Interview mit Dr. Armin Jäkel: „Parodontologie und Prävention sind die Zukunft der Zahnmedizin“

Seit Jahrzehnten befasst sich Dr. med. dent. Armin Jäkel aus Eckernförde mit den Themen Qualitätssicherung und zukunftsorientierte Zahnmedizin in der Praxis. Unter der Marke TruDent arbeiten heute bundesweit Zahnarztpraxen, die ihren Patienten hohe Behandlungsqualität anbieten und sich dafür auch externen Überprüfungen stellen. Im Interview mit Chance Praxis erläutert Jäkel, warum für ihn die Zukunft der Zahnmedizin und der niedergelassenen Zahnärzte eng mit den Themen Parodontologie und Prävention verbunden ist.

Dr. Armin Jäkel

Dr. Armin Jäkel

CP: Geht es um Zukunftsorientierung in der Zahnmedizin und für den niedergelassenen Zahnarzt, steht immer die Implantologie ganz oben an. Schon an der Uni können angehende Zahnmediziner Kurse der Fachgesellschaften für die Implantologie besuchen. Sie dagegen sehen die Parodontologie als das Fach der Zukunft. Warum?
Dr. Armin Jäkel: Zahnärzte sehen in der Implantologie so etwas wie die Hohe Schule der Zahnheilkunde. Sie hat starke allgemeinmedizinische Bezüge und scheint den ,Arzt im Zahnarzt‘ besonders zu betonen. Das hat mich in den 80er-Jahren auch selbst gereizt, schon mit dem ,Tübinger Implantat‘ erste Erfahrungen zu machen. Nach dem Prinzip: Wer einen problematischen verlagerten Achter entfernen kann, kann auch ein Implantat setzen – jedenfalls im Rahmen einer Standardindikation. 
Heute sehe ich das anders. Tatsächlich ist die Parodontologie, auch wenn sie nicht den heroischen Touch der Implantologie hat, die umfassendere ärztliche Leistung, wenn der Zahnarzt einen ernsthaften Heilungsanspruch verfolgt. Die internistischen Aspekte sind vielseitig, die medikamentöse Beeinflussung des Geschehens schwierig. Dazu kommt der chirurgische Eingriff, der regelmäßig auch ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigen muss und dementsprechend filigran und exakt ausgeführt werden muss.
Während Lückengebisse, Freiendsituationen und komplette Zahnlosigkeit auch konservativ, also ohne Implantate, behandelt werden können – und aus Kostengründen oft genug müssen –, gibt es zur Parodontologie keine grundsätzlichen Alternativen.
Und schließlich: die Erkrankung der Zahnhaltegewebe ist in unterschiedlicher Ausprägung die mit Abstand am weitesten verbreitete Mundkrankheit.

CP: Zur Paro gehört die Prophylaxe unbedingt dazu, heißt es bei Ihnen. Wie hoch schätzen Sie aktuell den Anteil der Praxen, die eine strukturierte Prophylaxe anbieten?
Jäkel: Mir liegen keine statistischen Zahlen vor. Mein persönlicher Eindruck ist, dass weniger als 10 Prozent der deutschen Praxen eine strukturierte Paro-Behandlung durchführen. Die Rate sinnvoller Prophylaxe wird etwas höher liegen.

CP: Warum ist Prophylaxe für die Praxis in Zukunft so wichtig? Gilt das nur aus medizinischer, oder auch aus wirtschaftlicher Sicht?
Jäkel: Beides hängt unmittelbar zusammen. Was liegt denn näher, als dass eine Praxis, die auch ein wirtschaftliches Konzept sucht, ihren Behandlungsschwerpunkt auf die häufigste Oralerkrankung legt? Zumal Parodontopathien nicht per Einmalbehandlung zu heilen sind, sondern meist eine lebenslange Betreuung erfordern.
Unter unseren langjährigen Partnerpraxen gibt es solche, die diese Zusammenhänge sehr früh verstanden haben und nun jährlich bis zu 300.000 Euro an reinen Prophylaxeleistungen erzielen.

CP: Sie haben schon immer stark auf Qualitätssicherung gesetzt – warum?
Jäkel: Da bleibt mir gar keine Wahl. Einerseits habe ich den Anspruch, nicht nur abrechenbare Leistungen zu generieren, sondern meinen Patienten auch substanziell zu helfen. Das ist eine ärztliche Verpflichtung, die mich auch gereizt hat, den Beruf zu ergreifen. Um aber im Wettbewerb bestehen zu können und auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein, kann ich nicht von Dumpinghonoraren leben. Deshalb kann mein Ziel nur sein, gute Zahnheilkunde auch nachzuweisen.
Wenn Sie sich in der allgemeinen Presse umschauen, wimmelt es von Berichten über haarsträubende Falschbehandlungen, Irrtümer, Fehler und Betrugsanschuldigungen. Das zeigt ein wachsendes Moment des Misstrauens in der Bevölkerung. Dem kann man nicht begegnen, indem man Menschen fragt, ob sie ihren Zahnarzt gut finden. Jeder, der darauf mit ,nein‘ antwortet, macht sich ja selbst zum Idioten. Deshalb sah und sehe ich – heute mehr denn je – die zwingende Notwendigkeit klarer Qualitätssicherung und deren Nachweis gegenüber der Öffentlichkeit. Und, ganz im Vertrauen: Die Arbeit macht viel mehr Spaß.

Foto: Gerd Altmann

Gut gerüstet in die Zukunft. Foto: Gerd Altmann / pixelio.de

CP: Sich externen Audits zu stellen, die eigenen Patienten von einem anderen Kollegen nachuntersuchen zu lassen – das ist für viele Zahnärztinnen und Zahnärzte ein ungewohnter und vielleicht auch unangenehmer Gedanke. Wo liegt der Vorteil bei diesem Vorgehen?
Jäkel: Erlauben Sie einen Einwand. Die Audits sind ja nicht extrem. Sie beinhalten nur einen Soll-Ist-Vergleich des täglich praktizierten Qualitätsmanagements. Denn nur so lebt eine optimale Praxisstruktur. Die Zigtausende von QM-Handbüchern, die in den Regalen der Praxen verstauben oder irgendwo auf einem Rechner liegen, machen ja überhaupt keinen Sinn, weil sich niemand um sie kümmert. Das hat mit Qualitätsmanagement nichts zu tun. Eine Praxis braucht sinnvolle Strukturen, Ziele und Regeln. Sonst wird sie im Ergebnis immer mehr oder weniger unter ihren Möglichkeiten bleiben. Dazu braucht es Audits, die regelmäßig das Qualitätsbewusstsein der Praxis schärfen und das System laufend verbessern.

Was die Nachuntersuchungen von Patienten betrifft, ist die Bereitschaft der Praxis zur Transparenz für Patienten außerordentlich beeindruckend. Wenigstens die Hälfte der Untersuchten äußert ihre Bewunderung für ihren Behandler, der einem Kollegen seine Ergebnisse zeigt. Übrigens ist auch das ein diskreter Hinweis darauf, dass die Öffentlichkeit sich der generellen Qualität deutscher Zahnheilkunde keineswegs sicher ist.
Dabei ist alles ganz einfach. Im Systemhandbuch von TruDent sind die Qualifikationen für den Checkzahnarzt beschrieben. Er soll kein Spezialist, sondern ein erfahrener Praktiker sein, der seine Praxis über mehrere Jahre unter Qualitätssicherungsregeln geführt hat. Dass die meisten Kollegen sich dem nicht stellen wollen, möchte ich hier nicht bewerten. Dass aber diejenigen, die damit kein Problem haben, in hohem Maße davon profitieren, erfahre ich fast täglich.

CP: Wenn Sie rückblickend auf Ihre eigene Anfangsphase und mit Blick in die Zukunft jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten auf dem Weg in den Beruf und die Selbstständigkeit einen Rat geben sollten – wie sähe der aus?
Jäkel: Überlegen Sie genau, was Sie im Kern wollen – die Mühe regelmäßiger Fortbildung und solider Zahnheilkunde auf sich nehmen und damit erfolgreich sein, oder tagtäglich im Hamsterrad abrechenbare Leistungen zu Minimalhonoraren generieren. Im Extrem stellen sich zwei Situationen dar. Die Praxis voller „Laufkundschaft“, die über Internetangebote wie „Sie sparen mehr als 50 Prozent der Kosten“ oder andere Billigangebote in die Praxis gelockt werden. Oder Sie haben begeisterte und zufriedene Patienten, die genau wissen, dass Sie Ihr Honorar verdient haben. Die Transparenz Ihrer Praxisstrukturen vermittelt das nämlich. Mit Schnäppchen fängt man die Dummen. Kluge Patienten wissen, dass man Qualität bezahlen muss. Und das sind übrigens auch meist die, die das können.

CP: Herzlichen Dank für das Interview!

Zur Person:
Dr. Armin Jäkel absolvierte sein Studium, die Approbation und Promotion an der Christiana Albertina zu Kiel. Im Jahr 1980 erfolgte die Niederlassung in eigener Praxis in Eckernförde, 1993 dann die Umwandlung zur Privatpraxis. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten gehören Paro, FT sowie Gesamtrehabilitationen.
Dr. Jäkel war von 1989 bis 1998 Kammerdelegierter SH sowie von 1994 bis 1998 Präsident der Privatzahnärztichen Vereinigung Deutschlands e.V. (PZVD). Seine erste zahnärztliche QM-Zertifizierung nach ISO 9002 in Deutschland erfolgte 1994. Darüber hinaus besuchte er Kollegenfortbildungen in Paro und Praxisführung.
Im Jahr 1999 erfolgte die Gründung einer GmbH zur zahnärztlichen Qualitätssicherung mit einer Pilotgruppe, ab 2000 dann die Wandlung zur MacDent Zahnärztliche Behandlungskonzepte AG. Im Jahr 2007 wurde der Name in TruDent AG geändert. Seit 2007 besteht eine intensive Kooperation mit der Techniker Krankenkasse über einen Sondervertrag zur Prophylaxe. In Deutschland gibt es derzeit 60 Partnerpraxen mit steigender Tendenz.

Dr. Armin Jäkel hält zum Thema regelmäßig Vorträge mit Diskussionsteil, sofern mehr als 20 Teilnehmer zusammenkommen. Dies ist in Ballungsräumen und Großstädten der Fall. Dabei werden nur die eigenkostn auf die Teilnehmer umgelegt. Anfragen nimmt Dr. Jäkel gern über die Webseite www.truedent.de oder E-Mail info@truedent.de entgegen.

This page as PDF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*