„Der Schritt zum echten Patienten ist einfacher geworden“

Echte Zähne, falscher Kopf: Nach der Komplettsanierung ihrer Ausbildungsräume lernen die Zahnmedizinstudenten der Universität Münster nun noch praxisnäher, wie Löcher gefüllt und Wurzelkanäle behandelt werden. Die „Patienten“ in den beiden runderneuerten Phantomsälen kennen keinen Schmerz und werden behandelt wie in einer echten Praxis – obwohl sie nur Kunststoffköpfe ohne Körper sind.

Zahnmedizinstudent Niko Krombholz (vorn) übt im modernisierten Phantomsaal das Anfertigen einer Amalganfüllung.

Zahnmedizinstudent Niko Krombholz (vorn) übt im modernisierten Phantomsaal das Anfertigen einer Amalganfüllung.

„Für unsere Studenten ist die Arbeit am Phantom die letzte Probe, bevor sie echte Patienten behandeln dürfen“, sagt Oberarzt Dr. Markus Kaup von der Poliklinik für Zahnerhaltung. Bevor die Studierenden im sechsten Semester bohren und füllen, „basteln“ sie ihr eigenes Phantom – gearbeitet wird in der zweiten Semesterhälfte mit echten Zähnen, die in vorgefertigte Hohlformen gesetzt werden. „Ein echter Zahn ist das beste Übungsobjekt, das es geben kann“, erläutert Kaup. Ihr Lehrmaterial besorgen sich die Studierenden selbst bei Zahnarztpraxen an ihren Heimorten. „Schon seit Generationen werden in der zahnmedizinischen Ausbildung Zähne genutzt, die sich bei Patienten nicht erhalten ließen“, erklärt Kaup.

Die Phantomköpfe sind mit Kunststoffmasken so verkleidet, dass der Zugang zum Mund realistisch ist. Da die Behandlungsplätze wie heutige Zahnarztpraxen eingerichtet sind, läuft auch die Behandlung ähnlich: Das Phantom wird über die Einstelltasten des Zahnarztstuhls in die richtige Stellung gebracht und mit modernen Instrumenten behandelt. Mit dem neuen Saal kam als technisches Highlight eine digitale Röntgenanlage, bei der die Bilder direkt am Arbeitsplatzmonitor verfügbar sind. Die Ausstattung des alten Phantomsaals war deutlich schlichter und praxisferner. Trotzdem nimmt der neue Saal nur ein Drittel der früheren Fläche ein, denn die Anordnung der Behandlungsplätze konnte optimiert werden. Bis zu 60 Studenten können an eigenen Plätzen lernen und arbeiten. Den Saal nutzen die Poliklinik für Zahnerhaltung und die Poliklinik für Parodontologie.

„Die Lehre profitiert sehr davon, dass wir auf modernste Technik gesetzt haben“, sagt Kaup. „Der neue Saal hat sich bewährt, der Schritt zum echten Patienten ist einfacher geworden.“ Inzwischen hat der Saal noch ein Pendant bekommen. Der Saal in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik verfügt über 80 Arbeitsplätze und ist – den Anforderungen entsprechend – etwas schlichter ausgestattet. Die Studenten lernen hier schon ab dem ersten Semester, Kronen, Brücken und herausnehmbare Zahnprothesen anzufertigen.

Die Kosten für die Baumaßnahmen und die Einrichtung beliefen sich insgesamt auf rund 6,6 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgte aus Landesmitteln.

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