Standortanalyse: So lässt sich das Niederlassungsobjekt richtig bewerten

Die Wahl des richtigen Praxisstandorts ist nicht leicht. Wer sich heute für einen Standort entscheidet, weiß, dass er sich mindestens für die nächsten zehn Jahre an Ort und Stelle bindet und hohe finanzielle Verpflichtungen eingeht. Standortanalysen helfen Existenzgründern dabei, das Niederlassungsobjekt richtig zu bewerten. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um eine Neugründung oder Übernahme handelt.

Wer sucht ihn nicht, den weißen Fleck auf der Landkarte? Den Standort in seiner Wunschstadt oder -region ohne nennenswerten Wettbewerb, mit Einwohnern überdurchschnittlicher Kaufkraft, der Praxis im Ärztehaus und Zentrumslage. Eingebettet in ein Umfeld, das hohen Freizeitwert, kulturelle Abwechslung und gleichzeitig die Infrastruktur bietet, in die eine zukünftige Familienplanung optimal integriert werden kann.

Gesucht wird in der Regel ein Top-Objekt in einem wirtschaftlich sicheren Umfeld mit hoher Lebens- und Freizeitqualität, das die eigenen familiären Zukunftspläne gleichermaßen berücksichtigt. Eine Standortanalyse liefert uns einen Großteil dieser Informationen. Jedoch bringt erst ein Abgleich mit den persönliche Ansprüchen die Sicherheit bei der Auswahl.

Wer sich heute für einen Standort entscheidet, weiß, dass er sich mindestens für die nächsten zehn Jahre an Ort und Stelle bindet und hohe finanzielle Verpflichtungen eingeht.  Foto: Prodente

Wer sich heute für einen Standort entscheidet, weiß, dass er sich mindestens für die nächsten zehn Jahre an Ort und Stelle bindet und hohe finanzielle Verpflichtungen eingeht. Foto: Prodente

Persönliche Präferenzen
Wer sich über einen Praxisstandort Gedanken macht, sollte seine persönlichen Präferenzen kennen. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Person und ein Abwägen der entscheidenden persönlichen Kriterien sind dabei unerlässlich.
• Bleibe ich bei den eigenen Wurzeln und dem mir vertrauten privaten Umfeld von Familie und Freunden?
• Bin ich offen für Neues und bin ich bereit, dafür auch umzuziehen?
• Faszinieren mich Großstädte oder sind es die Berge, Meere oder sonstige landschaftlichen Merkmale?
• Fühle ich mich einem Menschenschlag oder einer Region besonders verbunden?
• Kann ich meine Hobbies weiterhin ausleben?
• Welche Ambitionen habe ich hinsichtlich Partnerschaft und Familie?
• Wie definiere ich meinen wirtschaftlichen Anspruch?
• Welches Praxiskonzept möchte ich umsetzen?

Infrastruktur des Standorts
Eine Standortanalyse liefert wertvolle Informationen zur Infrastruktur des Standorts. Um zu wissen, wie attraktiv der jeweilige Standort ist, ist eine Lagebeschreibung des Umfelds wichtig. Dazu zählen unter anderem Fußgängerzonen, Einkaufs- beziehungsweise Nahversorgungszentren, bekannte und hochfrequentierte Plätze, Ärztehäuser oder auch Altersheime, Kindergärten, medizinische Einrichtungen und Hinweise darauf, ob es sich um Wohn- oder Gewerbegebiete handelt.

Anbindungen an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr und die Parkplatzsituation zählen ebenfalls zu den wichtigen Informationen für Existenzgründer, da es hier um gute Erreichbarkeit der Praxis und somit um ein Qualitätsmerkmal für den Patientenservice geht. Um zu beurteilen, wie gut die Lebensqualität des ausgewählten Orts ist, sind Hinweise auf sportliche und kulturelle Freizeit-Aktivitäten ebenso hilfreich wie Naherholungsgebiete, Parks und Seen im nahen Umland.

Die Zahnarztdichte
Hat man sich für einen Ort zum Niederlassen entschieden, stellt sich als nächstes die Frage nach der aktuellen zahnärztlichen Versorgung oder auch nach dem Wettbewerb vor Ort. Allgemein wird dies durch das Verhältnis behandelnder Zahnärzte zur Bevölkerung definiert. Wir sprechen hierbei von der sogenannten Zahnarztdichte. Die entscheidenden Parameter sind Anzahl der Zahnärzte und Höhe der Bevölkerung.

In Deutschland gab es im Jahr 2010 insgesamt 54.683 niedergelassene Zahnärzte, mehr als 10.000 angestellte Zahnärzte und Assistenzzahnärzte sowie 3.000 Zahnärzte in anderen medizinischen Einrichtungen wie zum Beispiel den Universitäten. Die Anzahl der jeweiligen Praxisform belief sich 2010 auf rund 36.500 Einzel- und knapp 8.500 Gemeinschaftspraxen.

Rein rechnerisch kommen in Deutschland bei einer Bevölkerungszahl von mehr als 80 Millionen Einwohner und rund 68.000 behandelnden Zahnärzten auf jeden Zahnarzt 1.206 Einwohner. Es findet keine weitere Differenzierung statt und entspricht damit einer einfachen Pauschalbetrachtung.

Wer sich auf die Suche nach einem Standort begibt, sollte diesen Wert kennen und als grobe Orientierung für den lokalen Wettbewerb sehen. Landeszahnärztekammern veröffentlichen regelmäßig Bedarfspläne für ihre Landkreise und Bezirke, anhand derer die Zahndichte ausgewiesen oder ermittelt werden kann.

Die Zahnarztdichte nimmt seit 20 Jahren kontinuierlich zu. Das heißt, auf einen Zahnarzt kommen immer weniger Einwohner. Wäre es da nicht besser, wenn Existenzgründer die Zahnarztdichte für den gewünschten Standort genau kennen?

GeoMarketing
Detaillierter geht das mithilfe des GeoMarketings, dessen herausragende Eigenschaft die räumliche Abbildung eines Marktes ist, bei dem auch der Wettbewerb und das Bevölkerungspotenzial berücksichtigt werden.

Für die eigene Existenzgründung heißt das, dass die zahnärztliche Versorgung, ob nun Einzel-, Gemeinschaftspraxen oder andere Formen, in Abhängigkeit ihrer Entfernung zum analysierten Standort, namentlich identifiziert und visualisiert werden können. Weitere Details über den Feminisierungsgrad oder die Anzahl bereits bestehender Praxen werden automatisch mitgeliefert. Die Darstellung basiert auf einem Straßenkarten-Atlas, sodass mit einem Blick ersichtlich wird, wo die nächstliegenden Praxen zum Standort sind.

Konkretes Wissen über die Bevölkerung im jeweiligen Postleitzahlen-Bereich präzisiert die Aussage der Zahnarztdichte. Zum einen haben Untersuchungen ergeben, dass 90 Prozent der Patienten einer Praxis weniger als 30 Minuten mit dem Auto zu ihrem Zahnarzt fahren. Zum anderen gibt die sogenannte Pendlerbewegung Auskunft über die Höhe der Tag- und Wohnbevölkerung in einem Postleitzahlen-Gebiet und liefert damit die wichtige Information, wie hoch der Anteil der arbeitenden Bevölkerung dort ist. Gerade in City-Lagen von Großstädten sind hier große Unterschiede der Tag- und Nachtbevölkerung festzustellen.

Zusätzlich kann für jeden geplanten Standort der Kaufkraft-Index ermittelt werden, der einen Rückschluss auf das Konsumverhalten und damit der Zuzahlungs-Bereitschaft der Patienten zulässt. Diese Betrachtungsweise führt weg von einer pauschalen hin zu einer standortbezogenen Zahnarztdichte, deren deutlich höhere Aussagekraft ein Existenzgründer unbedingt mit in seine Standortüberlegungen einbeziehen sollte.

Fazit
Die weißen Flecken auf der Landkarte wird man immer wieder finden. Sie hängen aber stark von den persönlichen Vorstellungen und der standortbezogenen Zahnärztedichte ab. In ländlichen Gegenden wird heute schon auf einen Zahnärztemangel verwiesen. Wer sich dort mit den örtlichen Lebensbedingungen anfreunden kann, wird sich über dankbare Patienten freuen.

Eine Standortanalyse ist ein unerlässliches Instrument bei der Vorbereitung der eigenen Existenzgründung, um das richtige geografische Umfeld für seine Zahnarztpraxis zu finden. Basierend auf Software-Lösungen des GeoMarketings können viele tiefergehenden Informationen über die zahnärztlichen Versorgung, Bevölkerung und Kaufkraft adressengenau aufbereitet und anschaulich mit Karten dargestellt werden. Eine derart detaillierte Entscheidungsgrundlage ist einer einfachen, pauschalen Betrachtungsweise der Zahnarztdichte vorzuziehen.

Der persönlichen Bezug zum gesuchten Standort dagegen kann nicht auf Knopfdruck ermittelt werden. Dazu bedarf es einer ehrlichen Selbstanalyse, die im Vorfeld stattfinden sollte. Der Vorteil liegt später in einer zielgerichteten Suche, die sowohl Zeit und Kosten spart als auch die Nerven schont.

Eines sollte man bei der Standortsuche aber immer bedenken: Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie sich am Standort um. Gehen Sie in die Nebenstraßen, besuchen Sie Geschäfte und sprechen Sie mit den Menschen vor Ort. Sie sollten zum auserwählten Standort ein gutes Gefühl entwickeln. Fragen Sie dazu auch gerne Ihr betreuendes Dental-Depot nach Unterstützung.

Thomas Thiel, Offenbach

Thomas Thiel

Thomas Thiel

 

Thomas Thiel ist Leiter der Fachbereiche Praxisbörse und Akademie bei dem Dentalfachhandelsunternehmen Pluradent. In dieser Position verantwortet er unter anderem Praxisvermittlungen für Zahnärzte.

Nach dem Studium der Betriebswirtschaft war er in verschiedenen Positionen in der Dentalbranche tätig.

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