Das IT-Netzwerk – das Herz der digitalen Zahnarztpraxis

Wer die Vorteile digitaler Medizintechnik und moderner Managementtools nutzen möchte, benötigt ein Computernetzwerk. Doch wie muss solch ein Netzwerk aufgebaut sein, um den Anforderungen der digitalen Praxis und des virtuellen Patienten gerecht zu werden?

Das Praxis-Netzwerk muss den Anforderungen der digitalen Praxis und des virtuellen Patienten gerecht werden. Foto: Fotolia/Christos Georghiou

Das Praxis-Netzwerk muss den Anforderungen der digitalen Praxis und des virtuellen Patienten gerecht werden. Foto: Fotolia/Christos Georghiou


Vernetzung

Betrachten wir die Anforderungen einer Praxis oder eines Labors, fällt Folgendes auf: Wir benötigen ein Netzwerk, auf dem mehrere Software-Anwendungen, zum Beispiel Praxisverwaltungssoftware, Röntgensoftware und Sterilisationsdokumentation sowie verschiedene Geräte wie intraorale Kameras und Scanner, Röntgen, CAD/CAM-Systeme, parallel Daten austauschen.

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Hierbei empfiehlt es sich, kabelgebunden zu vernetzen. Die notwendige Verkabelung ist eine Investition für viele Jahre und sollte den aktuell besten Leistungsstandards entsprechen. Die benötigte Bandbreite steigt permanent. Das Datenvolumen eines 3-D-Röntgengeräts im Vergleich zum klassischen digitalen 2-D-Röntgen ist beispielsweise etwa um den Faktor 100 höher.

Server

Eine hochwertige Verkabelung sorgt für die adäquate Verteilung der Daten. Auf dem Server befinden sich sämtliche erforderliche Daten, wie Patientenstammdaten, Termine, Diagnose- und Befunddaten, Abrechnungsdaten sowie allgemeine Korrespondenz. Damit diese stets verfügbar sind, wird Folgendes benötigt:

  • Festplatten, die ständig angeforderte Daten zuverlässig und schnell liefern. Für die Betriebsdauer eines Serversystems sollten unbedingt Redundanzen vorhanden sein, sodass auch bei Ausfall einer Festplatte das System weiterläuft. Erreicht wird dies durch RAID-Systeme. Hierbei handelt es sich um mehrere Festplatten, die miteinander verbunden sind und so vor einem Datenverlust schützen.
  • Prozessoren, die für schnelles und fehlerfreies Multitasking optimiert sind. Dabei sind Server-Prozessoren den Prozessoren für Standard-PCs deutlich überlegen.
  • Datensicherungs-Laufwerke und professionelle Software
  • Redundante Netzteile – Netzteile gehören neben Festplatten zu den sensibleren Komponenten und müssen deshalb ebenfalls redundant vorhanden sein.
  • Arbeitsspeicher, die über ein integriertes Fehlererkennungs- und Behebungssystem verfügen
  • Server Mainboards, die neben den Standardleistungen auch diverse Diagnosesensoren und Wartungsschnittstellen (Fernwartung) bieten

Arbeitsstationen

In der Praxis geht es zunächst darum, die tägliche Arbeit zuverlässig, schnell und vor allem störungsfrei abzuwickeln. Ausnahmen bilden aber Spezialanwendungen, wie DVT, CAD/CAM und 3-D-Rekonstruktionen sowie die Anbindung von Medizintechnik. Hier kommt es auf die individuell im PC verwendeten Bauteile an, und eine störungsfreie Funktion kann nur mit ausgewählten Komponenten gewährleistet werden.

Genauso wichtig: Medizinprodukte unterliegen dem Medizin-Produkte-Gesetz (MPG) und dürfen nicht an einen herkömmlichen PC angeschlossen werden. Benötigt werden speziell für den Patientenschutz entwickelte und zertifizierte Medical-PCs. Bei der Auswahl geeigneter Peripherie wie Drucker, Monitore, Dokumenten-Scanner oder Tastaturen sind unzählige Modelle verfügbar.

Hierbei müssen Drucker in der Lage sein, Kleinformulare zu drucken. Einige Software-Anwendungen benötigen eine spezielle Druckersprache (Treiber), die nicht jeder Drucker liefert. Tintenstrahldrucker eigenen sich nur für das gelegentliche Ausdrucken von Fotos.

Digitale Röntgendiagnostik setzt einen nach der Röntgenverordnung (RÖV) geeigneten Monitor in der Praxis voraus, der regelmäßig geprüft wird.

Monitore, die in der Nähe des Patienten montiert werden, müssen über ein MPG-taugliches Netzteil betrieben werden und sollten aus Hygienegründen eine Glasabdeckung haben.

E-Mail, Internet und Heimarbeit

Da Zahnärzte mit hochsensiblen Daten arbeiten und die wirtschaftliche Existenz unter anderem auch von einem funktionierenden Netzwerk abhängt, muss die Sicherheit der Daten und des Systems an erster Stelle stehen. Eine professionelle Hard- und Software ist dabei unerlässlich.

„Der Weg in die digitale Zukunft muss verantwortungsvoll gesteuert werden.“

Datensicherung

Es kann jedem passieren: Einbruch, Feuer, Fehlbedienungen oder destruktive Software, zum Beispiel Viren und Trojaner oder Systemversagen. Daher ist Datensicherung in der Praxis besonders wichtig. Ein Datensicherungskonzept muss folgendes berücksichtigen:

  • Die Sicherung umfasst alle erforderlichen Daten.
  • Die Sicherung muss täglich auf geeigneten, robusten Medien erfolgen.
  • Medien werden täglich gewechselt. Es werden mindestens fünf Medien eingesetzt.
  • Mindestens ein Medium pro Woche wird extern, also außerhalb der Praxis, gelagert. Nur so haben Sie auch bei Feuer oder Diebstahl noch Zugriff auf eine aktuelle Datensicherung, ohne sie zurückkaufen zu müssen.
  • Sicherungssoftware meldet Fehler automatisch und protokolliert diese.
  • In regelmäßigen Abständen wird eine Überprüfung der Datensicherung durchgeführt.
  • Es gibt explizit einen Verantwortlichen, der für die Datensicherung und alle Abläufe in der Praxis zuständig ist.

Sie

Der Weg in die digitale Zukunft, zum virtuellen Patienten und zu (vermeintlich) grenzenloser Kommunikation und Flexibilität muss, bei allen technischen Möglichkeiten, verantwortungsvoll gesteuert werden. Dazu ist fundiertes Wissen unverzichtbar. Der Dentalfachhandel berät Sie hierzu konzeptionell zu möglichen IT-Lösungen, analysiert detailliert den individuellen Bedarf und erstellt verständliche und aussagekräftige Planungsunterlagen.
Carsten Smollich, Offenbach

 

Zu unserem Autor:
Carsten Smollich ist Kundendienstleiter IT Deutschland bei Pluradent. Zuvor war er seit 2004 Technischer Leiter von Prodent Systems, einem Tochterunternehmen der Pluradent. Er studierte in Münster und war in verschiedenen Dienstleistungs- und IT-Herstellerfirmen tätig.

 

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