Plötzlich Chef – so führen Sie Ihr Team richtig

Gute Führung will gelernt sein!

Gute Führung will gelernt sein! Foto: Gerd Altmann / pixelio.de

Gestern noch waren Sie Assistenzzahnärztin oder -zahnarzt, und heute sollen Sie Ihre eigene Praxis führen. Für viele junge Zahnmediziner ein Szenario, das Alpträume auslöst. Wie kann ich die betriebswirtschaftlichen Zahlen interpretieren? Was bedeutet das Fachchinesisch der Banker und Steuerberater? Wie mich gegenüber etablierten Kollegen behaupten? Wie kann ich meinen Zielumsatz festlegen, meine Honorare? Wie kann ich Patienten gewinnen? Wie soll ich Mitarbeiter führen? Dieser Artikel zeigt Ihnen anhand von fünf Faktoren, was Führungsqualität bedeutet.

 

 

Die Führungsaufgaben – das Grundgerüst, die Basis jeder Führung

• Erarbeiten Sie Ihr eigenes Praxiskonzept und sorgen Sie dafür, dass es von Anfang an von Ihrem Team verstanden und verinnerlicht werden kann. Nur wenn Ihr Team genau weiß, was Sie möchten, was Ihre Ziele sind, wofür Ihre Praxis stehen soll, werden sie Ihnen folgen können (und wollen).

• Verwirklichen Sie in Ihrer Praxis ein gelebtes Qualitätsmanagement. Das bedeutet, schaffen Sie eine Struktur, in der Fehlererkennung und Fehlerbehebung selbstverständlich sind. Und das von Anfang an.

• Stellen Sie Mitarbeiter ein, die zu Ihnen passen. Entwickeln Sie diese dann entsprechend ihrer Fähigkeiten und vermeiden Sie einen einheitlichen Führungsstil.

• Gewöhnen Sie sich von Beginn an, zu delegieren. Ihre Praxis soll doch wachsen, und dann können Sie sowieso nicht mehr alles alleine machen. Verabschieden Sie sich auch von dem Wunsch nach der hundertprozentigen Lösung, 90 Prozent tun es auch.

• Schaffen Sie von Anfang an eine Struktur der transparenten Kontrolle. Dies schafft Sicherheit, und Ihre Mitarbeiter können die Gründe nachvollziehen.

 

Gute Führung braucht einen Wegweiser (Foto: Dagmar Charbonnier)

Gute Führung braucht einen Wegweiser (Foto: Dagmar Charbonnier)

Die Führungsmethoden – das Werkzeug, ohne das Führung nicht möglich ist

• Loben Sie und sorgen Sie so für eine hohe Motivation bei Ihren Mitarbeitern. Lösen Sie sich von dem Anspruch, dass Sie Ihre Mitarbeiter motivieren müssen. Motivation kann nur intrinsisch erzeugt werden – und Lob ist dafür die geeignetste Motivationsquelle.

• Lernen Sie vor dem Kritisieren die Gründe zu hinterfragen: War es Nichtwissen, Nichtkönnen oder Nichtwollen, weshalb Ihre Mitarbeiter nicht zu Ihrer Zufriedenheit agiert haben? Möglicherweise wird eine Kritik dann überflüssig oder kann im passenden Kontext vermittelt werden.

• Wenn Sie dann doch einmal kritisieren müssen, dann kritisieren Sie meisterhaft. Vermeiden Sie Anschuldigungen und Vorwürfe, lassen Sie Ich-Botschaften sprechen oder noch besser: Verwenden Sie Sprachmuster aus der gewaltfreien Kommunikation nach Marschall B. Rosenberg.

• Beschreiben Sie Aufgaben, Tätigkeiten und Verhalten, die Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten, präzise. Ermöglichen Sie so Ihren Mitarbeitern, diese überhaupt erfüllen zu können.

• Ermitteln und definieren Sie Kennzahlen und nutzen Sie diese, um Verständnis und Nachvollziehbarkeit bei Ihren Mitarbeitern zu erzeugen. Ein Hinweis wie „Wir haben diesen Monat 10 Prozent mehr Verbrauchsmaterial als im Vormonat benötigt. Was kann der Grund sein?“ motiviert mehr zum Nachdenken als der Satz „Wieso benötigen wir immer so viel Verbrauchsmaterialien?“

Die Führungsprinzipieneine allgemeingültige Ordnung schaffen, die ein (möglichst) reibungsloses Miteinander möglich macht.

• Jeder im Team übernimmt Verantwortung für seinen Bereich. Diese Losung sollte selbstverständlich sein, denn sie erspart bei konsequenter Einhaltung viele praxisinterne Diskussionen und Ärger über fehlendes Material, nicht pünktlich gelieferte Laborarbeiten oder ähnliches.

• Orientieren Sie sich mehr an Ergebnissen als an Aufgaben, denn was zählt, sind die Ergebnisse. Und Pragmatismus ist eine Eigenschaft, die nicht nur in Zahnarztpraxen ihre Berechtigung hat.

• Bauen Sie bei Ihren Mitarbeiterinnen Stärken auf. Das motiviert und kostet viel weniger Energie, als vorhandene Schwächen abzubauen. Wenn eine Mitarbeiterin große emotionale Kompetenz aufweist, es dafür allerdings mit den Zahlen nicht so hat, so denken Sie bitte unter keinen Umständen daran, aus ihr eine Abrechnungsfachkraft machen zu wollen. In der Assistenz und im Umgang mit Patienten ist sie dagegen womöglich ein Juwel. Schulen Sie sie stattdessen in ihren Kommunikationsfähigkeiten.

• Sorgen Sie für eine positive Arbeitsatmosphäre, und gehen Sie zum Lachen nicht in den Keller. Ihre Mitarbeiterinnen sind in der Regel freundliche und soziale Wesen, die das Gleiche auch von ihrer Chefin oder ihrem Chef wünschen.

• Zusammenarbeit gelingt nur, wenn Vertrauen herrscht. Ohne Vertrauen werden bestenfalls Aufgaben abgearbeitet, man funktioniert. Doch das kleinste Körnchen Sand im Getriebe bringt die Maschine zum Stottern.

 

Gute Teamführung setzt gutes Eigenmanagement voraus. (Foto: Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de)

Gute Teamführung setzt gutes Eigenmanagement voraus. Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Basisfaktor Eigenmanagement: Nur wer sich selbst managen kann, kann auch andere führen.

Peter Drucker, der Pionier der modernen Managementlehre, hat diesen Satz geprägt. Voraussetzung dafür ist, dass Sie sich selbst kennen und wissen, wie Sie in bestimmten Situationen reagieren. Gehen Sie Konflikten lieber aus dem Weg oder können Sie solche aushalten? Im ersten Fall sollten Sie an sich arbeiten, denn ein Team ohne Konflikte gibt es nicht.

• Organisieren Sie Ihre Ihnen zur Verfügung stehende Zeit, und gehen Sie als Vorbild voran. Ein Chef, der erst fünf Minuten nach offiziellem Praxisbeginn erscheint, kann keine Pünktlichkeit von seinen Angestellten erwarten.

• Haben Sie Visionen, die Sie erreichen wollen? Gut – dann teilen Sie diese mit Ihren Mitarbeiterinnen, auch wenn diese zunächst skeptisch sind. Lassen Sie sich nicht davon abbringen, denn Visionen sind Leuchttürme, die lenken.

• Eine positive Denkweise erleichtert vieles im Leben; sie steckt an und schwächt den Einfluss möglicher oder tatsächlicher Stolpersteine ab.

• Und fangen Sie mit der Durchführung Ihrer Ideen und Visionen an – jetzt und sofort. Umsetzungskompetenz kennzeichnet Führungspersönlichkeiten.

 

Primärtugend lebenslanges Lernen: Nur wer sich immer wieder infrage stellt, wird seiner Führungsaufgabe gerecht.

• Bleiben Sie neugierig. Nicht nur auf den neuesten medizinischen Fortschritt, sondern besonders auf Ihre Mitarbeiter. Nehmen Sie an deren Leben ein Stückchen teil, und erweitern Sie somit auch Ihren Horizont.

• Lassen Sie Veränderungen zu, und blockieren Sie nicht mögliche Weiterentwicklungen. Das gilt insbesondere auch bei Ihren Mitarbeitern.

• Fehler machen gehört zu dem Lernprozess hinzu. Das gilt für Sie und für Ihr Team. Ziel sollte sein, den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen.

• Lernen Sie von anderen. So bleibt Ihnen manche Enttäuschung erspart.

• Denken Sie quer. Ob bei der umsatzabhängigen Bezahlung Ihrer Mitarbeiter oder bei Ihrer Personalentwicklungspolitik. Oder, wie ein chinesisches Sprichwort sagt: Fürchte dich nicht, weiterzugehen. Fürchte dich, stehenzubleiben.

Dagmar Charbonnier, Ulrich Bergmann-Charbonnier, beide Ettenheim

 

 

Dagmar Charbonnier

Dagmar Charbonnier

Dagmar Charbonnier, Inhaberin von DC DentalCoaching, Ettenheim, arbeitet seit dem Jahr 2000 als Dentalcoach. Betriebswirtschaftliche Praxisanalysen, Strategie- und Konzeptentwicklungen zur Steigerung des Praxiswertes und Umsatzes gehören zu ihren Schwerpunkten. Des Weiteren bietet das Unternehmen Seminare und regelmäßig stattfindende Workshops für Zahnärztinnen und Zahnärzte zu den Themen „Erfolgreiches Praxismanagement“ sowie „Persönlichkeitsentwicklung“ an. Für zahnärztliche Mitarbeiterinnen werden zweimal jährlich modular aufgebaute Trainings zur Patientenberatung und Optimierung der Kommunikations- und Beratungsfähigkeiten durchgeführt.

 

Kontakt:

Dagmar Charbonnier
DC DentalCoaching
Rohanstr. 13, 77955 Ettenheim
E-Mail: dc@dc-dentalcoaching.de
Web: www.dc-dentalcoaching.de

 

 

Ulrich Bergmann-Charbonnier

Ulrich_Charbonnier

Ulrich Bergmann-Charbonnier

Ulrich Bergmann-Charbonnier ist Business-Coach für Arzt- und Zahnarztpraxen. Von der Existenzgründung bis zur Praxisabgabe begleitet er Praxisinhaber/-teilhaber in der Entwicklung und Umsetzung geeigneter Strategien zur Gewinnoptimierung und Unternehmenswertsteigerung.

Veränderungsprozesse werden dabei durch Teamentwicklung, Chef-Coachings und Workshops zur Optimierung von Organisation, Management und Marketing der Praxis umgesetzt. Neben diesen praxisinternen Trainings bietet das Unternehmen Vorträge, offene Seminare und Workshops differenziert für Chefs oder Mitarbeiter zu den Themen Unternehmenssteuerung, Praxismanagement, Selbstmanagement, Kommunikation, Mitarbeiterführung und Marketing an.

 

Kontakt:

Ulrich Bergmann-Charbonnier
Bergmann Business Beratung
Rohanstr. 13, 77955 Ettenheim
E-Mail: ulrich.bergmann@bbberatung.eu
Web: www.bbberatung.eu

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