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Mit der passenden Finanzierung in die Selbstständigkeit

Die Existenzgründung ist sicherlich die bedeutendste Entscheidung im Berufsleben. Umso wichtiger ist es, diesen Schritt gut vorbereitet zu gehen und sich für die passende Praxisform und Finanzierung zu entscheiden. Die wirtschaftlich selbstständige Tätigkeit bleibt die beliebteste Form der zahnärztlichen Berufsausübung – allen Trends bis hin zur Angestelltentätigkeit zum Trotz. 

Die Gründe sind vielfältig: Zahnärzte wollen innovativ arbeiten, am Puls der Zeit bleiben und ihre Vorstellungen von einer erfolgreichen Praxis in die Tat umsetzen. Aber auch die betriebswirtschaftliche Seite macht die Tätigkeit interessant. Denn die eigene Existenz zu gründen, heißt auch, sich mit Planzahlen, Kostenstrukturen und Umsätzen auseinanderzusetzen. Kurzum: Der Zahnarzt wird zum Unternehmer.

Vielfältige Möglichkeiten der Niederlassung
Die Möglichkeiten, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen, sind vielfältig. Ob Übernahme oder Neugründung, Einzelpraxis oder Berufsausübungsgemeinschaft: Jedes Modell hat Vor- und Nachteile.

Sascha Beck [1]

Sascha Beck

Wer viel selbst gestalten möchte, sollte neu gründen. Eine Übernahme bietet sich für diejenigen an, die auf einen vorhandenen Patientenstamm sowie ein eingespieltes Praxisteam zurückgreifen wollen. Spielen flexible Arbeitszeiten eine wesentliche Rolle, sollte über Gründung oder Beitritt zu einer Berufsausübungsgemeinschaft nachgedacht werden. 
Bis vor einigen Jahren galt die Kombination aus eigener Praxis und erfülltem Familienleben noch als Zerreißprobe. Neuere Regelungen aus dem Vertragsarztrecht und dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz haben die Attraktivität und Flexibilität der Niederlassung jedoch deutlich erhöht. So ermöglichen heute Kooperationen die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten, Geräten und Personal. 

Unterschiedliche Finanzierungsvolumina 
Ist die Entscheidung für die Existenzgründung gefallen, muss im Anschluss die Finanzierung geklärt werden. Medizintechnische Geräte, Einrichtung, Modernisierungs- oder Baukosten lassen die Kosten rasch in die Höhe schießen. So zeigt die aktuelle Existenzgründungsanalyse, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) jährlich in Zusammenarbeit mit dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) durchführt, dass sich Niederlassungswillige mit zum Teil steigenden Finanzierungsvolumina konfrontiert sehen. In den alten Bundesländern mussten Existenzgründer 2011 zum Beispiel für die Neugründung einer Einzelpraxis ein Finanzierungsvolumen von 429.000 Euro (inklusive Betriebsmittelkredit) einplanen und damit 29.000 Euro mehr als im Vorjahr. Die Übernahme einer Praxis schlug mit 299.000 Euro zu Buche. In Ostdeutschland fielen hierfür rund 198.000 Euro an.



Förderprogrammkredite nutzen


Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen scheint die Finanzierung derartiger Kosten oft schwierig. Immer wieder liest man von einer „Kreditklemme“ – Kredite, so der Tenor, seien aufgrund der aktuellen Lage nur schwer zu erhalten. Doch es geht auch anders: Für Existenzgründungen und Investitionen stellt die ApoBank den Heilberuflern pro Jahr Kredite in Höhe von rund zwei Milliarden Euro und damit etwa die Hälfte der gesamten Investitionen im ambulanten Bereich zur Verfügung. Möglich ist das dank der profunden Expertise der ApoBank im Heilberufsektor. Auch bietet sie Zugang zu allen öffentlichen Förderprogrammkrediten, zum Beispiel der KfW-Förderbank. Wegen befürchteter Finanzierungsschwierigkeiten sollten Zahnärzte ihre Pläne also nicht ad acta legen.

Kosten kalkulieren, Umsätze planen


Neben einer ausgereiften Finanzierung müssen darüber hinaus die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgelotet werden. Welche Praxisausstattung kann ich mir leisten? Wie viel Personal soll ich einstellen beziehungsweise übernehmen? Was bleibt am Ende für Privatausgaben über? Diese Fragen stellen sich viele Existenzgründer. 
Aus diesem Grund führt die ApoBank standardmäßig eine sogenannte Investitions- und Kostenberatungsanalyse durch. Diese wurde gemeinsam von der ApoBank und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung entwickelt und orientiert sich an den speziellen Bedürfnissen der Heilberufler. Dabei werden im persönlichen Gespräch die beabsichtigten Investitionen, die Finanzierung sowie sämtliche Kosten im Praxis- und Privatbereich geplant. Bei neuen Eingaben oder Änderungen zeigt sich sofort, wie sich diese Veränderung auf einzelne Posten auswirkt. Die Kunden erfahren somit, welche Einnahmen sie erzielen müssen, um ihr Vorhaben zu realisieren.

Die eigene Existenz zu gründen heißt auch, sich mit Planzahlen, Kostenstrukturen und Umsätzen auseinanderzusetzen. Foto: Thorben Wengert/pixelio.de [2]

Die eigene Existenz zu gründen heißt auch, sich mit Planzahlen, Kostenstrukturen und Umsätzen auseinanderzusetzen. Foto: Thorben Wengert / pixelio.de [3]



Die Wahl der passenden Finanzierungsform entscheidet


Im nächsten Schritt ist es sinnvoll, sich über speziell für Existenzgründer im Heilberufssektor entwickelte Finanzierungsprodukte zu informieren. Zusätzliche Sicherheit bietet zum Beispiel die sogenannte ApoExistenzgründung mit Airbag. Dabei verzichtet die Bank bei der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens innerhalb der ersten drei Jahre nach Niederlassung auf Forderungen aus dem Existenzgründungsdarlehen. Andere Konzepte berücksichtigen neben den beruflichen Zielen auch private und finanzielle Wünsche bis hin zur Altersvorsorge. Dabei sollten auch Renten- beziehungsweise Lebensversicherungen nicht außer Acht gelassen werden. Denn damit lässt sich nicht nur frühzeitig für die spätere Rente vorsorgen – in der Regel können die Produkte auch zur Tilgung eines Kredits genutzt werden. Da klassische Renten- beziehungsweise Lebensversicherungen aufgrund der Absenkung des Garantiezinses in den vergangenen Jahren an Attraktivität verloren hatten, kombinieren aktuelle Produkte oft Fondsprodukte und Beitragsgarantien. 

Unterstützung aus dem „Deutschen Netzwerk Versorgungsstrukturen“ 
Jenseits der eigentlichen Finanzierungsberatung wurde auf Initiative der ApoBank das „Deutsche Netzwerk Versorgungsstrukturen“ gegründet. So unterstützen Experten aus den Bereichen Medizinrecht, Steuer- und Unternehmensberatung die potenziellen Gründer und helfen, ein tragfähiges Konzept zu erstellen. 
Als Fazit bleibt: Der Gang in die Selbstständigkeit ist stets eine persönliche Herausforderung. Mit dem richtigen Partner lässt sie sich aber gut meistern.

Sascha Beck, Düsseldorf

Zur Person
Sascha Beck ist Bankbetriebswirt und zertifizierter Finanzberater im Gesundheitswesen. Er ist bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) für das Produktmanagement der Aktivprodukte verantwortlich. In dieser Funktion setzt er sich täglich mit den Bedürfnissen und Anforderungen auseinander, die Zahnmediziner bei einer Praxisgründung oder Praxisübernahme haben. Mit seiner Erfahrung konzipiert er entsprechende Finanzierungsprodukte, mit denen Existenzgründer den Schritt in die Selbstständigkeit erfolgreich bewältigen können.