Zwanzig Jahre Universitätszahnmedizin in Dresden

Dresden, 4. Juli 2012: Seit 1992 wird in Dresden die Zahnmedizin volluniversitär in Klinik und Vorklinik gelehrt. Nach Abwehr der drohenden Schließung nur ein Jahr nach Gründung hat sich die Dresdner Universitätszahnmedizin mittlerweile im Bundesvergleich einen Spitzenplatz in Forschung und Lehre erarbeitet. Mit einer Festveranstaltung aus Anlass ihres Jubiläums dankte die Universitätszahnmedizin an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus dem Freistaat Sachsen für die damalige Entscheidung, den Standort zu erhalten, und das entgegengebrachte Vertrauen und die Unterstützung.

Ausgehend von den bisherigen Leistungen auf den Gebieten Forschung, Lehre und Patientenversorgung wagte man einen Ausblick in die Zukunft. Von besonderer Bedeutung sind die enge Zusammenarbeit mit den Fachgebieten der Medizin sowie den Forschungsgebieten der TU Dresden und die internationalen Kooperationen mit Schwerpunkt Osteuropa.

Dresden muss Vergleich mit anderen zahnmedizinischen Hochschulstandorten nicht scheuen

Zwanzig Jahre Universitätszahnmedizin in Dresden, Altstadt (Foto: Klaus Brüheim/pixelio.de)

Blick auf die Altstadt von Dresden – Foto: Klaus Brüheim / pixelio.de


Die dynamische Bilanz der vergangenen zwanzig Jahre kann in einer gut bebilderten, informativen Festschrift nachgelesen werden, in der die Universitätszahnmedizin das markante Profil des Standorts Dresden präsentiert, der den Vergleich mit anderen zahnmedizinischen Hochschulstandorten nicht scheuen muss. Die Entscheidung, den Standort für die Zahnmedizinerausbildung zu erhalten, hat sich als weitsichtig und richtig erwiesen.

Im Mittelpunkt der Pressekonferenz anlässlich des Jubiläums standen die Beiträge der Professoren Hannig, Hoffmann, und Walter, die den Bogen von der Prävention über die Internationalisierung der Lehre bis zur Parodontologie und Alterszahnmedizin spannten.

Dabei ging Prof. Michael Walter, Studiendekan Zahnmedizin an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus und Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, auf die schwierigen Anfänge der volluniversitären Zahnheilkundeausbildung ein, stellte die bisherige Entwicklung mit der großzügigen Ausrüstung des Hauses während der 90er Jahre vor und verwies auf Dresdner Alleinstellungsmerkmale wie die Interdisziplinäre Lehre im klinischen Kurs des fünften Studienjahrs, das „Dresdner Integrative Problem-, Praxis-, Patientenorientierte Lernen“ (DIPOL) sowie die Internationalisierung der Lehre durch den Studentenaustausch mit der University of Alberta, Edmonton (Kanada) – eingebunden in die Regionalpartnerschaft Sachsen und Alberta – als Unikat in Deutschland. „Bezüglich der Forschungsleistungen markierte das Jahr 2010 eindrucksvoll das Spitzenergebnis gemeinsamer Anstrengungen und darf mit annähernd 100 Impact-Punkten sowie 750.000 Euro Drittmitteln als das erfolgreichste in unserer zwanzigjährigen Geschichte bezeichnet werden. Daran soll in den kommenden Jahren mit der Neubesetzung von vier Lehrstühlen nach Emeritierungen angeknüpft werden“, sagte Walter.

Großes Potenzial für präventive Zahnmedizin

Zwanzig Jahre Universitätszahnmedizin in Dresden, Frauenkirche (Foto: Thomas Buttler/pixelio.de)

Die Frauenkirche in Dresden. Foto: Thomas Buttler / pixelio.de

Prof. Christian Hannig, seit zwei Jahren Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung mit Bereich Kinderzahnheilkunde und einer der jüngsten Lehrstuhlinhaber in der deutschen Zahnmedizin, präsentierte eine Facette des Forschungsportfolios, die sehr gut zum Wissenschaftsstandort Dresden passt. Mit „Nanotechnologie in der präventiven Zahnerhaltung“ stellte er die Forschungen seiner Arbeitsgruppe zu biomimetischen Nanomaterialien vor, die er gemeinsam mit Partnern in Dresden und ganz Deutschland realisiert, und erläuterte deren Potenzial für die präventive Zahnmedizin.

Durch die Entwicklung neuartiger Prophylaxepräparate und Oberflächenbeschichtungen soll die bakterielle Besiedelung von Zähnen und Füllungsmaterialien vermieden oder deutlich verzögert werden. „Die TU Dresden und die nichtuniversitären Forschungseinrichtungen hier in Dresden schaffen für die moderne Grundlagenforschung in der Zahnmedizin einen einzigartigen Rahmen, den man an anderen Standorten nicht findet“, sagte Hannig.
Prof. Thomas Hoffmann, Geschäftsführender Direktor der Universitätszahnmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, erläuterte aktuelle Forschungsergebnisse in der Alterszahnmedizin und verwies in der Fragestellung der parodontalen Medizin auf die langjährige Forschungstradition, die die Dresdner Parodontologie seit jeher auszeichnet. Die bereits Anfang 2000 international publizierten Ergebnisse konnten ausschließlich durch lokale Kooperation mit der Dresdner Diabetesforschung (Prof. Hanefeld) auf der einen Seite, sowie nationale und internationale Kontakte (Prof. Jepsen [Bonn], Prof. Kocher [Greifswald], Prof. Eickholz [Frankfurt am Main], Prof. de Nardin [Buffalo] auf der anderen Seite, erzielt werden. Diesen Weg werde man unter Beachtung der demografischen Entwicklungen konsequent weiterverfolgen. Die Forschung erfahre durch die Integration in die Arbeitsgruppe um Prof. Chavakis, dem mit dem Nachweis der Bedeutung des Glykoproteins Del 1 ein erster Schritt Richtung Erklärung der altersinvolutiven Parodontitispathogenese gelang, eine neue Qualität.
Der Festakt mit den Honoratioren, die ihre Grußworte überbrachten, fand im Dekanatshörsaal der Medizinischen Fakultät statt. Als Gastreferent stellte Prof. Dr. Reiner Biffar (Greifswald) anhand der Eckpunkte Demografie, technologische Innovationen, Prävention, Wissenschaft und Lehre überzeugend die zukünftigen Herausforderungen und Entwicklungen in der Zahnmedizin dar.
Diese Steilvorlage nahm Hoffmann auf und fasste die zukünftigen Dresdner Entwicklungen unter „Dresden, quo vadis?“ folgendermaßen zusammen:
• Fortführung der interdisziplinären Lehre im fünften Studienjahr und Ausweitung auf frühere Semester als Alleinstellungsmerkmal,
• Aufwertung der Hospitationspraxen zu Lehrpraxen und deren Akkreditierung, wie mit der Landeszahnärztekammer und dem Regierungspräsidium abgestimmt, als Alleinstellungsmerkmal,
• Fortführung des internationalen Studentenaustauschs mit dem Schwerpunkt Kanada und Osteuropa,
• Ausbau des Forschungsprofils „ZahnMedizin 2050“ als interdisziplinäres Projekt der UZM mit der Medizin und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen in den Bereichen Grundlagen-, translationale, klinische und Versorgungsforschung bis hin zur daraus erwachsenden interdisziplinären Patientenversorgung im Rahmen des Carus Consiliums und der interdisziplinären Lehre,
• Kooperation mit Medizin, TU und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rahmen des „DRESDEN concept“ sowie
• Abschluss eines Kooperationsvertrags mit der Medizinischen Universität Breslau zur Lehr- und Forschungskooperation.

Unterzeichnung eines „Memorandum of understanding“

Zwanzig Jahre Universitätszahnmedizin in Dresden

Prof. Thomas Hoffmann (l.) und Prof. Marek Zietek, Rektor der Universität Wroclaw (Breslau), unterzeichneten ein „Memorandum of understanding“, um die Partnerschaft der Universitäten zu vertiefen.

Im Rahmen des Festakts unterzeichnete man mit dem Rektor der Universität Wroclaw (Breslau), Prof. Marek Zietek, ein „Memorandum of understanding“, um die Partnerschaft zu vertiefen. Bemerkenswerterweise ist auch Zietek Zahnmediziner (Parodontologe), was die Bedeutung des Fachs Zahnmedizin für Hochschulpartnerschaften unterstreicht.

Zum Abschluss hob Hoffmann hervor, dass die Universitätszahnmedizin Dresden mit einer Publikation in Nature Nanotechnology, der Leitung des mit 1,35 Millionen Euro Förderung umfangreichsten DFG-Verbundprojekts der Zahnmedizin überhaupt (Prothetik), der Beteiligung am Transregio 67 (MKG-Chirurgie), zweier BMBF-Projekte (Parodontologie) und EU-geförderter Kooperation mit Breslau und Warschau (Kieferorthopädie) sowie der vollständigen Besetzung ihrer Lehrstühle angetreten ist, um „sich in orchestralem Zusammenspiel und Gleichklang den Herausforderungen der Zukunft zu stellen“. Essenziell für das Erreichen der Ziele sei es jedoch, sich der Unterstützung aller Kooperationspartner einschließlich einer sicheren Finanzierung durch das Land Sachsen sicher zu sein.

DZW/Prof. Christian Hannig, Prof. Thomas Hoffmann, Prof. Michael Walter (Dresden)

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