„Viel mehr als nur ankeuzen“ – Elektronische Prüfungen verbessern die Lehre im Medizinstudium

Elektronische Prüfungen MHH_TomFigiel

Fair, sicher, vielseitig und akzeptiert: Elektronische Prüfungen verbessern die Lehre an der MHH (Foto: MHH/Tom Figiel)

Erfolgreiche Bilanz: Sechs Jahre nach der Einführung des Modellstudiengangs Medizin, HannibaL, wird an der MHH die 100.000 E-Klausur durchgeführt. Mit der Etablierung des Modellstudiengangs Medizin an der MHH 2005/2006 wurde das Physikum abgeschafft. Stattdessen setzt die Hochschule auf kontinuierliche Leistungsüberprüfung durch zeitnahe benotete Prüfungen direkt im Anschluss an die einzelnen unterrichteten Lehrmodule. Dadurch erhöhte sich die Anzahl der Klausuren. Um die große logistische und organisatorische Herausforderung zu meistern, entwickelte die MHH gemeinsam mit dem Unternehmen IQuL GmbH das elektronische und mobile Prüfungssystem Q[kju:]. „Organisatorisch, technisch und inhaltlich hat sich das System bestens bewährt“, sagt Professor Dr. Ingo Just, Studiendekan an der MHH. Neben der schnellen objektiven Auswertung und zeitnahen Ergebnismitteilung bietet das Verfahren die Möglichkeit, Bilder und Videos sowie Fallszenarien in die Prüfung zu integrieren. Dadurch kann die Klausur ein breiteres, am Berufsbild des Arztes orientiertes Spektrum an Wissen realitätsnah abfragen. Daher soll Q[kju:] nun auch für mündlich-praktische Prüfungen angewendet werden, um diese stärker zu strukturieren, objektiver zu gestalten und damit fairer zu machen.

Ein Pluspunkt der elektronischen Prüfungen ist die Möglichkeit, die Lehrveranstaltungen und Studienbedingungen umfassend zu evaluieren. Dadurch wird nicht nur die Leistung der Studierenden erfasst, sondern auch die der Dozentinnen und Dozenten. Das führt zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Lehre im Modellstudiengang. „Universitäten und Hochschulen können nur durch Prüfungen beweisen, wie gut sie ihre Studierenden ausbilden. Prüfungen und die Lehre beeinflussen sich wechselseitig. Werden Prüfungen anspruchsvoller oder realitätsnäher, stellen sich Dozenten und Studenten darauf ein – die Qualität der Lehre steigt“, betont MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann.

„Die elektronischen Prüfungen sind im heutigen Technikzeitalter nicht mehr wegzudenken. Wir Studierenden schätzen besonders, dass wir sehr schnell unsere Prüfungsergebnisse online abfragen können. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, die Fragestatistik einzusehen. So können wir nachvollziehen, ob eine Frage ausreichend verständlich formuliert wurde. Gegebenenfalls gibt es nämlich die Option, die Frage aus der Bewertung rauszunehmen“, erklärt Stephan Irannejad, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). „Allerdings muss das elektronische Prüfungssystem fortlaufend optimiert und auf den neuesten technischen Stand gebracht werden, was die Funktionalität der Laptops angeht – beispielsweise Zubehör wie elektronische Taschenrechner und Notizzettel“, sagt der Medizinstudent und regt an, die Studierenden noch mehr in den Entwicklungs- und Optimierungsprozess mit einzubeziehen.

Die Einführung des mobilen Prüfungssystems Q[kju:] ist für die MHH-Verantwortlichen auch eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte: Während andere Universitäten extra Raum-, Personal-, und PC-Kapazitäten schaffen mussten, übernimmt an der MHH als externer Dienstleister die IQuL GmbH die Wartung und Pflege des mobilen elektronischen Systems und stellt auch die Hardware zur Verfügung. Zusätzlich rüsten sie die Hörsäle und Seminarräume so um, dass sie auch für Prüfungen genutzt werden können. Sie übernehmen die Verantwortung für den technisch einwandfreien Zustand der Geräte und die technische Abwicklung der Prüfungen. „Damit ersparen wir den Hochschulen immense Investitionskosten, die für den Bau und die Einrichtung von Prüfungsräumlichkeiten notwendig sind“, erläutert Johannes vor dem Esche, Geschäftsführer der IQuL GmbH. Das mobile und elektronische Prüfungssystem Q[kju:] basiert auf der Bereitstellung mobiler Server, einem eigens für die Prüfung bereitgestellten W-LAN-Netz und Laptops. Alle wichtigen Prozesse wie die Terminierung der Prüfungen, die Frageneingabe, die Fragenkorrektur sowie die visuelle Darstellung von Ergebnissen und Statistiken werden zentral gesteuert. Durch die Neustrukturierung der Prüfungsorganisation wurde zudem ein Regelkreis zur Qualitätssicherung der Prüfungen implementiert.

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