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Uni Würzburg: Neue Konzepte für Zahnmedizin

Seit Februar dieses Jahres hat die Professorin Sarah König den neu geschaffenen Lehrstuhl „Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung“ an der Universität Würzburg inne. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Entwicklung innovativer Lehr- und Prüfungskonzepte in der Human- und Zahnmedizin.

Prof. Dr. Sarah König (Foto: Daniel Peter)

Prof. Dr. Sarah König (Foto: Daniel Peter)

„Das Rollenverständnis von Ärztinnen und Ärzten hat sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte erweitert: Wir sind nicht nur Experten, die Kranken nach bestem Wissen und Gewissen helfen, sondern wir müssen unser Wissen auch richtig weitergeben – an den medizinischen Nachwuchs, aber auch an die Patienten und an diverse Berufsgruppen“, sagt Professorin Sarah König. Die Allgemein- und Viszeralchirurgin ist seit Februar dieses Jahres die Leiterin des neu geschaffenen Lehrstuhls Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg.

Kompetenzorientierung, Teamarbeit und Prüfungen

Zu den zentralen Aufträgen von König und ihrem Team zählt es, die Qualität der Lehre weiterzuentwickeln. „Aktuelle Schlagworte hierbei sind unter anderem ‚kompetenzorientierte Ausbildung‘ und ‚interprofessionelle Teamarbeit‘“, berichtet die Neu-Würzburgerin und erklärt: „Die von Medizinern heute geforderten Fähigkeiten gehen über das ärztliche Wissen weit hinaus. Neben diagnostischer, therapeutischer, präventiver und wissenschaftlicher Verantwortlichkeit sind beispielsweise auch soziale, ethische, kommunikative, wirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenzen gefragt und müssen adäquat vermittelt werden.“

Weiterhin werden medizinische Versorgungsprozesse mehr und mehr in multiprofessionellen Teams und damit arbeitsteilig organisiert. „Das lässt die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsfachberufen und damit einen entsprechenden gemeinsamen Kompetenzaufbau immer wichtiger werden“, so die Medizinerin. Die junge Amtsinhaberin hat hierzu bereits ein Drittmittelprojekt mit Förderung durch die Robert-Bosch-Stiftung eingeworben. In dem Projekt „Durch Barrieren schneiden“ werden erstmals Studierende der Medizin und Auszubildende in Gesundheitsberufen gemeinsam unterrichtet. Sie simulieren Alltagssituationen der Zusammenarbeit im OP und auf Station, reflektieren das Erlebte und erarbeiten Lösungsstrategien zum Umgang mit aufgetretenen Problemen. In einem begleitenden Forschungsprojekt werden die Effekte der berufsgruppenübergreifenden Ausbildung gemessen und die Auswirkungen auf die Einstellung der Teilnehmer untersucht.

Die Studierenden der Humanmedizin werden die Lehrstuhlinhaberin als Dozentin in der Chirurgie erleben. „Dieses Fach ist meine medizinische Heimat und hier kann ich dann auch neue Konzepte selbst mit den Studierenden ausprobieren und wissenschaftlich untersuchen“, sagt sie. Daneben schafft sie aber auch übergeordnete Strukturen, die allen Fächern zugutekommen. Hierzu werden beispielsweise klinisch-praktische Prüfungen sowie schriftliche Prüfungen auf Tablets und neue Strategien zur Evaluation von Lehrveranstaltungen sowie der Arbeitsplatz-basierten Ausbildung (Blockpraktikum und Praktisches Jahr) gehören.

Neu: Medizindidaktisches Trainingsprogramm

Um diese theoretischen Forderungen in die Praxis umzusetzen, installierten die Lehrstuhlinhaberin und ihr Team als eine der ersten praktischen Maßnahmen ein neues medizindidaktisches Trainingsprogramm. Die Kurse richten sich an alle Lehrenden, die im medizinischen Kontext unterrichten und prüfen. Dazu zählen Ärzte, Wissenschaftler und Dozenten der Berufsfachschulen – vom Lehranfänger bis zum erfahrenen Hochschullehrer.

In sieben, auch modular buchbaren Kursbausteinen mit insgesamt 60 Arbeitseinheiten erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was es braucht, um ihren Unterricht durch Struktur und Technik noch besser zu gestalten. „Ob One-to-one-Teaching, Kleingruppenunterricht, Seminar oder große Lehrveranstaltung – jede dieser Unterrichtsmethoden lässt sich innovativ aktivieren und ausbauen. Wir zeigen im Trainingsprogramm unter anderem, wie man die Aufmerksamkeit und die Behaltensleistung von lernenden Erwachsenen noch steigern kann“, sagt die Professorin.

Frühes Engagement für die Lehre

Sarah König absolvierte nach dem Medizinstudium an der Universität Göttingen ihre Facharztausbildung an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen. Parallel zur ärztlichen/chirurgischen Tätigkeit engagierte sie sich dort von Beginn an auch in der Lehre: Schon als junge Assistenzärztin übernahm sie das Amt der Lehr- und Studienbeauftragten ihrer Klinik. „Ich hatte erkannt, dass es in diesem Bereich noch deutliches Entwicklungspotenzial gab, und es war mir wichtig, dass die Studierenden das Fach Chirurgie attraktiv finden und die Lehre wertschätzen“, erinnert sich die heute 43-Jährige.

Wegbereitender Aufbaustudiengang

Ihr Einsatz für eine bessere Lehre fand zunächst auf autodidaktischem Niveau statt, da die Ausbildung zur Chirurgin und ihre wissenschaftliche Arbeit im Vordergrund standen. „Einige Zeit nach meiner Habilitation im Jahr 2009 kam allerdings der Punkt, an dem ich merkte, dass ich mit der Parallelität von Chirurgie und Lehrengagement an Grenzen stoße und ich mich für einen Weg entscheiden musste“, schildert Sarah König. Daher absolvierte sie den Aufbaustudiengang „Master of Medical Eduation“ an der Universität Heidelberg, um sich für die neue Perspektive zu professionalisieren.

Wie sehr diese Zusatzqualifikation in der deutschen Hochschulmedizin geschätzt wurde und wird, war ihr zunächst gar nicht bewusst: „Ich musste erst durch Kollegen darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Möglichkeit besteht, sich auf entsprechende medizindidaktische Professuren zu bewerben.“ In der Folge bewarb sie sich an mehreren Universitäten – unter anderem und erfolgreich in Würzburg.