Open Access – weltweite virtuelle Forschungsumgebung setzt freien Zugang zu Wissenschaftsdaten voraus

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Open-Access-Publikationen sind öffentlich im Internet zugänglich und können ohne Kosten für den Nutzer im Volltext gelesen, heruntergeladen und vervielfältigt werden.

Die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird sich in Zukunft stärker dafür einsetzen, dass wissenschaftliche Arbeiten möglichst vollständig nachgewiesen und als Open-Access-Publikationen veröffentlicht werden. In diesem Jahr hat die Universität dazu ein Grundsatzpapier, die „Open Access Policy der JGU“, verabschiedet.

Open-Access-Publikationen sind öffentlich im Internet zugänglich und können ohne Kosten für den Nutzer im Volltext gelesen, heruntergeladen und vervielfältigt werden. Damit ermöglichen sie eine uneingeschränkte Verbreitung von Forschungsergebnissen unter Wissenschaftlern und Interessenten. Die Mainzer Universitätsbibliothek (UB) wird Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für diese Publikationsform interessieren, unterstützen und beraten.

In Mainz sieht man Open Access als zukunftsweisende Alternative zu den traditionellen Publikationsformen. „Open Access ist unerlässlich, um in Zukunft die virtuellen Forschungsumgebungen zu schaffen, die wir im Rahmen unseres Zukunftskonzepts verwirklichen wollen“, erklärt UB-Direktor Dr. Andreas Brandtner.

Die Open-Access-Bewegung ist Ende der 1990er-Jahre infolge der „Zeitschriftenkrise“ aufgekommen. Wegen überproportionaler Preissteigerungen auf dem Zeitschriftenmarkt mussten Bibliotheken seitdem viele Abonnements von Fachzeitschriften kündigen, sodass sie eine angemessene Literaturversorgung für Forscher und Studierende auf Dauer nicht mehr gewährleisten konnten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum die mit Steuergeldern finanzierten Forschungsergebnisse nach ihrer Veröffentlichung erneut mit Mitteln der öffentlichen Hand erworben werden müssen. An der JGU publizieren Mediziner und Naturwissenschaftler jährlich annähernd 2.500 Fachaufsätze. Weniger als 10 Prozent davon erscheinen in frei zugänglichen Quellen. Der Hauptanteil wird in abonnementpflichtigen Zeitschriften publiziert, zu denen auch Nature und Science zählen.

Wesentlicher Antrieb für den Ausbau des Open-Access-Publizierens ist es, die schnelle Zirkulation von Forschungsinformationen zu fördern. Dies geschieht zugunsten der Wissenschaftler, deren individuelle Arbeit besser wahrgenommen werden kann, zugunsten der Wissenschaftsgemeinschaft, um deren flächendeckende Vernetzung zu fördern, und auch zugunsten der Länder der Dritten Welt, die oft nur auf diesem Weg an wichtige Informationen kommen.

Aber auch Open Access ist nicht kostenlos. Denn die redaktionelle Begutachtung und die veröffentlichungsreife Aufbereitung von Beiträgen kosten Geld. Deshalb erheben viele, besonders die hoch angesehenen Open-Access-Verlage, Publikationsgebühren, die die Autoren tragen müssen. Damit dies nicht zum Hindernis für das Open-Access-Publizieren wird, hat die JGU einen Publikationsfonds eingerichtet, aus dem die UB auf Antrag Autorengebühren der Universitätsangehörigen erstatten kann.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich jeder Wissenschaftler gegenüber dem Verlag das Zweitverwertungsrecht für seine Publikationen sichert. Er hat dann das Recht, seinen Beitrag nach einer bestimmten Frist auch in ein öffentlich verfügbares Repository einzustellen, wenn die Erstpublikation in einem angesehenen Journal erfolgte. Angehörige der JGU können dazu das Repository „Archiv Mainzer elektronischer Dokumente“ (ArchiMeD) nutzen. Hier können Postprints auf den Server hochgeladen werden und stehen dann in dem qualitätszertifizierten elektronischen Archiv jedermann zur Verfügung.

Open Access

Mit Open Access werden Wissenschaftler künftig gemeinsam im Netz an einem Forschungsthema arbeiten können, ohne urheberrechtliche Beschränkungen auf die gleichen Daten zugreifen und ihre Informationen frei austauschen können.

In Zukunft möchte die Mainzer Universität noch einen Schritt weitergehen. Zusammen mit dem an der FU Berlin angesiedelten Projekt „Open Journal Systems“ (OJS), das die Software bereitstellt, soll auch die Publikation von wissenschaftlichen Fachzeitschriften im Internet unterstützt werden. Die Zeit dafür scheint reif zu sein, denn mit dem Dolmetscher-Fachjournal TC3 – Translation: Computation, Corpora, Cognition hat die Germersheimer Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft, Silvia Hansen-Schirra, unterstützt von der UB, ein Open-Access-Journal herausgegeben. Ein weiteres Journal an der JGU ist in Vorbereitung.

„Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Veröffentlichung in Open-Access-Journals fördern und es den Forschenden aber auch ermöglichen, eigene Zeitschriften im Open Access herauszugeben“, sagt Brandtner.

In allen Fällen will die UB den Beteiligten mit Beratung zur Seite stehen und spricht gerade junge Wissenschaftler an, die besonders vom Open Access profitieren können, indem sie in der Fachwelt besser wahrgenommen werden. „Ohne Open Access ist eine weltweite virtuelle Forschungslandschaft nicht denkbar. Mit Open Access werden Wissenschaftler künftig gemeinsam im Netz an einem Forschungsthema arbeiten können, ohne urheberrechtliche Beschränkungen auf die gleichen Daten zugreifen und ihre Informationen frei austauschen können. Die JGU will mit ihrer ‚Open Access Policy‘, der finanziellen Unterstützung der Autoren und den Serviceangeboten der UB hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten“, so Brandtner weiter.

Weitere Informationen zu Open Access unter www.ub.uni-mainz.de, www.blogs.uni-mainz.de/openaccess-jgu und archimed.uni-mainz.de.

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