„Ohne ein solides Fundament wird kein Haus gebaut!“ – Dr. Nicolai Boehme, Emstek

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Dr. Nicolai Boehme (Foto: privat)

Wer eine Praxis gründet, hat viele Fragen. Welches Behandlungskonzept passt zu mir, in welchem regionalen Umfeld siedle ich mich an, wie finanziere ich die Existenzgründung – und wie führe ich sie konkret durch?

Dies und anderes will überlegt sein, wenn man entscheidet, ob für einen selbst eine Praxisübernahme oder eine Neugründung das Richtige ist.

Im folgenden Interview kommt Dr. Nicolai Boehme, Emstek, zu Wort: Er entschloss sich nach mehrjähriger Berufserfahrung, den Weg in die Selbstständigkeit anzutreten und einen Praxisneubau in Angriff zu nehmen.

So wollte er die Fundamente dafür schaffen, Zahnmedizin solide und kompromisslos nach eigenen Vorstellungen zu verwirklichen: hochwertig, digital, mit modernsten Verfahren und Geräten.

Boehme_Zwei Jahre gut überlegen, ein halbes Jahr bauen, und die Selbstständigkeit in den eigenen Räumen konnte beginnen.

Abb. 1: Zwei Jahre gut überlegen, ein halbes Jahr bauen, und die Selbstständigkeit in den eigenen Räumen konnte beginnen.

Chance Praxis: Dr. Boehme, wer Ihre Homepage besucht, kann Sie rückwirkend durch die Bauphasen Ihrer Praxis begleiten. Vorher, so sagen Sie, „wogen wir das Für und Wider gegeneinander ab, ob wir tatsächlich eine Praxis neu gründen und bauen wollten“. Was war letztlich für Ihre Entscheidung zur Neugründung ausschlaggebend?

Dr. med. dent. Nicolai Boehme: Vor allem vier Gründe sprachen aus meiner Sicht dafür: Erstens brauchte ich keine Ablöse zu zahlen, zweitens würde ich die Räume ohne Rücksicht auf Vorhandenes strukturieren können. Grund drei war für mich, dass ich mit keinem Vermieter einig werden musste, ob ein Umbau in seiner oder meiner Verantwortung lag – und ich war auf diese Weise frei, mein eigenes Team zusammenzustellen, entsprechend meinem Behandlungskonzept.
Weitere Vorteile sehe ich bei einer Neugründung auf eigenem Grundstück. Denn so lassen sich mögliche Erweiterungen in die Planung einbeziehen. Die Praxis ist dadurch von vornherein zukunftsfähig, im wahrsten Sinne des Wortes „ausbaufähig“.

 

Abb.2:Eine ausführliche Beratung ist Teil des Konzepts, hochwertige Lösungen anzubieten. Hier erläutert Dr. Boehme der Patientin an einem Schaumodell eine Therapievariante.

Eine ausführliche Beratung ist Teil des Konzepts, hochwertige Lösungen anzubieten. Hier erläutert Dr. Boehme der Patientin an einem Schaumodell eine Therapievariante.

CP: Welche Konsequenzen haben sich aus dieser Entscheidung für Sie ergeben?

Dr. Boehme: Das Wichtigste: Man muss Zeit in die Realisierung investieren. Das habe ich aber gern getan; erst recht aus der Rückschau hat es sich gelohnt. Die Zeit war in meinem Fall vor allem im Vorfeld der Entscheidungen aufzuwenden, weniger ab dem ersten Spatenstich. Ein Bauplatz musste ausgesucht werden, es waren Verhandlungen mit der Gemeinde und dem Bauunternehmer zu führen, mit dem Architekten habe ich den Grundriss geplant, auch war die Inneneinrichtung einschließlich der Geräte und Softwarelösungen zu bestimmen.
Will man ein solches Projekt zum Erfolg führen, ist die Konsequenz, dass man genaue Aufträge vergibt. Man muss sich daher über seine Vorstellungen im Klaren sein. Ich wünschte mir vom Architekten eine geordnete Aufteilung der Räumlichkeiten in einen administrativen und einen Behandlungsbereich. Bei der Ausstattung dachte ich an Behandlungseinheiten mit Intraoralkamera und Monitor, an digitale Röntgentechnik und schließlich an eine Praxissoftware, die das weitgehend papierlose Büro ermöglichen und die Vollvernetzung aller Komponenten herbeiführen sollte.

Abb.3_Abb. 3: An die gründliche Beratung schließt sich oftmals eine hochwertige, auf Langfristigkeit und Komfort abzielende Behandlung an, wie hier zum Beispiel eine Knochenaugmentation mit xenogenem und autogenem Material zur Vorbereitung einer späteren Implantation.

Abb. 3: An die gründliche Beratung schließt sich oftmals eine hochwertige, auf Langfristigkeit und Komfort abzielende Behandlung an, wie hier zum Beispiel eine Knochenaugmentation mit xenogenem und autogenem Material zur Vorbereitung einer späteren Implantation.

CP: Welche Partner haben Sie bei der Realisierung unterstützt?

Dr. Boehme: Bei der Verwirklichung meiner Ideen haben mir kompetente Partner zur Seite gestanden, das möchte ich betonen. Das begann damit, dass mir das Fachhandelsunternehmen Pluradent AG & Co KG bei der Entscheidung pro und kontra Selbstständigkeit sowie Übernahme/Neugründung zur Seite gestanden hat. Der örtliche Verkaufsleiter hat mir Objekte und Bauplätze gezeigt, wir haben zusammen das Umfeld auf sein zahnärztliches Potenzial hin evaluiert, Pluradent hat einen Bauunternehmer und Architekten vorgeschlagen und mich schließlich auch bei der Inneneinrichtung und Gerätewahl beraten. Was die Praxisvernetzung angeht, habe ich es als angenehm und arbeitssparend empfunden, in den Pluradent IT-Spezialisten kompetente Fachleuchte an der Seite zu haben.
Andere wichtige Partner waren für mich der Steuerberater, der Unternehmensberater und die Bank. Mit der Unternehmensberatung SMS GmbH aus Göttingen konnte ich eine Standortanalyse durchführen und einen Businessplan erstellen, mit genauen finanziellen Zielen. Die Apo-Bank war gegenüber meinem Behandlungskonzept und Vorhaben insgesamt sehr offen. Es herrschte eine angenehme Gesprächsatmosphäre, und die Bank hat die Kreditformalitäten zügig abgewickelt.

Abb.4_Abb. 4: Gerade in einer jungen Praxis muss die Zeit effizient genutzt werden – mit dem richtigen Team gelingt das.

Abb. 4: Gerade in einer jungen Praxis muss die Zeit effizient genutzt werden – mit dem richtigen Team gelingt das.

CP: Was sagen Sie jetzt nach einem Jahr in den eigenen Räumen: Ist das Projekt „Neubau einer Zahnarztpraxis“ zu Ihrer Zufriedenheit abgelaufen?

Dr. Boehme: Wenn ich zurückdenke, dass ich erst letztes Jahr im Oktober bei Null angefangen habe, kann ich nur sagen: Mein Konzept ist aufgegangen. Ich verzeichne eine gute Auslastung und Patientenzuwächse. Mittlerweile kommen ganze Familien zu mir – die Kinder, die Eltern bis hin zu den Großeltern. Nicht nur die Allgemeinzahnmedizin, auch die Implantologie ist in diesem ersten Jahr gut angelaufen.
Die Patienten schätzen, dass ich mir für die Erstbefundung viel Zeit nehme. Deshalb sage ich gerne: „Unsere Praxis steht auf einem soliden Fundament“, nämlich der umfassenden Diagnose. Daran schließen sich hochwertige Lösungen, meist jenseits der Kassenleistung, an.
Meine erste Bilanz an dieser Stelle: Die Praxis verzeichnet kontinuierliche Patientenzuwächse. Aber das ambitionierte Konzept führt auch dazu, dass die Anlaufphase vielleicht etwas länger ist, als unter anderen Voraussetzungen.

Abb.5_Abb. 5: In diesen Praxisräumen finden sich die Patienten schnell zurecht – der erste Schritt, um sich wohlzufühlen.

Abb. 5: In diesen Praxisräumen finden sich die Patienten schnell zurecht – der erste Schritt, um sich wohlzufühlen.

CP: Was war für Sie das Schönste an dem gesamten Projekt, und was war Ihre tiefstprägende Erfahrung?

Dr. Boehme: Das Schönste ist, zu sehen, wie sich mein Konzept mit Leben füllt. Ich stehe vor meiner Immobilie und sie ist so geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Ästhetik, die ich meinen Patienten geben möchte, ist nach außen getragen. Die Entscheidung, eine Praxis ganz neu zu bauen und kompromisslos einen Neuanfang zu wagen, war für mich die richtige.
Eine sehr prägende Erfahrung ist die, dass ich mich hier im ländlichen Raum mit meiner Zahnheilkunde wohlfühle. Der Bedarf nach einer hochwertigen Zahnmedizin ist auf jeden Fall da. Meine Behandlungen werden nachgefragt und entsprechende Versorgungen umgesetzt.

Abb.6_Abb. 6: Ein Vorteil, wenn man neu baut: Die Größe und den Zuschnitt kann man frei bestimmen.

Abb. 6: Ein Vorteil, wenn man neu baut: Die Größe und den Zuschnitt kann man frei bestimmen.

CP: Welchen Rat geben Sie Kollegen, die vor der gleichen Entscheidung wie Sie stehen?

Dr. Boehme:Es ist spannend und befriedigend zugleich, Neues zu schaffen, aber mein Rat ist: Man sollte sich nicht zu früh im Leben mit einer völligen Neugründung selbstständig machen. Denn dazu braucht man meiner Ansicht nach Erfahrung im Beruf. Außerdem muss man bereit sein, viel Zeit in die Fortbildung zu investieren, wenn man es wie ich machen möchte: fachlich immer auf dem neuesten Stand sein, sich neue Ziele setzen und in die Zukunft investieren.

CP: Herr Dr. Boehme, herzlichen Dank für das Interview!

Abb. 7:  Hygiene auf dem aktuellen Stand. Als Beispiel der in das Netzwerk integrierte Vacuklav Melag 40B.

Abb. 7: Hygiene auf dem aktuellen Stand. Als Beispiel der in das Netzwerk integrierte Vacuklav Melag 40B.

Zu Dr. med. dent. Nicolai Boehme:
Nach einem Jahr Betriebswirtschaft nahm Dr. Nicolai Boehme das Studium der Zahnmedizin auf, das er im Jahr 2000 abschloss. Sechs Jahre später promovierte er. In der Zwischenzeit und darüber hinaus war er als Bundeswehr-Zahnarzt tätig, gleichzeitig absolvierte er Curricula in Implantologie und Parodontologie. Im September 2008 eröffnete er seine Praxis in Emstek (www.zahnaerzte-emstek.de, E-Mail: dr.nicolaiboehme@zahnaerzte-emstek.de).

Bildnachweis: Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. dent. Nicolai Boehme, Emstek

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