäß sind Verantwortungsbereitschaft, Eigeninitiative, Patientenorientierung und Fachkompetenz stärker ausgeprägt. So können effizientere Abläufe unter Einbindung des Teams umgesetzt, Patienten maßgeblich überzeugt und signifikante Umsätze generiert werden.

Welche Fortbildung in der Prophylaxe sollten Mitarbeiter haben?
Doch was heißt das genau? Welche Fortbildung sollten Mitarbeiter in der Prophylaxe haben? Zahnmedizinische Fachangestellte mit den Grundkursen in der Gruppen- und Individualprophylaxe (oftmals Prophylaxehelferinnen genannt) bilden eine solide Grundlage, die sich in der Regel für Kinder- und Jugendprophylaxe und gesunde junge Erwachsenenzahnreinigung eignen. Mit den Kursen werden erste Grundkenntnisse zur supragingivalen, Professionellen Zahnreinigung erworben – allerdings können diese noch stark schwanken, da die Fortbildungsinhalte auch dezentral absolviert werden können. Falls ein Zahnarzt keine ZMP oder DH in seiner Praxis angestellt hat, sollten die Grundkurse nicht dezentral erworben werden.

Die Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin
Nach Beendigung der Grundkurse (in der Regel drei Modulfortbildungen) können Prophylaxehelferinnen eine Aufstiegsfortbildung zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin (ZMP) ablegen. Mit Bestehen der Prüfung hat die ZMP bereits Erfahrungswerte in der Patientenbehandlung gesammelt und steht als kompetente Prophylaxefachkraft zur Verfügung.

Eine ZMP übernimmt größtenteils die Zahnreinigung bei Erwachsenen mit erhöhtem Karies- und Parodontitisrisiko. Nach Delegierung durch den Zahnarzt darf eine Prophylaxeassistentin im Parodontalen Screening Index (PSI) bis Code 3 arbeiten. Behandlung bei Code 4 sollte nur noch durch den Zahnarzt selbst oder eine Dentalhygienikerin erfolgen. Die ZMP besitzt gute Kenntnisse zur Früherkennung von Erkrankungen und kann bereits Maßnahmen für das zahnärztliche Patientengespräch im Vorfeld erarbeiten.

Die Dentalhygienikerin
Die gegenwärtige Spitze der Prophylaxeabteilung nimmt die Dentalhygienikerin ein. Ihre Kerntätigkeit liegt in der geschlossenen Therapie von Zahnbett- und Zahnfleischerkrankungen (Parodontologie) sowie der Initial- und Erhaltungstherapie. Vom individuell abgestimmten Therapiekonzept über die Motivation und Anleitung der Patienten zur Zahn- und Zwischenraumpflege bis hin zur Gesundheitserziehung und Ernährungsberatung ist die Dentalhygienikerin jederzeit in der Lage, Zahnärzte in der Prävention fachkundig zu unterstützen. Des Weiteren werden auch interdisziplinäre Aspekte wie die Wechselwirkung von Parodontitis mit Allgemeinerkrankungen und verschiedenen Medikamenten berücksichtigt. Auf Basis verschiedener Befunde werden Therapien und ganzheitliche Behandlungskonzepte in enger Abstimmung mit dem Zahnarzt festgelegt.
Eine Dentalhygienikerin kann aber nicht nur in der Patientenbetreuung und der Leitung der Prophylaxeabteilung viel Arbeit abnehmen, sondern nach zahnärztlicher Delegation auch bei der Ausbildung neuer ZFAs assistieren und Prophylaxemitarbeiter anlernen.

Eine Zahnarztpraxis ohne Prophylaxeabteilung ist nicht mehr zeitgemäß
Eine Zahnarztpraxis ohne Prophylaxeabteilung ist im Hinblick auf die Mundgesundheitsstudie (DMS IV) nicht mehr zeitgemäß. Zu einem verantwortungsvollen Behandlungskonzept gehört neben der Implantologie, Prothetik, Endodontie und ästhetischen Zahnheilkunde immer auch eine Präventivabteilung. Patienten werden dies mit Vertrauen, Wertschätzung und einer langfristigen Treue danken.

Nicht zu vergessen: Mit dem richtigen Team wird die Prophylaxeabteilung ein solides finanzielles Standbein für die Zahnarztpraxis darstellen.
Nicole Prinz, Ravensburg

 

Zu unserer Autorin:

Nicole Prinz (Foto: Prinz)

Nicole Prinz (Foto: Prinz)

Nicole Prinz (27) arbeitet seit mehr als acht Jahren im Bereich der Zahnmedizin. Nach ihrer Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) und der Aufstiegsfortbildung zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin (ZMP) im ZFZ Stuttgart absolvierte sie 2014 die Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin (DH). Seit September 2014 ist Nicole Prinz als Dentalhygienikerin in der Zahnarztpraxis David Heine in Ravensburg tätig. Neben dem Auf- und Ausbau der Prophylaxeabteilung liegen ihre Schwerpunkte in der Parodontitis- und Erhaltungstherapie, der Altersprophylaxe sowie der Betreuung von Patienten mit hohem Kariesrisiko. Nicole Prinz ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/ Innen e.V. (DGDH) und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO). Weitere Informationen über Nicole Prinz finden sie auf ihrer Website www.dentalhygienikerin.de.

 Tipps zum WeiterlesenAuf der Website www.dentalhygienikerin.de können Interessierte weitere Informationen zur Aus- und Fortbildung zahnmedizinischer Mitarbeiter finden. Des Weiteren finden sich hilfreiche Literaturempfehlungen auf der Seite.Besonders hervorzuheben ist das Buch Die Einführung der Prophylaxe in die Zahnarztpraxis: Handbuch für den Zahnarzt und sein Team von Stefan Zimmer, Rainer Jordan und Sylvia Fresmann.

 

 

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