Raumkonzepte – Setzen Sie die richtigen Signale

Zahnärztliche Behandlung ist eine individuelle, hochwertige Leistung. Sollte sich diese Qualität nicht auch in der Praxisgestaltung widerspiegeln? Neben der Beratungs- und Kommunikationsqualität wird auch die Gestaltung der Praxis als Synonym für die Behandlungsqualität wahrgenommen. Die Ansprüche der Patienten haben sich grundlegend gewandelt. Heute stehen hohe Erwartungen an die Beratung, spezialisierte Methoden und das Wohlbehagen im Vordergrund. Deshalb sollte ein Zahnarzt heute ein Praxiskonzept entwickeln, das neben den Behandlungsschwerpunkten auch eine Positionierung der Praxis beschreibt und die räumliche Praxisgestaltung in die geplante Patientenkommunikation einbezieht.

Durch ein konsequentes Gesamtkonzept nutzen Sie die Chance den Aufenthalt Ihres Patienten in Ihrer Praxis zu einem Erlebnis werden zu lassen. In dem vorliegenden Artikel möchten wir auf die verschiedenen Bereiche einer Praxis eingehen um dann die Aspekte Farben, Formen, Materialien und Licht näher zu beleuchten.

Praxisbereiche
Der Empfangsbereich ist nicht selten ein Ort, an dem der zukünftige Patient erstmals Kontakt zu Ihnen und Ihrer zahnärztlichen Leistung aufnimmt. Aus der Kommunikation zwischen zwei Menschen wissen wir alle: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Heißen Sie Ihren Patienten willkommen und erzeugen Sie von Anfang an eine positive Grundhaltung und sichern Sie sich dadurch eine langfristige Patientenbindung.

Ist Ihr Wartebereich eher Warteraum oder eher Wohlfühl-Lounge? Nehmen Sie Ihrem Patienten die Angst und schaffen Sie eine Umgebung, in der er sich wohlfühlt. In Transferbereichen ist das ausgewogene und bewusste Spiel mit Formen, Farben, Materialien und Lichtelementen besonders wichtig. Sie leiten den Patienten und setzen zusätzliche Reize. Im Behandlungsbereich ist der Patient, trotz aller Prozessoptimierung durchaus einige Minuten allein. Er hat keinerlei Ablenkung wie im Wartebereich. Er sieht sich um, nimmt die Einheit, deren Zustand, aber auch den gesamten Raum wahr. Verschenken Sie keine Pluspunkte in dieser Verweilphase. Nicht minder wichtig sind Kommunikationsräume, in denen ein Patientengespräch „auf Augenhöhe“ stattfinden kann. Durch den geschickten Einsatz von gestaltenden Elementen wird aus einem Besprechungsraum ein positiver Kommunikationspunkt.

Farben
Eine wissenschaftliche Untersuchung hat die Farbkombination gelb, orange und grün mit dem Gefühl der Freude verbunden. Bei der Praxisgestaltung ist der Aspekt Farbe entscheidend für die visuelle Wahrnehmung, das Wohlbefinden und das Raumerlebnis. Die Wirkung der Farbe auf den Menschen beruht auf dem Zusammenspiel physiologischer und psychologischer Ereignisse, dem physikalischen Prozess des Farbensehens, der individuellen Farberfahrung und der Datenverarbeitung des Gehirns. Farbe wirkt auf die Psyche, auf das Fühlen, auf das Denken und Wollen des Menschen. Der Gesundheitsaspekt der Farbumgebungen ist unbestritten und spielt gerade in der Praxisgestaltung eine wichtige Rolle. Frische, helle Töne sind belebend; braun-graue, matte Töne bewirken das Gegenteil. Kurzlebige Farbtrends aus der Welt der Mode werden den Bedürfnissen nach sinnvoller Farbgestaltung auf Grundlage der Farben- und Umweltpsychologie meist nur bedingt gerecht. Die ideale Farbigkeit einer Praxis hat eine harmonische Farbbalance von Anregung, Entspannung und Vertrauen und bezieht die imagebildende Praxispositionierung ein. Die Faustformel gibt es jedoch nicht. Aus unserer Erfahrung sehen wir im Empfangsbereich angenehme und warme Farben, im Wartebereich entspannende und im Hygienebereich klare und reine Farben.

Formen
Eine konsequente und prägnante Formensprache regt die Sinne des Betrachters an. Gezielt werden Emotionen geweckt und ein unverwechselbares Raumgefühl entsteht. Klare Linien und Formen wecken ein Gefühl von Reinheit und kühler Eleganz. Im Gegensatz dazu wirken Räume, in denen organische Formen dominieren, warm und behaglich. Organische Formen orientieren sich an der menschlichen Natur und strahlen Ruhe und Behaglichkeit aus, der Raum erhält dadurch einen entspannenden Charakter.

Neben dem attraktiven Ambiente muss anspruchsvolles Praxisdesign auch den verschiedenen Anforderungen an Ergonomie und Prozessen in der Praxis gerecht werden. Wie bereits angesprochen ist der Empfangsbereich nicht nur der Ort, an dem der erste und für die weitere Patientenbeziehung entscheidende Eindruck Ihrer Praxis vermittelt wird sondern auch eine reibungslose Kommunikation in alle Bereiche der Praxis hinein stattfinden soll und die Verwaltung bewältigt werden kann. Ein individuelles Formenkonzept unterstützt die Ausbildung einer einzigartigen Identität der Praxis. Erwecken Sie durch die Verbindung von Formen, Design und Funktion das Raumkonzept der Praxis zum Leben.

Materialien
Für die verschiedenen Oberflächen im Raum steht eine große Auswahl von unterschiedlichsten Materialien zur Verfügung. Naturstein, Steinwerkstoffe, Holz, Holzwerkstoffe, Textilien, Tapeten, Metall oder auch Glas sind nur eine kleine Auswahl. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, doch hier gilt es, den Überblick zu bewahren. Der Charakter eines Raums wird durch die verwendeten Materialien stark mitbestimmt. Der Einsatz, die Kombination und das Spiel mit unterschiedlicher Haptik und Optik wecken Emotionen und Assoziationen. Sie sollten deshalb nicht nach „persönlichem Geschmack oder Mode“, sondern nach deren Wirkung eingesetzt werden.

Über diese Eigenschaften hinaus dürfen die Funktion sowie ökologische und ökonomische Aspekte nicht außer Acht gelassenen werden. Schon bei der Auswahl der Materialien ist auf deren Nachhaltigkeit zu achten, denn nur so kann der gewünschte Effekt langfristig erzielt werden. Ihre volle Wirkung können die verwendeten Materialien aber nur im Zusammenspiel mit den anderen Elementen der Innenarchitektur entfalten. Ein gut überlegter Materialmix erzielt eine definierte Wirkung. Bewusst eingesetzt und auf die jeweilige Funktion abgestimmt, ist dieses Instrument der Innenarchitektur ein wichtiger Bestandteil eines ganzheitlichen Raumkonzepts.

Licht
80 Prozent der Sinneseindrücke nimmt der Mensch über das Auge wahr. Licht ermöglicht erst das Erfahren und Erleben von Farbe, Struktur und Materialien, es gestaltet unsere Umwelt. Licht beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und die Leistungsfähigkeit. Ein Beleuchtungskonzept berücksichtigt genau diese Aspekte. Das Licht erfüllt innerhalb der Praxisgestaltung unterschiedliche Funktionen. Je nach Praxisbereich rücken emotionale oder funktionale Aspekte in den Vordergrund. Werden im Behandlungsbereich oder im Transferbereich in erster Linie technische Anforderungen erfüllt, ist es im Loungebereich sinnvoll eine entspannende Atmosphäre zu schaffen. Im Empfangsbereich müssen Funktionalität für die Bildschirmarbeitsplätze mit der Emotionalität des ersten Patientenkontakts in Einklang gebracht werden. Dabei entfaltet das Licht besonders im Zusammenspiel mit anderen Elementen der Innenarchitektur eine individuelle Wirkung und wird zum markanten Punkt innerhalb des Gesamtkonzepts „Praxis“.

Architektonische Elemente werden durch Licht und Schatten wirkungsvoll zur Geltung gebracht. Farben, Formen und Materialien erzeugen Emotionen und ein unverwechselbares Raumgefühl. Setzen Sie auf ein innenarchitektonisches Gesamtkonzept das auf dem Praxiskonzept basiert und die Kommunikation mit Ihrem Patienten wirkungsvoll auf eine neue Ebene hebt.
Dipl.-Ing. Silvia Milkamanowicz, Dortmund, Sven Spitthoff, München

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