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Marburgs Zahnmedizinerinnen möchten die eigene Praxis führen

Mit sehr guten Ergebnissen schnitt der erste ladies dental talk career bei den Marburger Studentinnen ab. „Ich habe viel gelernt“, „Es war toll, mal aus erster Hand von Zahnärztinnen zu hören, was es bedeutet, eine Praxis zu führen“, „viele Anregungen, viele Impulse“ waren nur einige Reaktionen auf den Abend im Marburger Nachtsalon, den die Teilnehmerinnen Ende 2014 bei leckerem Fingerfood genossen.

Freute sich über das Interesse der Studentinnen: Initiatorin des ladies dental talk, Dr. Karin Uphoff (rechts; Foto: Samy Bascha-Döringer) [1]

Freute sich über das Interesse der Studentinnen: Initiatorin des ladies dental talk, Dr. Karin Uphoff (rechts; Foto: Samy Bascha-Döringer)

Geladen hatten EU-Unternehmensbotschafterin Dr. Karin Uphoff, Prof. Dr. Nicole Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie am ZZMK des Universitätsklinikums Gießen und Marburg, das Dentallabor Wagner Zahntechnik (Ebsdorfergrund) sowie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank), Strategie-Partner des ladies dental talk. Als erfahrene Zahnärztinnen waren Dr. Claudia Bonn-Spitzhüttl aus Münchhausen sowie Dr. Ulrike Weichardt aus Marburg mit am Start. Bonn-Spitzhüttl führt eine Praxisgemeinschaft mit ihrem Vater in ländlicher Gegend, Weichardt hat eine Einzelpraxis in Marburgs Stadtmitte.

 Zahntechnik Wagner: „Bilden Sie Netzwerke, um sich fachlich und menschlich weiterzuentwickeln.“

Verglichen mit den „career“-Treffen in Frankfurt und Düsseldorf, an denen meist neunte und zehnte Semester teilnahmen, waren die Teilnehmerinnen in Marburg sehr jung. Die meisten von ihnen studierten im sechsten und siebten Semester. Die Frage nach ihren beruflichen Wünschen beantworteten sie überwiegend mit „erst einmal das Studium abschließen“. Doch beim Blick in die weitere Zukunft war für alle Teilnehmerinnen klar, sie möchten mal eine eigene Praxis führen. Entweder alleine oder in Gemeinschaft mit Kolleginnen und Kollegen. Die meisten von ihnen möchten in Deutschland, ein Teil sogar in der Region bleiben. Für Einzelne ist ein Auslandsaufenthalt denkbar – sei es vorrübergehend oder auf längere Zeit. Und zwei Studentinnen konnten sich über eine „Teilstrecke“ auch die Universitäts-Laufbahn vorstellen.

Verwaltungsarbeit unterschätzt
Mit großen Ohren lauschten die jungen Zahnmedizinerinnen den Berichten ihrer erfahrenen Kolleginnen. Weichardt etwa arbeitete lange in einer Gemeinschaftspraxis mit zwei Kollegen. Als einer von ihnen krankheitsbedingt ausschied, hat sie die Praxis verlassen und zunächst Praxisvertretungen für unterschiedliche Zahnärzte gemacht: „Man lernt viele Menschen, Konzepte, Behandlungseinheiten kennen und entwickelt ein klares Bild davon, was für einen selbst erstrebenswert ist.“

 Dr. Ulrike Weichardt: „Stehen Sie mutig zu Ihren Ideen. Dann finden sich auch Wege, sie umzusetzen.“

Nach der Geburt ihres Sohnes habe das Konzept der Praxisvertretung nicht mehr zu ihr gepasst. So hat sie ihre heutige Praxis neu gegründet und ist glücklich mit dieser Entscheidung. „Was ich unterschätzt habe, ist, wieviel Zeit und Kraft Verwaltungsarbeit und Praxisführung kosten. Da hätte ich mir frühzeitig ein Netzwerk gewünscht“, sagt Weichardt. Heute tauscht sie sich fachlich mit Kolleginnen und Kollegen aus und findet das sehr bereichernd. „Selbst einfache Dinge wie die Entscheidung für den richtigen Fußboden können einem durch Netzwerke erleichtert werden“, sagt die Zahnärztin.

Auch Bonn-Spitzhüttl sieht Personalführung und Betriebswirtschaftlichkeit als besondere Herausforderungen ihrer Arbeit. Und mit zwei Kindern Familie und Praxis unter einen Hut zu bekommen. „Man muss sich gut organisieren und kann dankbar sein, wenn Ehemann und Familie einen unterstützen“, waren sich die beiden Zahnärztinnen einig. Bonn-Spitzhüttls Fazit: Angst, sich für Beruf oder Familie entscheiden zu müssen, brauchen die Studentinnen nicht zu haben. „Beides ist gut machbar!“

 Dr. Claudia Bonn-Spitzhüttl: „Familie und Beruf lassen sich gut vereinbaren, wenn Sie sich das passende Umfeld suchen. Nehmen Sie Hilfe von der Familie oder Freunden gerne an. Suchen Sie sich ein Team, das zu Ihnen passt und das eigenständig und verantwortungsvoll arbeiten kann. Das gibt Ihnen Rückhalt und ein gutes Gefühl.“

Und auch in die „Chefin-Rolle“ sei sie an der Seite ihres Vaters, „dem Chef“, mit den Jahren hineingewachsen. „Ich empfinde es als bereichernd, einen „Senior-Partner“ an der Seite zu haben. So beurteilen wir Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln und treffen bedachte Entscheidungen.“

Genossen den Austausch unter Gleichgesinnten und mit Expertinnen unterschiedlicher Bereiche der Dentalbranche (von links): Studentinnen, junge Zahnärztinnen, die erfahrene Zahnmedizinerin Prof. Dr. Nicole Arweiler (Foto: Samy Bascha-Döringer) [2]

Genossen den Austausch unter Gleichgesinnten und mit Expertinnen unterschiedlicher Bereiche der Dentalbranche (von links): Studentinnen, junge Zahnärztinnen, die erfahrene Zahnmedizinerin Prof. Dr. Nicole Arweiler (Foto: Samy Bascha-Döringer)

Lehre, Forschung und Austausch
Prof. Nicole Arweiler war zunächst als Assistenz-Zahnärztin an der Universität und hatte neben der zahnärztlichen Tätigkeit schon früh Kontakt zur Forschung. Nach den ersten Publikationen entschloss sie sich, die Universitätskarriere zu verfolgen, und ist heute glücklich damit. „Als Professorin habe ich die praktische Arbeit, die Lehre und die Forschung im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Für mich ist das die ideale Mischung“, sagt die Professorin. Auch sie habe diesen Weg mit Tochter nur so erfolgreich gehen können, weil ihr Mann und ihre Familie sie stets gefordert, gefördert und unterstützt hätten.

 Prof. Dr. Nicole Arweiler: „Eine Spezialisierung, etwa auf Parodontologie oder Implantologie, bietet die Chance, sich von anderen Zahnärztinnen und Zahnärzten zu unterscheiden. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal können Sie Ihre Teminplanung stärker selbst bestimmen.“

Mit einem besonderen Angebot und Beratungen für Studentinnen unterstützt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) junge Zahnmedizinerinnen und -mediziner. Die Vertreterinnen Bianca Wahl und Julia Luzius konnten viele Fragen der Studentinnen beantworteten. So sei es nicht zwingend notwendig, einen Business-Plan vorzulegen, wenn man eine Praxis gründen wolle: „Wir bieten spezielle Seminare zum Thema Gründung an und arbeiten im Netzwerk mit ausgewählten Steuerberatern zusammen, um junge Zahnmedizinerinnen und -mediziner frühzeitig zu begleiten“, empfahlen die Expertinnen.

Apobank: „Scheuen Sie sich nicht, frühzeitig Rat von Expertinnen und Experten in Anspruch zu nehmen. Das ebnet den Weg für eine erfolgreiche Praxisgründung.“

Netzwerke früh bilden
Wie wichtig Netzwerke seien, betonte auch das Ehepaar Martina und Volker Wagner. „Wenn Praxis und Dentallabor gut zusammenarbeiten, sind die Abstimmungswege kurz, die Qualität der Arbeiten gewinnt und Patienten sind zufrieden.“ Das Dentallabor in Ebsdorfergrund bietet Studentinnen und Assistenz-Zahnärztinnen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika oder Hospitationen einen Einblick in die Laborarbeit zu bekommen.

Weitere ladies dental talk career-Abende für Studentinnen und Assistenz-Zahnärztinnen finden im Sommer- und Wintersemester 2015 statt. Anmeldungen für Hannover sind ab sofort möglich. Das Programm und die Locations für die anderen Städte werden zeitnah bekanntgegeben. Mehr Infos auf www.ladies-dental-talk.de [3].
Samya Bascha-Döringer, Bad Homburg

 

Eine kleine Stärkung zwischen den Interviews in Form von Fingerfood (Foto: Samya Bascha-Döringer) [4]

Eine kleine Stärkung zwischen den Interviews in Form von Fingerfood
(Foto: Samya Bascha-Döringer)

 

Die nächsten Treffen des ladies dental talk career 2015:

  • Hannover, 2. Juni 2015: in Kooperation mit Prof. Dr. Meike Stiesch (Medizinische Hochschule Hannover), den Zahnärztinnen Dr. med. dent. Kerstin Schoeneberg und Dr. med. dent. Sabine Wolter (KfO), der Apobank sowie den Dentallaboren Paul Hirschring (Laatzen) und Wassermann Zahntechnik (Oldenburg)
  • Frankfurt (Main), 9. November 2015: in Kooperation mit Dr. Silvia Brandt (Goethe-Universität Frankfurt), der Apobank und den Dentallaboren Galler Zahntechnik, ZahnAkzente (beide Frankfurt) sowie Zahntechnik Katnawatos (Wiesbaden)
  • Düsseldorf, 18. November 2015: in Kooperation mit Dr. Astrid Klocke (Universitätsklinikum Düsseldorf), der Apobank und dem Dentallabor Tegtmeier (Neuss)
  • Marburg, 23. November 2015: in Kooperation mit Prof. Dr. Nicole Arweiler (Universitätsklinikum Gießen und Marburg), der Apobank und dem Dentallabor Wagner Zahntechnik (Ebsdorfergrund)