So gelingt der Start in die Existenzgründung – Expertentipp von Petra Knödler, Leiterin des Marktgebiets Mitte der ApoBank

Petra Knödler (Foto: Knödler)

Petra Knödler (Foto: Knödler)

Der Weg zur eigenen Praxis ist aufregend, weil viel Neues auf einen zukommt. Mitunter erscheint mancher Streckenabschnitt dabei lang und steinig. Gründerinnen, die jedoch von Anfang an strukturiert vorgehen und sich kompetente Unterstützung holen, tun sich viel leichter mit dem Schritt in die Selbstständigkeit. Meine Erfahrung aus jahrelanger Beratungstätigkeit zeigt, dass diejenigen, die planmäßig und zielbewusst vorgehen, erleben die Existenzgründung als spannendes Abenteuer, persönlich daran wachsen und erfolgreiche selbstständige Zahnärztinnen werden.

Dabei ist es hilfreich, sich entlang einer Zeitachse Meilensteine zu setzen und sich die Themen dieser Zwischenziele mit Fragen und daraus resultierenden Checklisten zu erarbeiten. Damit schärfen Sie Ihr Profil als Unternehmerin und sensibilisieren sich für die künftigen Herausforderungen.

Generelle Fragen zur Selbstständigkeit
Zunächst gilt es, Grundsätzliches zur Existenzgründung zu klären. Dabei helfen folgende Fragen:

  • Welche Art der Selbstständigkeit ist für mich geeignet: Bin ich eher Einzelkämpferin oder arbeite ich gerne mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, weil ich den fachlichen Austausch und Synergien wünsche?
  • Möchte ich in Vollzeit oder Teilzeit tätig sein?
  • Plane ich Familienpausen oder reduzierte Arbeitszeiten, die ich in meinem Praxiskonzept berücksichtigen muss?
  • Möchte ich prinzipiell eine Praxis übernehmen oder möchte ich neu gründen?
  • Plane ich eine Vertragszahnarztpraxis oder eine Privatpraxis?
  • Bin ich organisatorisch sowie in den Disziplinen der Unternehmensführung (Marketing, Personalführung, Abrechnung und Betriebswirtschaft) gut aufgestellt?
  • Wo kann ich solches Know-how erwerben beziehungsweise vertiefen?
  • Welche Banken, Steuerberater und Rechtsanwälte sind spezialisiert auf Heilberufler und können mich unterstützen?
  • Welche Unterstützung bietet die Kassenzahnärztliche Vereinigung?

Stimmiges Praxiskonzept entwickeln
Gründerinnen, die sich in der Planungsphase intensiv mit Fragen rund um ihre Praxis und der Praxisführung beschäftigen, schaffen die Basis für das Gelingen der Selbstständigkeit. Dazu ist unter anderem die intensive Auseinandersetzung mit folgenden Themen notwendig:

• Welchen Standort wähle ich?
• Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen benötige ich?
• Wie hoch kalkuliere ich die Personalkosten?
• Welche Patienten soll die Praxis vorwiegend ansprechen?
• Passt das geplante Leistungsspektrum zur Patientenstruktur?
• Passt die vorhandene oder geplante Ausstattung dazu?
• Wie sieht mein künftiges Praxislogo aus und wie lautet mein Slogan? Passen Logo und Slogan zur avisierten Patientengruppe?

Nachhaltige Finanzierung sichern
Zahnärztinnen, die sich mit ihrer Rolle als Unternehmerin und dem eigenen Praxiskonzept beschäftigt haben, können sich nun auf die Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern vorbereiten. Nur eine nachhaltige Gründungsfinanzierung entwickelt sich zum wesentlichen Pfeiler einer erfolgreichen Selbstständigkeit – allein günstige Zinskonditionen reichen nicht. Versuchen Sie, in den Gesprächen mit potenziellen Darlehensgebern herauszufiltern, ob diese an einer langfristigen Partnerschaft und damit an Ihrem persönlichen Erfolg als Unternehmerin interessiert sind:

  • Wie will ich finanzieren?
  • Welche gesetzlichen und steuerlichen Vorgaben sowie Abläufe (etwa bei Immobilienkauf) sind einzuplanen?
  • Wie hoch sind meine eigenen Lebenshaltungskosten?
  • Wie viel Euro jährlich will ich für meine Vorsorge aufbringen?
  • Geht die Beraterin/der Berater auf mich und meine Bedürfnisse ein?
  • Steht für die Bank neben der Vergabe des Existenzgründungsdarlehens auch eine wirtschaftlich erfolgreiche Praxisführung im Fokus?
  • Welche Einnahmen sind für eine wirtschaftlich erfolgreiche Praxis notwendig?
  • Ist die der Finanzierung zugrunde gelegte Investitions- und Kostenanalyse realistisch?
  • Hat das Kreditinstitut ein Netzwerk mit kompetenten Partnern (zum Beispiel Steuerberater, Rechtsanwälte), die die Bedürfnisse der Heilberufler gut kennen?

Eine gut strukturierte Vorbereitung, eine betriebswirtschaftlich fundierte Analyse, ein Netzwerk mit kompetenten Partnern und ein realistischer Zeitplan tragen maßgeblich zu einer erfolgreichen Existenzgründung bei. Eingeplante Zeitpuffer vermeiden zu großen Stress. Regelmäßige Überprüfungen der erreichten Ziele oder Teilschritte sind sinnvoll, weil Existenzgründerinnen so Probleme frühzeitig erkennen und rechtzeitig gegensteuern können.

Wichtig ist auf jeden Fall, mit dem Finanzierungspartner offen und ehrlich über die eigenen Pläne zu sprechen. Das gilt auch für die private Lebensplanung, sei es die Familiengründung oder das Vorhaben, früher als üblich aus dem Berufsleben auszusteigen. Sind Pausen, reduzierte Arbeitszeiten oder ein früherer Ausstieg von Anfang an eingeplant, fördert dies den Erfolg des Projekts „Eigene Praxis“, und umso größer sind die Möglichkeiten, später flexibel auf wirtschaftliche sowie organisatorische Veränderungen zu reagieren.

Mein Fazit ist: Die Niederlassung in der eigenen Zahnarztpraxis ist und bleibt wirtschaftlich attraktiv. Nach unseren Analysen liegen bei niedergelassenen Zahnmediziner/-innen die Einnahmen einer Einzelpraxis im Schnitt bei 499.000 Euro im Jahr. Nach Abzug der Praxis- und Laborkosten beträgt der Praxisüberschuss durchschnittlich 156.000 Euro. Derzeitige Prognosen gehen davon aus, dass sich die Honorare in den nächsten Jahren positiv entwickeln werden.

Hinzu kommt: Ihre Einkommenssituation können Gründerinnen aktiv gestalten. Bereits mit der Wahl der Niederlassungsform stellen sie die Weichen für die Verdienstmöglichkeiten. Ein strukturiertes und betriebswirtschaftlich fundiertes Konzept ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zahnarztpraxis. Das gilt vor allem dann, wenn „frau“ sich in einer Großstadt mit hoher Zahnarztdichte niederlässt. Ist die Selbstständigkeit fundiert und vorausschauend geplant, werden zudem potentielle Risiken von Anfang an eingegrenzt, und Gründerinnen können sich mit Leidenschaft ihrer Profession widmen.
Petra Knödler, Mainz

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