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Zahnarzt Hartfried Pietz: Mit der ersten eigenen CD einen Lebenstraum erfüllt

Nach dem Bohren auf die Bühne: Seit mehr als 30 Jahren ist Hartfried Pietz Zahnarzt – und macht privat Musik. Jetzt hat er seine erste eigene CD veröffentlicht.

Endlich erschienen: Die erste CD von Zahnarzt Hardy P (Foto: Pietz)

Endlich erschienen: Die erste CD von Zahnarzt Hardy P. (Foto: Pietz)

Hartfried Pietz ist seit 1985 als Zahnarzt im niedersächsischen Bad Sachsa niedergelassen. Neben seinen beruflichen Schwerpunkten Oralchirurgie, Laserparodontologie und Implantologie setzt er privat seinen Schwerpunkt auf die Musik. Nun hat sich der 62-Jährige seinen Lebenstraum erfüllt und unter dem Künstlernamen Hardy P. seine erste CD mit eigenen Songs aus 30 Jahren aufgenommen.
Im Interview mit DZW- und Chance-Praxis-Redakteurin Monia Geitz sprach Zahnarzt Hartfried Pietz über seine Motivation, Protestsongs, Emotionen und die Verbindung von Musik und Zahnmedizin.

Monia Geitz: Herr Pietz, das Album „Gefühlsecht“ ist Ihre erste CD, Sie sind musikalisch schon seit 30 Jahren aktiv. Was war zuerst da – der Wunsch, eine musikalische oder eine zahnärztliche Laufbahn zu starten?
Hartfried Pietz: Musik war immer ein wichtiger Teil meines Lebens, in meiner Jugend als Konsument. Erst während meines Studiums in Leipzig zeigte mir ein Kommilitone die ersten drei Akkorde auf der Gitarre, damit begann ich selbst Musik zu spielen.

Monia Geitz: Was bedeutet Ihnen die Musik?
Hartfried Pietz: Musik sind Schwingungen, Energie, wie wir selbst. Deshalb lässt sich damit die Seele der Menschen erreichen, Gefühle und Stimmungen transportieren. Wenn man die Möglichkeit hat, mit seinen Mitmenschen auf dieser Ebene zu kommunizieren, ist das ein großes Geschenk. In meinen Songs beschreibe ich Situationen, die ich oder Andere erlebt haben. Wenn der Hörer sich darin erkennt und die Emotionen teilt, ist das grandios.

Country, Schlager, Oldies, Rock und Liedermacher – alles, was gefällt

Monia Geitz: Wie waren die Stationen Ihrer musikalischen Karriere?
Hartfried Pietz: Ich spielte zunächst nur für mich und meine Familie, fing dann mit meinem Großcousin an, Musik als Hobby zu betreiben.Irgendwann vor mehr als 20 Jahren gründeten wir die „Pantoffelchips“, die älteste Newcomerband der Welt, wie wir uns selbstironisch nannten. Wir traten in Bad Sachsa, Seeburg, Gieboldehausen und Bad Lauterberg auf Stadtfesten oder Privatfeiern auf. Durch beruflichen Veränderungen des einen und den plötzlichen Tod eines anderen Mitglieds spielen wir nur noch einmal pro Woche zum Spaß für uns selbst. Parallel dazu habe ich mein eigenes Projekt entwickelt: Ich spiele als Solist mit Gitarre und Playbacks Country, Schlager, Oldies, Rock und Liedermacher, alles was mir gefällt.

Monia Geitz: Die Arbeitszeiten in einer Zahnarztpraxis sind ja nicht ohne – wann haben Sie noch Zeit, Musik zu machen?
Hartfried Pietz: Abends zu Hause oder an Wochenenden – selbst nach Südtirol in den Urlaub fahre ich nicht ohne Gitarre.

Monia Geitz: Hatten Sie schon früher den Wunsch, eigene Songs auf CD – oder früher sogar auf Platte – aufzunehmen?
Hartfried Pietz: Ich verstehe mich als Songwriter und versuchte schon seit Jahren, meine Songs anderen Interpreten anzubieten. Von Jürgen Drews über DJ Ötzi, Karat, den Puhdys, Ted Herold, Runrig bis Sean Connery und vielen anderen bot ich meine Songs an. Leider erhielt ich entweder Absagen oder gar keine Antwort. Heute weiß ich, dass jeder etablierte Künstler sein Team hat, das es nahezu unmöglich macht, als „Fremder“ akzeptiert zu werden. Trotzdem veröffentlichte Gutzeit-Records 2011 meinen Song „Das Märchen ist zu Ende“, gesungen von Jacqueline. Der Song erhielt sehr gute Kritiken und lief sogar in der Schweiz im Radio, aber um richtigen Erfolg zu haben braucht man Geld, Beziehungen oder eine Portion Glück. Eine eigene CD war lange Zeit undenkbar für mich.

Einen Beitrag leisten, um die Welt ein bisschen besser zu machen

Monia Geitz: Sie singen auf Deutsch; Ihren Song „Du schweigst“ könnte man auch als eine Art Protestsong bezeichnen, in dem Sie kritisieren, dass immer mehr Menschen Missstände in der Welt einfach so hinnehmen, den Mund nicht aufmachen oder Position beziehen. Was war Ihnen an diesem Song wichtig?
Hartfried Pietz: Dieser Song ist mein Bedeutendster. Jeder sollte versuchen, einen Beitrag dazu zu leisten, um unsere Welt ein klein wenig besser zu machen. Da ich Songs schreiben kann, hieß das für mich: Tu es auf diesem Weg! Ich bemerke, dass viele Mitmenschen so auf ihr eigenes Leben fixiert sind, dass sie daran zweifeln, am Großen etwas ändern zu können. Sie arrangieren sich mit Missständen, sehen weg und ignorieren Gefahren. Mir als relativ altem Menschen könnte ja auch etwas egal sein, was vielleicht erst in 20 Jahren Bedeutung für mich hätte, aber ich habe Kinder und Enkel, und die Vorstellung, ihnen ginge es schlecht, weil ich nichts dagegen unternommen habe, bringt mich um den Schlaf. Deshalb versuche ich, Menschen aufzurütteln. Jeder kann etwas tun, so wie wir 1989 etwas tun konnten! Jede Veränderung beginnt mit Hinterfragen und Wahrnehmen. Dazu braucht es Mut und Informationen, die gibt es zum Glück! Noch ist das Internet weitgehend frei, auch wenn daran gearbeitet wird, es zu beschneiden.

Monia Geitz: Musikalisch sind Genres von Deutsch-Pop, Deutsch-Rock über Schlager bis Rock’n Roll vertreten. Wer hat Sie musikalisch beeinflusst?
Hartfried Pietz: Ich profitiere von einem riesigen Pool musikalischer Einflüsse – von den Beatles, CCR, Dire Straits, STS, Eagles, Lindenberg, Westernhagen, Maffay, Lippe, Karat, Dylan, Udo Jürgens, Bon Jovi und vielen mehr. Manche Künstler beeindruckten mich mit ihren Texten, andere dadurch, wie sie Gitarre spielten und wieder andere durch ihren mehrstimmigen Gesang. All das spiegelt sich irgendwie in meinen Songs wieder.

Monia Geitz: Wie entstehen Ihre Songs? Ist da zuerst der Text oder ein musikalisches Motiv?
Hartfried Pietz: Normalerweise ist immer zuerst die Melodie und das Thema da, erst danach folgt der Text. Nur bei „das Märchen ist zu Ende“ war es anders : dieses Lied hab ich zu 80 bis 90 Prozent geträumt, und zwar Text und Melodie! Also den hat mir der Himmel geschenkt – wie soll ich es sonst interpretieren?

Monia Geitz: Was gab den Ausschlag, genau jetzt das Album aufzunehmen?
Hartfried Pietz: Ich habe sieben Songs schon vor 15 bis 20 Jahren produziert und einige mit meinem Band- und Berufskollegen Werner Kreutzer arrangiert, sodass nur noch wenige neu produziert werden mussten. Zwei Songs habe ich im Internet in München bei Bernd Oettinger produzieren lassen, um eine etwas andere „Handschrift“ zu bekommen, aber die meisten habe ich im Sound Design Studio in Göttingen mit Thomas Körber produziert. Dort haben schon Profis wie Matthias Reim, G. G.Anderson oder Ted Herold ihre Alben produziert. Nach dem Tod meines Vaters hab ich „Staub der Zeit“ geschrieben und ihm gewidmet. Das war der Auslöser zu sagen: Trau dich!

„Ich bin ein musikalischer Korinthenkacker“

Monia Geitz: Wie sind Sie bei der CD-Produktion vorgegangen? Wo fanden Sie Ihre Mitmusiker, wie lange waren Sie im Studio und wer hat Sie produziert?
Hartfried Pietz: Ich hatte als Unterstützer meinen Bandkollegen Werner Kreutzer und vor allem Thomas Körber. Für vier Songs konnte ich einen Studiosänger gewinnen und für zwei weitere eine Sängerin, die professionell für deutsche Spitzenkünstler im Background singt. Jeden freien Dienstag Nachmittag bin ich nach Göttingen ins Studio gefahren, deshalb zog sich die Produktion auch anderthalb Jahre hin. Ich bin ein „musikalischer Korinthenkacker“, habe durch meine Fummelei an den Songs meinen Produzenten mehr als einmal den Schlaf geraubt und ein zweifelhaftes Prädikat errungen. Als ich ihn einmal scherzhaft fragte, wo ich im Ranking der schwierigsten Kunden stünde, wenn die Umgänglichsten eine Eins wären und die Schwierigsten … – „Zehn“ war seine Antwort, noch bevor ich die Frage zu Ende gestellt hatte.Monia Geitz: Wo ist Ihre CD erhältlich?
Hartfried Pietz: Meine CD ist bei Apple, Amazon, Mediamarkt, Saturn und so weiter zu bestellen oder direkt bei mir unter meiner E-Mail zapietz@t-online.de [1].

Monia Geitz: Singen Sie schon mal für Ihre Patienten? Wissen die Patienten um Ihr Hobby? Lassen Sie Ihre Patienten an Ihrer Musik teilhaben? Oder sind der musikalische und der zahnmedizinische Bereich strikt voneinander getrennt?
Hartfried Pietz: Meine Patienten wissen meist von meinem Hobby, bei meiner Art, Patienten an mich heranzulassen, um ihnen ihre Angst zu nehmen, bleibt das nicht aus. Natürlich kommt es auch mal vor, dass ich mit meiner Takamine, die im Wartezimmer hängt, mal jemanden ein Geburtstagsständchen singe. Aber Praxis und Musik sind normalerweise verschiedene Dinge.

Monia Geitz: Haben die Musik und die Zahnmedizin für Sie Gemeinsamkeiten?
Hartfried Pietz: Ja! Man muss Menschen mögen!

Monia Geitz: Und wo und wann kann man Sie live hören?
Hartfried Pietz: Bei kleineren Veranstaltungen in Bad Sachsa und Umgebung. Meine „Karriere“ als Solokünstler steht erst am Anfang, da ich erst jetzt eine Anlage habe, die Live-Auftritte bis 150 Zuhörer ermöglicht.

Monia Geitz: Wenn Sie Ihren Zuhörern eine Liedzeile aus einem Ihrer Songs ans Herz legen wollten – welche wäre das?
Hartfried Pietz: „Wir sind nur Staub der Zeit!“