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Immer mehr junge Zahnärzte entscheiden sich für die Option „angestellt“

Was wird aus den derzeit angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten? Dentista und BZÄK haben dies an einem Beispiel (Kammerbereich Westfalen-Lippe) ermittelt.Daten: BZÄK/Grafik: Dentista [1]

Was wird aus den derzeit angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten? Dentista und BZÄK haben dies an einem Beispiel (Kammerbereich Westfalen-Lippe) ermittelt. Daten: BZÄK/Grafik: Dentista

Seit dem Inkrafttreten des Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes zum 1. April 2007 steht Zahnärztinnen und Zahnärzten auch die Option offen, als Angestellte in niedergelassenen Zahnarztpraxen zu arbeiten. Zwar haben die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung die Zahl der pro Vertragszahnarztsitz maximal möglichen angestellten Zahnärzte für die vertragszahnärztliche Versorgung begrenzt (zwei Vollzeit- beziehungsweise bis zu vier Halbzeitbeschäftigte), die Zahl der Angestellten steigt aber seit 2007 stark an.

So waren in der vertragszahnärztlichen Versorgung (ohne Vorbereitungsassistenzzeit) 2007 laut Jahrbuch 2013 der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) im 3. Quartal 2007 1.559 Zahnärztinnen und Zahnärzte angestellt tätig. Zum Ende des 2. Quartals 2013 waren es bereits 7.368, zum Ende des 2. Quartals 2014 laut KZBV bereits fast 8.400.

Wenn über den „Trend zur Anstellung“ in der zahnmedizinischen Praxis berichtet wird, fällt der Blick vor allem auf die Zahnärztinnen. Dabei zeigen die Entwicklungen bei den Anstellungen auch bei den Männern eine steigende Tendenz – und eine interessante Entwicklung, wie der Berufsverband Dentista zusammen mit der Bundeszahnärztekammer ermittelt hat. Für das Jahr 2013 weist das Statistische Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer eine Gesamtzahl von rund 13.230 in Praxen angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten (inklusive Vorbereitungsassistenten und Angestellte ohne vertragszahnärztliche Zulassung etc.) aus, im Vergleichsjahr 2005 waren es noch rund 6.220.

Der Blick auf die spezifischen Zahlen für die weiblichen und männlichen Zahnärzte zeigte demnach: Im Jahr 2005 waren rund 3.670 Zahnärztinnen bundesweit in Anstellung tätig und im Jahr 2013 rund 8.460, dies ist eine Steigerung um 130 Prozent. Die Zahlen für die männlichen Zahnärzte: Im Jahr 2005 sind rund 2.520 Anstellungen statistisch erfasst, für das Jahr 2013 bereits rund 4.770, die Steigerung beträgt hier immerhin 89 Prozent, und das bei einer sinkenden Anzahl an zahnärztlich tätigen Zahnärzten insgesamt (2005: 40.179, 2013: 39.786) im Vergleich zu deutlich steigenden Zahlen an Zahnärztinnen (2005: 24.978, 3013: 29.994).

Woher also kommen die im Vergleich zur Gesamtentwicklung steigenden Zahlen angestellter männlicher Zahnärzte? Ist die Anstellung eine interessante Perspektive? Hängt sie zusammen mit „Praxisabgabe-Fällen“, wo Zahnärzte nach Praxisverkauf als Angestellte weiterarbeiten? Und: Was wird aus den angestellten Männern? Niedergelassene? Solchen Fragen ist Dentista gemeinsam mit der Statistikabteilung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) auf den Grund gegangen.

Wie alt sind die angestellt tätigen männlichen Zahnärzte (bereinigt um Ausbildungsassistenz/Weiterbildungsassistenz)? 60 Prozent der insgesamt rund 4.630 angestellten männlichen Zahnärzte waren im Jahr 2013 zwischen 26 und 37 Jahre alt, mit einem Hoch zwischen 28 und 31 Jahren. Die Vergleichszahlen der Zahnärztinnen: 87 Prozent der insgesamt 8.180 angestellten weiblichen Zahnärzte waren 25 bis 45 Jahre alt, mit einem Hoch zwischen 27 und 31 Jahren. Die Zahnärztinnen sind also länger angestellt als die männlichen Kollegen.

In der Altersklasse 65 bis 75 Jahre zeigt die BZÄK-Statistik 632 angestellte Zahnärzte und 167 angestellte Zahnärztinnen. Die Kernzeit der Anstellungsphase bei den männlichen Zahnärzten hat demnach zwei Wellen – eine mit einer Zehn-Jahres-Spanne in den ersten Berufsjahren und eine weitere Zehn-Jahres-Spanne ab dem 65. Lebensjahr.

Bei den Zahnärztinnen erstrecken sich höhere Anstellungszahlen ab Berufsstart dagegen über rund 20 Jahre, danach gehen die Zahlen kontinuierlich nach unten. Im Alter von 65 Jahren waren 93 Zahnärzte und 20 Zahnärztinnen angestellt tätig, im Alter von 60 Jahren war die Anzahl der angestellten Zahnärzte und Zahnärztinnen noch auf weitgehend gleich niedrigem Niveau (23 beziehungsweise 24). (Allerdings ist der Anteil der Zahnärztinnen an der Gesamtzahl der Zahnärzte in dieser Altersgruppe deutlich niedriger als in den jungen Altersgruppen, Anm. d. Redaktion.)

Bleiben die in Praxen angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzte angestellt, oder lassen sie sich nieder? Hierzu konnte die BZÄK immerhin anhand von Daten aus Westfalen-Lippe einen beispielhaften Eindruck vermitteln, allerdings über einen derzeit noch kurzen Vergleichszeitraum (siehe Grafik).

Dabei zeigt sich, dass junge Männer immerhin zu je knapp 30 Prozent aus der Assistenzzeit oder einer Angestelltentätigkeit in die Niederlassung wechseln. Bei den jungen Frauen sind es nur 13,1 beziehungsweise 18,6 Prozent. Allerdings wechseln 43,6 Prozent der jungen Zahnärzte nach der Assistenzzeit in eine angestellte Tätigkeit, und es bleiben auch mehr als 58 Prozent für längere Zeit niedergelassen (nach drei Jahren immer noch angestellt). Bei den jungen Zahnärztinnen liegen die Zahlen für beide Varianten um gut 16 beziehungsweise 10 Prozentpunkte höher.

Da das Thema Anstellung ein für die Weiterentwicklung des zahnärztlichen Berufsstands wichtiger Aspekt ist und, wie eine Master-Thesis von Dr. Anja Seltmann (Hamburg) aus dem Jahr 2014 zeigte, auch für den Erhalt der Freiberuflichkeit, regt Dentista an, dass sich die Standespolitik nicht nur Gedanken zur Attraktivität der Angestelltentätigkeit und der Niederlassung für die Frauen im Berufsstand macht, sondern auch nach denen für die Männer sucht.

Die Analyse von BZÄK und Dentista deckt sich mit den soziologischen Erhebungen zur Generation Y und den Beobachtungen, die auch die DZW in der Reihe „DZW Bonner Runde“ in den vergangenen Jahren machen konnte. Danach sind die Vorstellungen zum Gestalten von Leben und Arbeiten zwischen den jungen Männern und Frauen bei den Eliten der Generation Y deutlich weniger verschieden als in den Vorgängergenerationen. Für die jungen Zahnmediziner bietet eine längere Angestelltentätigkeit zudem die aus ihrer Sicht beste Möglichkeit, sich längere Zeit fachlich weiterqualifizieren zu können, wobei die fachliche Weiterentwicklung für die Generation Y eine deutlich größere Rolle spielt als für frühere Generationen. Fachliche Fortbildung ist für sie ein wesentlicher Teil der „Work-Life-Balance“.