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So steht es um die deutsche Unternehmenskultur

Das Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance untersucht, welche gestaltbaren Elemente der Unternehmenskultur den Unternehmenserfolg beeinflussen. Auf einer Tagung Anfang September 2013 in der Universität Witten/Herdecke diskutierten namhafte Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft den aktuellen Stand der Forschung und gelebte Unternehmenspraktiken.

„Hinter dem Konferenztitel verbirgt sich daher die Frage nach der ‚Zukunft der Unternehmen‘ und dem ‚Unternehmen der Zukunft‘“, resümierte Liz Mohn, Stellvertretende Vorsitzende des Vorstands und des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung, in ihrem Grußwort.

Laut einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales an mehr als 300 deutschen Unternehmen sind 24 Prozent des wirtschaftlichen Erfolgs eines Unternehmens auf dessen Unternehmenskultur zurückzuführen.

v. l.: Prof. Dr. Jürgen Strube; Prof. Dr. Michèle Morner; Liz Mohn; Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert /Foto: Steffen Höft [1]

v. l.: Prof. Dr. Jürgen Strube; Prof. Dr. Michèle Morner; Liz Mohn; Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert /Foto: Steffen Höft

Seit den 70er-Jahren wird Unternehmenskultur als Allheilmittel verschrieben, insbesondere dort, wo traditionelle Steuerungskonzepte versagen. Dies ist dann der Fall, wenn Wertschöpfung durch wissensintensive Arbeit erfolgt: Kreative Lösungen und innovative Produkte sowie Dienstleistungen werden nämlich nur selten durch Hierarchien oder Kennzahlen hervorgebracht. Häufig bewirken diese das Gegenteil, wie die Insolvenzen des stark hierarchisch geprägten Unternehmens Schlecker oder des wachstumsfokussierten Praktiker-Konzerns zeigen.

Gefragt sind neue Ansätze der Unternehmenssteuerung, die Kooperation in Unternehmen fördert. Kooperation zwischen Mitarbeitern, Teams und Abteilungen bildet den Boden, auf dem kreative und innovative Ideen gedeihen. Mitarbeitern kann aber weder per Anweisung Kooperation verordnet noch kann per Anreiz selbige angeregt werden.

Wie kann jedoch Unternehmenskultur einen unternehmerischen Mehrwert durch Förderung von Kooperation stiften? „Kooperative Zusammenarbeit setzt ein Können und Wollen aufseiten der Mitarbeiter voraus,“ so Prof. Dr. Michèle Morner, wissenschaftliche Leiterin des Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance. Unternehmen, die ein Umfeld schaffen, das Mitarbeiter dazu befähigt, den Sinn ihrer Arbeit zu erkennen, Eigeninitiative zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen, schaffen zentrale Voraussetzungen der Kooperation. Wie das funktionieren kann, zeigte Heribert Gathof, Geschäftsführer Eckes-Granini Deutschland GmbH, an Beispielen aus dem eigenen Unternehmen auf. Außerdem referierten Susanna Nezmeskal-Berggötz, MBA, Vice President Corporate Culture Deutsche Post DHL, und Gerd Seidensticker, Geschäftsführer der Walter Seidensticker GmbH & Co KG. 
Perspektiven aus der Wissenschaft trugen Prof. Dr. Monika Eigenstetter, Hochschule Niederrhein, Prof. Dr. Michèle Morner und Hannah Möltner, Universität Witten/Herdecke, bei. Für einen fruchtbaren Austausch zwischen Referenten und Teilnehmern der Veranstaltung sorgten Prof. Dr. Dr. Alexander Brink, Universität Bayreuth, und Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.