Die Zwillingsschwestern Dr. Lea Schmitt und Dr. Eva Schmitt haben sich vor fünf Jahren entschlossen, eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen und führen seitdem ein erfolgreiches Familienunternehmen im Zentrum von Siegburg inmitten der Haupteinkaufsstraße.
Die Praxisgründung würden die beiden Schwestern heute in Hinblick auf Zeitpunkt der Praxisübernahme, Standortwahl und Praxiskonzept wieder genauso wieder machen. Dabei empfehlen sie, mindestens ein halbes Jahr vor der Praxisübernahme für den Umbau der Räume, einen Plan zur Praxisfinanzierung, ein Praxiskonzept, gegebenenfalls Einstellung neuer Mitarbeiter sowie Zeit für eventuelle Fortbildungen für übernommene Angestellte einzuplanen.
Die Praxisübernahme, die durch aktive Suche der Zahnärztinnen über Dentaldepots zustande gekommen ist, haben die beiden einer Praxisneugründung vorgezogen, da sie so den vorhandenen Patientenstamm des Vorbesitzers übernehmen konnten. Außerdem erhielten sie durch die vorhandenen Zahlen eine bessere wirtschaftliche Planbarkeit und minimierten das Risiko einer Fehlkalkulation. Bezüglich des Praxisstandorts sagen die jungen Unternehmensgründerinnen, dass die Lage eine wichtige Rolle spielt, um für die Patienten ein attraktives Versorgungszentrum darzustellen, weshalb sie sich für die sehr zentral gelegene Kaiserstraße inmitten der Siegburger Fußgängerzone entschieden haben.
Das Praxiskonzept haben Dres. Schmitt im Vergleich zum Vorgänger hinsichtlich einiger Aspekte umfassend geändert. Die größte Umstellung bestand darin, die Praxis von einer Einzelpraxis auf eine Gemeinschaftspraxis mit zwei Behandlerinnen umzustellen. Dies beinhaltete eine Modernisierung der Praxis– unter anderem mit der Einführung von digitalem Röntgen, karteikartenlosem Arbeiten und geänderten Arbeitszeiten im Schichtsystem. Dies zog auch die Einstellung von neuem Personal nach sich.
Mit dem Personal, das die Zahnärztinnen übernommen haben, hatten sie großes Glück, da sie durchweg auf hohe Akzeptanz für alle Veränderungen gestoßen sind. Das Zwei-Schichtensystem gestaltet sich von montags bis donnerstags mit einer Frühschicht von 7 bis 14 Uhr und einer Spätschicht von 14 bis 21 Uhr. Freitags beginnt die zweite Schicht eine halbe Stunde früher, damit jede Woche eine halbstündige Teambesprechung stattfinden kann. Zwischen Früh- und Spätschicht wechseln sich die Zwillingsschwestern tageweise ab. Mit diesen Öffnungszeiten können sie den Patienten eine maximale Terminauswahl anbieten und sichern sich zusätzlich die maximale Auslastung der Behandlungsräume.
Die beiden Zahnärztinnen bieten in ihrer Praxis das komplette Behandlungsspektrum der modernen Zahnmedizin an und versorgen ihre Patienten zudem implantologisch und kieferorthopädisch.
Im Mittelpunkt ihrer Praxisphilosophie stehen Freude beim Arbeiten, Freundlichkeit, Teamwork und Qualität. Mit kontinuierlichen Fortbildungen halten sich die beiden immer auf dem neuesten Stand, da aus ihrer Erfahrung eine solide Ausbildung den Grundstock für qualitativ hochwertiges Arbeiten darstellt, aber kontinuierliche Fortbildungen unabdingbar sind, um den Patienten die bestmögliche Versorgung zukommen lassen zu können. Darüber hinaus ermöglichen die Weiterbildungen den kollegialen Austausch und Optimierungen im Praxisalltag.
Hinsichtlich der Aufgabenbereiche besteht keine strikte Trennung, allerdings haben sich die Schwestern fachlich auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert, zum einen auf Implantologie und zum anderen auf Parodontologie und Kieferorthopädie. Beim Praxismanagement hat sich eine Aufteilung ergeben, die aber von jeder der beiden Behandlerinnen auch komplett übernommen werden kann, sodass keine Engpässe oder Probleme in Urlaubszeiten entstehen.
Die beiden Zahnärztinnen sagen, dass sie sich zum Zeitpunkt der Übernahme gut genug vorbereitet gefühlt haben, da sie sich in ihrer fünfjährigen Assistenzzeit hinreichend auf die Praxisübernahme einstellen und diesen wichtigen Schritt gut planen und vorbereiten konnten. Der größte Lerneffekt entstand somit vor Übernahme der eigenen Praxis, da sie insgesamt Konzepte von fünf unterschiedlichen Praxen vergleichen und für sich das geeignete Praxiskonzept erstellen konnten. Viele Dinge haben sie auch noch nach der Übernahme im Austausch mit anderen selbstständigen Freunden und Kollegen dazugelernt, die sie nachträglich noch erfolgreich in ihr Konzept integrieren konnten.
Aus heutiger Sicht resümieren die beiden, dass für sie die Vorteile der eigenen Praxis deutlich überwiegen. Die hohe Flexibilität hinsichtlich der individuellen Lebensplanung, die Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit stehen für sie deutlich über der hohen Verantwortung, der Personalführung und dem finanziellen Risiko, das die eigene Praxis mit sich bringt.
Auch kommt es durch die enge Zusammenarbeit der Schwestern äußerst selten zu Meinungsverschiedenheiten über Behandlungsstrategien oder Personalmanagement. Wenn Probleme aufkommen, lösen die Zwillinge diese so schnell wie möglich durch zeitnahe Kommunikation und entschärfen so Konfliktpotenzial.
Tipps nach fünf Jahren Selbstständigkeit
Welche Tipps können die Zahnärztinnen aufgrund ihrer Erfahrungen jungen Zahnärzten an die Hand geben, die ebenso den Wunsch einer eigenen Praxis realisieren möchten? Was haben sie richtig gemacht? Was hätte man im Nachhinein besser machen können?
Lea und Eva Schmitt halten einige grundlegende Aspekte für wichtig, um eine solide Basis für die eigene Praxis zu schaffen. Hierzu gehören eine realistische Finanzplanung mit realistischen Umsatzzielen und -planungen, insbesondere in den Anfangsmonaten mit gegebenenfalls nur kostendeckendem Arbeiten im ersten halben Jahr. Auch bei der Praxismodernisierung sollte ein wirtschaftlich sinnvolles Prozedere mit beispielsweise schrittweisem Vorgehen gewählt werden. Weiterhin sollte jeder Praxisgründer vor dem Weg in die Selbstständigkeit das Marktumfeld bezüglich Patientenklientel und Mitbewerbern genau analysieren, eine gute Auswahl und Vergleich der Zahntechnikerlabore durchführen und auf ein gutes Bankverhältnis mit flexibler Anpassung der Finanzierung achten. Vor der Selbstständigkeit sei es von Vorteil gewesen, in mehreren Praxen gearbeitet zu haben, um genügend Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, sagen die beiden. Allerdings hätten sie schon früher einen Assistenzahnarzt einstellen sollen.
Als künftige Projekte stehen in der Praxis Dres. Schmitt die Einarbeitung einer neuen Assistenzzahnärztin und die Weiterbildung im Endodontie-Curriculum an.
Eine weitere Herausforderung für die Zwillingsschwestern ist die Vereinbarung von Familie und Praxis, da die Entscheidung zur Selbstständigkeit bei den beiden – wie oft bei jungen Zahnärztinnen – eng mit der Gründung einer jungen Familie einhergeht und die Realisierung der eigenen Ziele komplettiert.
AK/Redaktion Chance Praxis