Eine neue praxisnahe Broschüre gibt Hinweise für die Beratung von Patientinnen und Patienten.
Die Universität Bielefeld hat die Material- und Methodensammlung erstellt. Gefördert wurde die Broschüre vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Sie ist am 26. Januar 2017 erschienen und soll Verbraucher- und Patientenberatungen helfen, Behandlungen und Diagnosen verständlich zu vermitteln.
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Patienten verständlich informieren und beraten
Eine alltägliche Situation: Ärztinnen oder Gesundheitsberater wollen Diagnosen und Empfehlungen so verständlich wie möglich mitteilen, reden aber am Patienten vorbei. Die Patienten selbst schrecken häufig vor „dummen Fragen“ zurück. Damit diese Situation gar nicht erst entsteht, hat das Team um Professorin Dr. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld eine Instrumentensammlung zur besseren Beratung erstellt. „Oftmals reden Mediziner oder Berater über den Kopf der Ratsuchenden hinweg. Die neue Broschüre soll professionelle Helfer auf dieses Problem aufmerksam machen und sie unterstützen, Gesundheitsthemen verständlich zu erläutern“, sagt Schaeffer.
Informationen häppchenweise oder vereinfachte Fachsprache helfen
Vorgestellt werden 24 Methoden, zum Beispiel „Chunk and check“ – damit werden Informationen häppchenweise statt an einem Stück erläutert. Auch das Konzept „Einfache Sprache“ findet sich in der Broschüre. Es liefert Vorschläge, um Fachsprache zu vereinfachen. Mit Hilfe der „Motivierenden Gesprächsführung“ sollen Patientinnen und Patienten unterstützt werden, sich aus eigenem Antrieb gesundheitsbewusster zu verhalten.
Heiko Maas: „Patienten müssen wissen, worauf sie sich einlassen“
„Patientinnen und Patienten müssen wissen, auf welche medizinischen Maßnahmen sie sich einlassen“, sagt Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. „Nur so können sie selbstbestimmt mitentscheiden und nur so kommt nach geltendem Recht ein wirksamer Behandlungsvertrag zustande. Dafür braucht es und insbesondere bei den Behandelnden das Ziel, sich ihren Patientinnen und Patienten gegenüber verständlich zu machen. Nur wer verstehen kann, was ihn erwartet, kann die Vorteile der Behandlung voll und ganz annehmen.“
Bei mehr als der Hälfte der Deutschen reicht die Gesundheitskompetenz nicht aus
Die Förderung der Material- und Methodensammlung durch das Bundesverbraucherschutzministerium hat einen ernsten Hintergrund: Eine Studie der Universität Bielefeld zur Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland ergab, dass nur jede siebte Person in Deutschland über solch eine ausgeprägte Kompetenz verfügt. Bei mehr als der Hälfte der Menschen in Deutschland stellt die Studie von Doris Schaeffer und ihrem Team eine problematische oder nicht ausreichende Gesundheitskompetenz fest. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit niedriger Bildung, Menschen im höheren Lebensalter und Menschen mit chronischer Krankheit.
Verständnis fördert Akzeptanz von Gesundheitsinformationen
Menschen werden aber laut Doris Schaeffer besonders dann gesundheitskompetenter, wenn sie motiviert und fähig sind, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Damit die Hürden hierfür sinken, haben Schaeffer und ihr Team die Broschüre konzipiert. Sie kann von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verbraucherberatung, der Pflegeberatung, der Krankenkassen, Selbsthilfe sowie von Medizinerinnen und Medizinern im Berufsalltag eingesetzt werden.
Ein wichtiger Schritt zur verbesserten Patientenaufklärung
„Die Broschüre ist ein wichtiger Schritt zur besseren Aufklärung von Patienten und Verbrauchern mit geringer Gesundheitskompetenz. Ihm müssen jedoch weitere folgen“, sagt Schaeffer. Die Wissenschaftlerin setzt sich für einen Nationalen Aktionsplan ein, der im Gesundheitswesen, Bildungssektor und der Forschung dafür sorgt, dass Menschen medizinische Maßnahmen und Möglichkeiten besser als bislang verstehen.