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Verzahnung von Biowissenschaften, Medizin und Zahnmedizin

Im Labor: Marieke Mohr (l.) und Prof. Dr. Thomas Dittmar (Foto: Gropp) [1]

Im Labor: Marieke Mohr, die erste Absolventin im Forschungsprogramm Biomedizin der Universität Witten/Herdecke, und Prof. Dr. Thomas Dittmar (Foto: Gropp)

Mit ihrem in Deutschland neuartigen Forschungsprogramm Biomedizin fördert die Universität Witten/Herdecke (UW/H) seit 2012 angehende Mediziner und Naturwissenschaftler. Marieke Mohr hat sich nach ihrem Diplom-Abschluss in Biologie bewusst für das Ph.D./Dr. rer. nat. Programm Biomedizin der UW/H entschieden und ist jetzt dessen erste Absolventin: „Mich hat die Verzahnung von Biowissenschaften, Medizin und Zahnmedizin in dem Programm der Universität Witten/Herdecke gereizt“, beschreibt sie ihren Weg.

Der Vorteil der engen Verzahnung von Biowissenschaften und Medizin in diesem bisher einmaligen Programm zeigt sich auch in der Arbeit von Marieke Mohr. Sie hat herausgefunden, wann genau es zu einer gefährlichen Vereinigung von Krebszellen mit Epithelzellen in der Entstehung von Brustkrebs kommt. Bisher war schon bekannt, dass bei so einer Zellfusion Zellen mit neuen und nicht immer guten Eigenschaften entstehen: „Diese neuen Hybridzellen können die Metastasierung, also das Streuen von Krebs beschleunigen, und sie können unempfindlich gegen die Krebsmedikamente sein. Dank der Arbeit von Frau Mohr wissen wir nun, welche Faktoren diese gefährliche Vereinigung beeinflussen könnten.

Das eröffnet zumindest die Möglichkeit, in diesen Prozess an der Stelle einzugreifen und so zu neuen Behandlungen zu kommen“, erläutert ihr Doktorvater, Prof. Dr. Thomas Dittmar, am konkreten Beispiel, wie Biowissenschaften und Medizin in der modernen Forschung Hand in Hand gehen müssen, um zum Therapieerfolg für die Patientinnen zu kommen.

Das Ph.D./Dr. rer. nat. Programm Biomedizin der Universität Witten/Herdecke war das erste in Deutschland, das diese Verbindung von medizinischer Forschung auf molekularer Ebene für angehende Wissenschaftler angeboten hat. Der Titel „Ph.D.“ ist die Abkürzung für das englische „Doctor of Philosophy“ und bezeichnet in englischsprachigen Ländern den wissenschaftlichen Doktorgrad in fast allen Fächern, nicht nur in Philosophie.

Enge Verzahnung der jeweiligen Fachgebiete
Eine weitere Besonderheit des Ph.D./Dr. rer. nat. Programms der Universität Witten/Herdecke ist, dass es offen für Biowissenschaftler, Mediziner und Zahnmediziner ist und bewusst so konzipiert wurde, um eine enge Verzahnung der jeweiligen Fachgebiete zu erreichen. Im Moment befinden sich 13 Doktoranden in dem Programm der Universität Witten/Herdecke (acht Mediziner und fünf Naturwissenschaftler).

Im Herbst beginnt die neue Bewerbungsfrist für den Durchgang 2016. Weitere Informationen zum Programm auch hier [2].

Im Programm Biomedizin werden Mediziner und Biowissenschaftler in drei beziehungsweise vier Jahren zur Promotion geführt, wobei Biowissenschaftler mit dem Titel Dr. rer. nat. abschließen und Mediziner sowie Zahnmediziner den naturwissenschaftlichen Titel Ph.D. erlangen können.

Für Mediziner ist besonders attraktiv: Sie sparen viel Zeit, weil sie innerhalb des Programms ihre forschungsorientierte, naturwissenschaftliche Doktorarbeit schreiben können und parallel zum Facharzt ausgebildet werden. „Die Medizinerausbildung umfasst ja nicht nur das Studium, was im Durchschnitt sechs bis sieben Jahre dauert, sondern auch die Facharztausbildung, für die, je nach Fachgebiet, noch einmal vier bis fünf Jahre zu veranschlagen ist. Wenn ich mich dann noch für eine zusätzliche naturwissenschaftliche Ausbildung, wie zum Beispiel ein Ph.D.-Programm interessiere, kommen noch einmal drei bis vier Jahre on top.

Gleiches gilt für die Zahnmedizin“ schildert Prof. Dr. Thomas Dittmar. „Darum ist das Wittener Programm eine echte Beschleunigung auf dem Berufsweg. Vielleicht mit ein Grund, warum die Deutsche Forschungsgemeinschaft und verschiedene Hochschulen ein ähnliches Programm nun auch anbieten wollen.“

Weitere Informationen erhalten Interessenten bei Prof. Dr. Thomas Dittmar; thomas.dittmar@uni-wh.de [3].