Dr. Theresia Janke: Nolting Award for Studies in Gender Dentistry

Dr. Theresia Janke erhielt den mit 2.000 Euro dotierten „Nolting Award for Studies in Gender Dentistry“: Sie wurde für ihre Promotionsarbeit „Endodontie und Geschlecht – Besonderheiten der endodontischen Behandlung von Frauen“ von der Fachgesellschaft für gender-fokussierte Forschung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (GDI e.V.) ausgezeichnet.

Die beiden Preisträger: Prof. Dr. Michael Hülsmann (Mitte rechts) und Dr. Theresia Janke (Mitte links), Stifter und GDI-Vizepräsident Dr. Tim Nolting und Präsidentin PD Dr. Dr. Christiane Gleissner (Foto: GDI/Wolff)

Die beiden Preisträger: Prof. Dr. Michael Hülsmann (Mitte rechts) und Dr. Theresia Janke (Mitte links), Stifter und GDI-Vizepräsident Dr. Tim Nolting und Präsidentin PD Dr. Dr. Christiane Gleissner (Foto: GDI/Wolff)

Doch damit nicht genug: Ihr betreuender Doktorvater, Professor Dr. Michael Hülsmann/Universität Göttingen, erhielt außerdem den GDI Award for Excellence in Gender Dentistry, mit dem die GDI e.V. erfahrene Wissenschaftler und Hochschullehrer für Forschung und Lehre im Bereich der geschlechterspezifischen Zahnheilkunde ehrt.

Gender Dentistry-Aspekte in der Endodontie


Im Fokus der Doktorandin und ihrem Doktorvater standen Gender-Dentistry-Aspekte in der Endodontie. Dr. Theresia Janke befasste sich in ihrer Promotionsarbeit mit dem Aspekt „Endodontie und Geschlecht – Besonderheiten der endodontischen Behandlung von Frauen“.

Es handle sich, so Laudator und GDI-Vizepräsident Dr. Tim M.Sc Nolting, um eine Pionierarbeit hinsichtlich des möglichen Bedarfs nach differenzierender Betrachtungsweise im Bereich der Wurzelkanalbehandlung. Dabei konnte sie zeigen, dass neben psychologischen Faktoren wie Wahrnehmung von präoperativer Angst auch die Nozizeption von weiblichen Patienten deutliche Unterschiede zu männlichen Patienten aufweist. Auch bei der Pulpa-Diagnostik zeigten sich Unterschiede zwischen Mann und Frau.


Die GDI e.V. hat beide neuen Wissenschaftspreise am 11. November erstmals im Rahmen der Mitgliederversammlung 2016 des Gender Dentistry International e.V. am Rande des Deutschen Zahnärztetags in Frankfurt (Main) verliehen.
Mit der Auszeichnung schlägt die soeben fünf Jahre alt gewordene Fachgesellschaft das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte der gender-fokussierten Forschung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auf.

Männer sind anders – Frauen auch …

Die Jury war begeistert von der endokrinologischen Betrachtungsweise hinsichtlich der Bedeutung des Knochenstoffwechsels und der Zahnanatomie für die Therapieplanung. Insgesamt zeigte die Autorin, dass das Geschlecht keineswegs systematisch in den in großer Fleißarbeit geprüften 913 klinischen Studien in meinungsbildenden Veröffentlichungen berücksichtigt wurde. Rund 40 Prozent aller Veröffentlichungen gaben an, in welcher Verteilung Männer und Frauen untersucht wurden – aber nur 16 Prozent wiesen entsprechende Unterschiede dann auch in den Ergebnissen aus.

„Ein Mentor muss auch Visionär sein“

Den „GDI Award for Excellence in Gender Dentistry“ erhielt Professor Dr. Michael Hülsmann/Universität Göttingen, motivierender Doktorvater von Dr. Theresia Janke. „Jeder junge Forscher braucht eine führende Hand, einen Mentor, der ihn durch die Wirren und Schwierigkeiten der ersten Forschungsschritte leitet“, so Dr. Nolting in seiner Laudatio. Ein Mentor müsse auch Visionär sein, der die Bedeutung eines Themas erkenne und es sich auf die Fahne schreibe, dieses weiter zu entwickeln. „Wir zeichnen mit dem Preis nicht zuletzt auch den Mut aus, sich einem Forschungsaspekt zu stellen, der mit dem Begriff Gender – trotz aller Relevanz für Prävention und Therapie – in manchen Kreisen noch Vorbehalte weckt.“

Mit seiner Entscheidung für einen geschlechterspezifischen Ansatz dieser zuvor ausgezeichneten Doktorarbeit setze er ein positives Signal an Nachwuchsforscher, das biologische und das soziale Geschlecht als Faktor bei eigenen Studien mit zu berücksichtigen.



Stifter der Preise ist GDI-Vizepräsident Dr. Tim Nolting M.Sc.
Dass der Preis im Bereich „Studies“ auch nach ihm benannt wurde, geht auf den Vorschlag des Vorstands der Fachgesellschaft zurück: Mit der Bezeichnung wird dem herausragenden persönlichen Einsatz des Stifters Anerkennung gezollt, der sich neben seiner ehrenamtlichen Arbeit im Vorstand auch durch finanzielle Einbringung in die Forschungsförderung erheblich engagiert.„Während mir eine differenzierte Betrachtungsweise von Forschungsergebnissen hinsichtlich der Unterscheidung von Geschlecht, ethnischer, sozialer und ökonomischer Herkunft sozusagen mit dem Mittagessen eingeflößt wurde“, so Nolting anlässlich der Preisverleihung, „musste ich doch während meiner Zeit an der Universität – im Studium und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter – feststellen, dass trotz einer ungebremsten Flut von Forschungsarbeiten genau diese Sichtweise höchstens nebensächlich behandelt wurde.““Gender“ sei eher ein Schimpfwort gewesen, entsprechende Forschungsansätze seien links liegen geblieben. Es sei verwunderlich, dass Diagnosen und Therapien „selbst in einer hoch-technisierten und forscherisch aktiven Medizin-Welt auch heute immer noch weitgehend ohne eine differenzierende Betrachtungsweise des Patienten getroffen und angesetzt werden.“Um einen Beitrag dabei zu leisten, dies zu ändern, habe er sich entschlossen, einen entsprechenden Preis zu stiften.
Nolting: „Wir möchten seitens der GDI sogar so weit gehen und sagen: Eine evidenzbasierte Zahnheilkunde darf nicht auf geschlechtsloser Forschung basieren.“
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