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Marketing und Raumkonzepte

Selma Zeni, Dipl.-Ing. (FH) der Innenarchitektur (Foto: Pluradent) [1]

Selma Zeni, Diplom-Ingenieurin (FH) der Innenarchitektur (Foto: Pluradent)

Was bedeuten eigentlich die Begriffe Praxisphilosophie und Marketing? Marketing beschreibt den Unternehmensbereich, dessen Funktion darin besteht, Dienstleistungen beziehungsweise Produkte so darzustellen, dass beim Kunden das starke Bedürfnis genau danach entsteht. Schaltet man beispielsweise durch das Fernsehprogramm, dann wird es sicherlich nicht besonders lange dauern, bis dem Zuschauer Werbespots gezeigt werden, in denen diverse Firmen mit zahnaufhellenden Cremes werben.

Es gilt als erstrebenswert und besonders ästhetisch, möglichst weiße und gepflegte Zähne zu haben. Durch das Zähneputzen mit solchen Zahnpflegeprodukten soll dem Käufer zu einem strahlend weißen Lächeln verholfen werden. Die Werbung kreiert einen Wunsch, und der Zuschauer möchte sich diesen durch den Kauf solcher Mittel erfüllen.

Des Weiteren bezeichnet das Wort Marketing ein ganzheitliches Konzept der Unternehmensführung, das mit marktorientierten und wettbewerbsfähigen Methoden die Bedürfnisse sowie Erwartungen der Kunden stillt. So ein Bedürfnis kann zum Beispiel das Verlangen nach Informationen sein. Ist man als Patient auf der Suche nach einem geeigneten Zahnarzt, so ist es heutzutage vollkommen normal, vorab im Internet zu recherchieren.

Foto: Pluradent [2]

Foto: Pluradent

Mittlerweile ist es üblich, sich auf einer eigenen Homepage zu präsentieren. Der Interessent erhält sämtliche Angaben über die Praxis, den Behandler und sein Team, das Leitungsspektrum und – gerade bei neuen Praxen – das Erscheinungsbild der Räumlichkeiten, wodurch der bevorstehende Zahnarztbesuch emotionalisiert werden soll.

Zusätzlich wird oftmals über die jeweilige Praxisphilosophie informiert, um dem potenziellen Patienten die soziale sowie fachlich-kompetente Seite vorzustellen. Dem Besucher wird verdeutlicht, dass er als Mensch und nicht als Kunde wahrgenommen wird, und dass sein Wohlergehen während des Aufenthalts höchste Priorität hat. Liest man sich einige Praxisphilosophien durch, so kann man einen klaren gemeinsamen Tenor erkennen:

Der letzte Punkt eröffnet die Möglichkeit, dem Patienten zu zeigen, dass es sich bei der Praxis nicht um eine kalte, ungemütliche sowie unbehaglich wirkende medizinische Einrichtung handelt, sondern dass durch ein modernes und warmes Design das verstaubte Bild früherer Arztbesuche widerlegt werden kann. Der Patient soll sich während seines Besuchs wirklich wohlfühlen, damit Angstgedanken verdrängt werden und der Behandlungsablauf von Patient und Arzt als angenehm wahrgenommen werden kann.

„Wohlfühlambiente“, „Ort der Entspannung“ oder „moderne Designpraxis“

Einige Ärzte werben in ihrer Praxisphilosophie mit Bezeichnungen wie „Wohlfühlambiente“, „Ort der Entspannung“ oder „moderne Designpraxis“. Damit man sich etwas darunter vorstellen kann, findet sich auf der jeweiligen Internetseite meist noch die Rubrik „Impressionen“, unter der die Räumlichkeiten mittels professioneller Fotografien vorgestellt werden.

Foto: Pluradent [3]

Foto: Pluradent

Bei einer Praxis mit Wohlfühlambiente handelt es sich häufig um ein Konzept, das warme beziehungsweise gedeckte Farben und die Verwendung natürlicher Materialien oder deren Nachbildung beinhaltet. Die Beleuchtung ist eher zurückhaltend und keinesfalls grell. Durch das Zusammenspiel dieser Komponenten soll Ruhe und Entspannung vermittelt werden. Gleiches gilt für die Umschreibung Ort der Entspannung.

Der Begriff „Moderne Designpraxis“ beschreibt oft eine schlichte, geradlinige, eher farbreduzierte Gestaltung mit einer stärker ausgeprägten Beleuchtung, die gerne auffallend und extravagant sein darf. Exklusive Gestaltung, technischer Fortschritt und Transparenz stehen hier im Vordergrund.

Foto: Pluradent [4]

Foto: Pluradent

Widmet man zudem dem Behandlungsschwerpunkt, als Teil der Praxisphilosophie, Aufmerksamkeit fällt sofort auf, dass dieser sich ebenfalls auf die Erscheinung ausübt. Eine Kinderzahnarztpraxis wird wohl kaum durch schlichte, technische Eleganz bestechen, sondern vielmehr durch eine kindgerechte Gestaltung. Hier wird viel Wert auf spielerisches Design und der Gebrauch eines awechslungsreichen Farb-, Form- und Beleuchtungskonzepts gelegt. Das Wartezimmer verfügt gern über einen großzügigen Kinderspielbereich, der die kleinen Patienten von der bevorstehenden Behandlung ablenken soll, um keine Angst oder Langeweile aufkommen zu lassen.

Technisch-medizinischer Aspekt deutlich im Fokus

Als Gegenbeispiel ist bei einem Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen festzustellen, dass hier der technisch-medizinische Aspekt deutlich im Fokus steht. Die Behandlungsräume sind, beispielsweise sehr zurückhaltend gestaltet. OPs und Eingriffsräume unterliegen strengeren Vorschriften als gewöhnliche Behandlungszimmer. So ist bei der Grundrissentwicklung auch zu berücksichtigen, ob und in welcher Größenordnung ein oder mehrere Aufwachräume notwendig sind sowie die Ausführung der Arzt- beziehungsweise Arzt-Patient-Schleusen.

Die Verwendung fahrbarer Geräte muss in der Grundrisskonzipierung ebenso eingeplant werden wie ein großzügigerer Sterilisations- sowie Röntgenraum. Dadurch unterscheiden sich diese Räume unweigerlich von denen allgemeinmedizinischer Zahnheilkundepraxen.

Zusammenfassend lässt sich die eingangs gestellte Frage „Was bedeuten eigentlich die Begriffe Praxisphilosophie und Marketing?“ so beantworten: Durch die Praxisphilosophie werden sowohl der menschliche Standpunkt als auch die fachliche Ausrichtung der Praxis verdeutlicht. Beides lässt sich durchaus in der Gestaltung der Räumlichkeiten widerspiegeln und durch geeignetes Marketing hervorheben.
Dipl.-Ing. (FH) Selma Zeni, Ulm-Jungingen

Zu unserer Autorin:
Selma Zeni ist Diplom-Ingenieurin (FH) der Innenarchitektur und für das Fachhandelsunternehmen Pluradent tätig