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Hypnotize me – oder: ein völlig natürlicher Bewusstseinszustand

Wer von euch findet sie nicht faszinierend, auch wenn es vielleicht nicht jeder offen zugeben wird: eine Hypnose und die damit verbundene Möglichkeit, mit Menschen beziehungsweise Patienten zu arbeiten?!

Am Anfang muss sich ein Patient zuerst einmal darüber klar werden, was bei einer Hypnose überhaupt passiert. Foto: Skolkokrasok

Ich selber war „Zauberlehrling“ und habe während einer Fortbildungsreihe mehrere Wochenenden damit verbracht, mich ausführlich mit den Themen Hypnose und Kommunikation zu beschäftigen. Nein, meine Patienten rennen nun trotzdem nicht „Kikkerikiiiiiiiiiiiiiieeh“ kreischend, sich die Klamotten vom Leib reißend durch die Praxis – noch nicht. Drei Wochenenden muss ich noch absolvieren. Doch der Reihe nach.

Am Anfang muss sich ein Patient zuerst einmal darüber klar werden, was bei einer Hypnose überhaupt passiert. Es werden hier keine außerirdischen Dämonen heraufbeschworen. Man beamt sich nicht in eine fluoreszierende Fantasiewelt voller Einhörner. Und weder Ehepartner noch Schwiegermutter verschwinden (dauerhaft). Enttäuschend, ich weiß.

Doch erst wenn ein gewisses Grundverständnis für hypnotische Suggestion vermittelt wurde, kann der Betroffene zustimmen oder ablehnen. Doch wie erklärt man etwas, das die meisten nur durch überzogene und unrealistische Showhypnosen aus den Medien kennen? Am einfachsten mit Metaphern: „Es ist wie ein Bildschirm, auf dem Ihr Lieblingsfilm läuft.“

Die anschließende Motivation des Patienten ist die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Überleitung in einen hypnotischen Trancezustand. Neugierde alleine reicht jedoch nicht. Man zeigt dem Patienten, wie es geht, aber gehen muss er selber. Wenn sich dieser mit aller Kraft gegen eine Hypnose sträubt, kann man ihm keinen Entspannungszustand aufzwingen.

Und wer jetzt denkt, dass man ja kein zugekiffter Hippie ist und Trancezustände spiritueller Bullshit sind, der denke an seine letzte eintönige, sterbenslangweilige Autofahrt auf der Autobahn – 130 Stundenkilometer, boah. Die Gedanken schweifen ab, driften in eine Traumwelt und das Fahrzeug wird unbewusst und automatisiert gelenkt. Viele Minuten und Stunden später steigt man dann aus und kann sich nur schleierhaft an die absolvierte Etappe erinnern. Was ist noch mal der unglaubliche, technische Fortschritt von Teslas Autopilot? Haben wir alle schon eingebaut – serienmäßig.

Trancezustände sind ein völlig natürlicher Bewusstseinszustand und begleiten uns seit der Geburt. Wer in die verträumten Augen konzentriert spielender Kinder blickt, kann es sich vorstellen. Sie erleben ihren Alltag und die Welt um sich herum zu einem Großteil in Trance. Ähnliches ist zu beobachten bei einer Frau, die sich gerade das Gesicht eincremt – völlig weg. Wahrscheinlich denkt sie dabei an die meterhohen Schuhschachtelberge, deren Gegenwert sie sich im Laufe des Lebens im Uhrzeigersinn in die Nasolabialfalten schmotzt. Oder die diversen Wunderwirkstoffe der Verjüngungscreme werden erst durch besonders intensives Anstarren aktiv. Keine Ahnung. Nicht ansprechen, einfach machen lassen.

Man erlernt die Hypnose, damit man sie dann, wenn man sie wirklich kann, nicht mehr braucht. Das umschreibt die eigentliche Zielsetzung einer Hypnoseausbildung sehr gut. Denn mit den richtigen Kommunikationstechniken kann eine Form der Hypnose ganz nebenbei und ohne zusätzlichen Zeitaufwand in den Praxisalltag integriert werden. Und sie kann den Umgang mit ängstlichen Patienten erleichtern oder sogar erst ermöglichen.

Mit welchen Techniken das möglich ist? Neugierig geworden? To be continued …