Wissenschaftliches Deutsch – wie es geht und worauf es ankommt

Die Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Winfried Thielmann aus Chemnitz und Dr. Melanie Moll aus München führen Studierenden anschaulich vor, wie Wissenschaftssprache funktioniert und wie man sie anwendet.

Für verständliche Wissenschaftssprache gibt es nur ein Rezept: verstehen, wie Wissenschaft tickt und von daher verstehen, worauf es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ankommt. Foto: Shutterstock/g-stockstudio

Für verständliche Wissenschaftssprache gibt es nur ein Rezept: verstehen, wie Wissenschaft tickt und von daher verstehen, worauf es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ankommt. Foto: Shutterstock/g-stockstudio

Weder die Studierenden noch die Lehrenden sind glücklich

„Wir meinen, dass Wissenschaftssprache in vielen anderen Einführungen – und auch in universitären Einführungsveranstaltungen – gerne als eine Stilfrage behandelt wird mit dem Ergebnis, dass weder die Studierenden noch die Lehrenden richtig glücklich werden: Die Studierenden nicht, weil sie den Eindruck haben, dass von ihnen etwas erwartet wird, was sie nicht leisten können. Die Lehrenden nicht, weil sie den Eindruck haben, dass die Studierenden nicht verstehen wollen, worauf es an der Universität ankommt“, so Winfried Thielmann, Inhaber der Professur Deutsch als Fremd und Zweitsprache an der Technischen Universität Chemnitz.

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Moll, Melanie/Thielmann, Winfried (2017) Wissenschaftliches Deutsch. Wie es geht und worauf es dabei ankommt. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft (= UTB-Band Nr. 4650) ISBN 978-3-8252-4650-1

Wissenschaftssprache als Werkzeug für wissenschaftliches Denken und Handeln

Gemeinsam mit Frau Dr. Melanie Moll, Direktorin der Deutschkurse bei der Universität München e.V., hat er das Buch „Wissenschaftliches Deutsch“ verfasst. Die Idee dieses Einführungswerks, das sich durchaus nicht nur an Erstsemester wendet, ist es, Wissenschaftssprache als Werkzeug für wissenschaftliches Denken und Handeln anschaulich vorzuführen und immer klar zu machen, warum sie so ist, wie sie ist.

Klare Antworten auf Fragen, die sich Studierende nicht zu stellen trauen

„Als wir den Band konzipiert haben, war uns bewusst, dass wir ganz klare Antworten auf Fragen geben müssen, die Studierende zwar haben, aber die sie sich nicht zu stellen trauen“, sagt Moll. „Deshalb haben unsere Kapitel auch Überschriften wie „Warum reden alle von Wissenschaft und sagen nicht, was das ist?“ oder „Was soll dieser ganze Zitierkram?“ Besonders wichtig war mir, dass der Band mit einem Kapitel losgeht, das sich mit der Universität als Institution beschäftigt (Wo bin ich hier bloß gelandet?), also damit, was hier anders ist als in der Schule, wer da eigentlich vor einem steht und was diese Leute von einem erwarten“, so Moll.

Worauf es beim wissenschaftlichen Lesen und Verstehen ankommt

Der Band gliedert sich dementsprechend in einführende Kapitel, die zeigen, worauf es beim wissenschaftlichen Lesen und beim Verstehen von Vorlesungen ankommt, und einen sprachpraktischen Teil, der konkrete Hilfestellungen für das Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten gibt. „Hier formulieren wir keine Regeln, sondern zeigen, warum bestimmte Formulierungen oder Formalia notwendig sind“, erläutert Moll. „Denn wir sind“, so ergänzt Thielmann, „davon überzeugt, dass es für verständliche Wissenschaftssprache nur ein Rezept gibt: Erstens: verstehen, wie Wissenschaft tickt und von daher verstehen, worauf es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ankommt, wenn sie sich schriftlich oder mündlich über ihre Gegenstände äußern; zweitens: sich genau aus diesem Verständnis heraus selbst wissenschaftlich zu artikulieren“.

Ergebnisse aus mehr als zwanzig Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit

„Wir haben versucht, in diesem Band die Ergebnisse aus mehr als zwanzig Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich Wissenschaftssprache für Studierende in einer Weise aufzubereiten, die leicht zugänglich ist und zum eigenen Mit- und Nachvollzug anregt“, so Thielmann, „und es darf auch mal gelacht werden“.

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