- Chance Praxis - http://www.chance-praxis.de -

Schluss mit der Aufschieberitis –
Mit Strategie zu mehr Selbstmotivation – und noch mehr Prüfungserfolg

Fast jeder kennt die Situation: Die nächste Prüfung steht kurz bevor und eigentlich sollte jede freie Minute zur Vorbereitung genutzt werden. Eigentlich … Denn plötzlich scheint alles andere – selbst Hausarbeit, die lange unerledigt blieb – unendlich viel wichtiger als die Prüfung. Dieses Verhalten wird gerne mit dem nicht ganz ernst gemeinten Terminus Aufschieberitis umschrieben. Ein bisschen Aufschieberitis, im Fachjargon Prokrastination genannt, ist eigentlich normal bzw. alltäglich und kann in der Regel leicht korrigiert werden.

Foto: shutterstock/Dean Drobot

Der größte Gegner der Aufschieberitis heißt Motivation, die für ein optimales Prüfungsergebnis mindestens genauso wichtig ist wie die richtige Lernstrategie. Wie motiviert man sich selbst und welche Tricks lassen sich einsetzen, um Lernziele effektiver zu erreichen?

Bevor es losgeht

Die innere Einstellung entscheidet über Erfolg und Misserfolg, Selbstzweifel haben bei der Prüfungsvorbereitung nichts im Kopf verloren. Think positive lautet die Devise! Doch halt, noch bevor es überhaupt daran geht, den Stoff einzugrenzen, sich mit Altklausuren zu beschäftigen, Karteikarten anzulegen usw., lohnt sich ein Blick auf das Lernumfeld.
Ein ergonomisch sinnvoll eingerichteter und an die eigenen Bedürfnisse angepasster Arbeitsplatz ist in jedem Fall Pflichtprogramm. Aber nicht nur die Ausstattung des Arbeitsplatzes, vor allem dessen Gestaltung hat entscheidenden Einfluss auf den Lernerfolg. An einem aufgeräumten Schreibtisch zu lernen macht einfach mehr Spaß – und minimiert vor allem Konzentrationskiller. Wenn dann noch das Smartphone ausgeschaltet bleibt, so dass über Facebook, Twitter und Co. keine Nachrichten mehr eingehen, steht dem Lernerfolg nichts mehr entgegen.
Bevor es also losgeht: gerade hinsetzen, tief ein- und ausatmen, Chaos um sich herum reduzieren und Handy ausschalten.

Quo vadis?

Motivieren leitet sich von dem lateinischen Verb movere – bewegen – ab und beschreibt die Beweggründe des Handelns und Verhaltens eines Menschen. Im Umkehrschluss heißt das, dass Motivation nur dann entwickelt und langfristig aufrechterhalten werden kann, wenn die übergeordneten Ziele der eigenen Bemühungen klar definiert sind. Also regelmäßig das Ziel seiner Anstrengungen visualisieren. Und vergegenwärtigen, warum man sich für das Zahnmedizinstudium entschieden hat und was das Berufsziel Zahnarzt als Traumjob auszeichnet. Stärker visuell orientierte Menschen positionieren ein Bild der eigenen Traumzahnarztpraxis im Sichtfeld des Schreibtischs und signalisieren dem Gehirn: „Da will ich hin.“
Mit diesem kleinen Trick ändert sich nicht nur die Aussage „ich muss lernen“ in „ich will lernen“. Vor allem ändert sich die Einstellung zum Lernen in eine positive Richtung, denn eine bewusste Entscheidung für die anstehenden Aufgaben minimiert das unangenehme Gefühl der bloßen Pflichterfüllung.

Smarter lernen

Die Grundlage für eine optimale Leistungsbereitschaft ist geschaffen, doch wie legt man am besten los? Erscheint das Lernziel zu groß und infolge dessen nur schwer zu bewältigen, droht schnell Frustration, sodass die Motivation schnell auf der Strecke bleiben kann. Hilfreich ist es daher, anspruchsvollen Lernstoff so lange zu zerlegen, bis die einzelnen Teilgebiete realistisch in einem überschaubaren Zeitraum erarbeitet werden können.
Die Gliederung des Lernstoffs hat einen weiteren Vorteil: Das Erreichen eines Etappenziels bietet Gelegenheit, sich mit zusätzlichen Belohnungen – z.B. Friseur, Kino, Kneipenabend, Konzert, Restaurantbesuch, Shoppen, Auszeit an der Spielekonsole, Stadtbummel, Theater und Wellness – selbst zu feiern und für das nächste Ziel zu motivieren.
Bei der Formulierung des Lernziels und der Planung des Lernpensums ist das SMART-Prinzip hilfreich, das sich in der Managementtheorie (Locke & Latham, 1990) als leistungssteigernde Beeinflussungsstrategie und als Kriterium zur eindeutigen Definition von Zielen etabliert hat. SMART ist das Akronym für specific, measurable, accepted, relevant und time phased. Bezogen auf den zu bewältigenden Prüfungsstoff sollte ein Lernziel folgende Eigenschaften erfüllen:

Auf geht’s

Die Motivation stimmt, Smarte Ziele sind gesetzt. Nun kann der Stoff gesichtet, nach Kenntnisstand – etwa in Kategorien wie „wird beherrscht“, „Grundkenntnisse erworben“ und „Neuland“ – gegliedert, in Zeiteinheiten unterteilt und priorisiert werden. Je realistischer man hierbei vorgeht, desto leichter kommt es zu Erfolgserlebnissen, und unnötiger Frust kommt gar nicht erst auf.
Lernen kann man lernen! Wer mehr Struktur benötigt, um das Lernen zu steuern und in messbare und befriedigendere Ergebnisse münden zu lassen, sollte sich mit dem Thema Lerntechnik (Kennworttechnik, Blended Learning, Mnemotechnik, Karteikartensystem oder Kombinationen der Methoden) befassen.

Wenn’s trotzdem klemmt

Schon mit einfachen Tricks lässt sich die Selbstmotivation steigern und der Lernprozess effektiver gestalten, wodurch sich langfristig bessere Lernergebnisse in kürzerer Zeit erzielen lassen. Wer sich nach einigem Üben und Experimentieren dennoch schwer tut und weiter Probleme hat, sollte sich nicht scheuen, Rat bei der psychologischen Beratungsstelle seiner Uni zu suchen.

Thomas Walber, Düsseldorf

 

Über unseren Autor

Der zahnmedizinische Nachwuchs ist Teil seiner Familie geworden. Dieser Umstand machte für Thomas Walber die Entscheidung mehr als einfach, bei der ZA – Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft eG für und mit jungen Zahnmedizinern zu arbeiten. Als Mentor Young Professionals hat er die Vision, Impulse zur Selbsthilfe für den Weg in die Freiberuflichkeit anzustoßen und vernetzt Studenten und Assistenten mit den Experten der ZA. Den Einstieg in die Welt der Zahnmedizin fand Thomas Walber 2002 beim Freien Verband Deutscher Zahnärzte, wo er 13 Jahre als Studentenbeauftragter beschäftigt war.