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Dr. Fehmi Eke – einer von vier LUXXtern und vielleicht LUXX des Jahres 2016

„Jeder Zahnarzt sollte ein Gebiet richtig gut beherrschen“

Foto: Eke [1]

Freut sich über den LUXX: Dr. Fehmi Eke (Foto: Eke)

Mit dem LUXX Award werden junge Zahnärzte ausgezeichnet, die eine Vision zum Leben erweckt, ungewöhnliche Konzepte umgesetzt oder Problemen erfolgreich getrotzt haben. Ihr Beispiel soll anderen jungen Zahnärzten Mut für den Schritt in die Selbstständigkeit machen. Anfang Februar 2016 tagte die Jury in der Haranni Academie in Herne und hatte die spannende Aufgabe, aus den vielen Bewerbungen die vier überzeugendsten auszuwählen. Den Anfang macht Dr. Fehmi Eke, der in Bremen eine Praxis übernommen und unter dem Namen „Weserkind“ zu einem Schmuckstück gemacht hat. Dr. Eke war außerdem bereits TitelStar der Chance-Praxis-Ausgabe 2-2015.

Herr Dr. Eke, wann war Ihnen klar, dass Sie Ihre eigene Praxis haben wollen?

Eigentlich von Anfang an. Jeder will schließlich am liebsten sein eigener Chef sein. Als es dann nach zwei, drei Jahren meiner Assistenzzeit konkret wurde, habe ich beim Gedanken an die Selbstständigkeit allerdings zunächst schon kalte Füße bekommen.

Weshalb?

Naja, während der Arbeit in der Praxis habe ich natürlich mitbekommen, welche Verantwortung der Inhaber für seine Angestellten trägt. Und dann ist da auch die Personalführung – also etwas, was man im Studium eigentlich nicht lernt.

Learning by Doing?

Ja, im Bezug auf die Personalführung auf jeden Fall. Das war anfangs schon ein schwieriger Prozess, sich Respekt zu verschaffen, wenn man zunächst in der Praxis Assistenzarzt und anschließend angestellt war – und dann auf einmal der Chef ist. Die soziale Verantwortung wurde relativ schnell zur Routine, weil ich weiß, wie der Laden läuft.

Wie viele Mitarbeiterinnen haben Sie?

Sechs, eine ist schon seit 27 Jahren an Bord, eine andere seit 13 Jahren. Die anderen sind mittlerweile alle neu dazugekommen. Ich habe komplett auf Vollzeitkräfte umgestellt, weil die im Gegensatz zu Teilzeitkräften jeden Tag sofort im Stoff und in den Abläufen drin sind.

Foto: Eke [2]

Das Team der Praxis Weserkind (Foto: Eke)

Sie haben die Praxis übernommen, in der Sie Ihre Assistenzzeit verbracht haben und dann angestellt waren. War das ein logischer Schritt für Sie?

Nein. Um ehrlich zu sein, wollte ich gerade diese Praxis zunächst nicht übernehmen, da die Bedingungen – die wenig effiziente Arbeitsweise – so gar nicht meinen eigenen Vorstellungen entsprachen. Vom Zustand der Praxis mal ganz zu schweigen …

Und warum wurde es dann doch diese Praxis?

Ich habe mir mehrere Praxen angeschaut. Und dabei ist mir bewusst geworden, dass man für die erfolgreiche Übernahme einer Praxis die Patienten im besten Fall schon länger kennen sollte, um sie fachgerecht behandeln zu können. Das war hier natürlich gegeben. Als mir mein Kollege mitteilte, dass er gerne aufhören möchte, haben wir Ende 2012 rochiert: Ich habe die Leitung übernommen, er wurde mein Angestellter – ist aber schon kurz darauf ganz ausgestiegen. Danach habe ich erst einmal allein behandelt.

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Hier können Sie für Ihren Luxxter voten

Vom 1. bis zum 31. Juli 2016 wählen die Zahnmedizin-Community und alle Besucher von www.luxxaward.de [4] in einem öffentlichen Online-Voting ihren Favoriten – und bestimmen so den LUXX des Jahres. Auch alle Freunde, Bekannten und Kollegen sind dann aufgerufen, für „ihren“ LUXXter zu voten. Der LUXX Award des Jahres ist mit 1.500 Euro dotiert und wird im September verliehen.

Mehr zum LUXX und über die LUXXter auf www.luxxaward.de [4].

Hat auch der Standort Ihre Entscheidung beeinflusst?

Auf jeden Fall, denn es ist mit Blick auf die Einwohner für eine Zahnarztpraxis eine sehr gute Gegend in Bremen – nicht umsonst gibt so viele andere Zahnärzte in dieser Straße (lacht). Letzteres kann man auch als Standortnachteil deuten – ich habe es als Herausforderung gesehen.

Zumal Sie einen bestehenden Patientenstamm übernommen haben …

Sicher, einerseits reduziert das natürlich das Risiko bei der Übernahme. Andererseits konnte ich ja nicht sicher sein, wie viele unserer Bestandspatienten uns treu bleiben würden. Schließlich habe ich ja selbst mitbekommen, dass die meisten Patienten immer zu meinem Chef wollten – und als der von heute auf morgen nicht mehr der Chef war, schwante mir zunächst Böses. Aber ich habe den Patientenstamm gehalten – und ausgebaut. Darauf bin ich stolz, weil es zeigt, dass ich gute Arbeit mache und die Leute gerne wiederkommen.

Überdies scheinen Sie die Räume nach Ihren Vorstellungen umgebaut zu haben?

Ja, wir haben die Rezeption in den Flur verlegt und das Wartezimmer rechts neben den Eingang – um Platz für ein viertes Behandlungszimmer zu schaffen. Das Mobiliar ist neu, die meisten Geräte, der Bodenbelag, die Wandfarbe … Denn ich wollte nicht die alte Praxis weiterführen, sondern eine neue Praxis führen – inhaltlich wie räumlich.

Um das alles nach außen zu tragen, haben Sie sich zur Marke gemacht?

Ich wusste natürlich, dass ich etwas machen musste, um meinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Schließlich gibt es viele gute Zahnärzte, die den Patienten aber vorenthalten bleiben, weil sie sich nach außen nicht zeigen. Das haben wir nachhaltig geändert.

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Foto: Medical Instinct

Mehr zum Thema Marke und Markenbildung lesen Sie in unserem Artikel

Das Leben ist bunt – warum nicht die Praxis? Farbenfrohe Praxiskleidung als elegantes Design- und Marketingtool [6].

Offenkundig mit dem gewünschten Erfolg …

Ja, viele Leute kommen nur deswegen in die Praxis, weil sie bei der Suche nach einem Zahnarzt im Internet unsere Homepage gefunden haben und diese ihnen sofort sympathisch war. Andere wiederum werden durch unser Praxisschild „angelockt“. Und wenn ich außerhalb der Praxis nach meinem Beruf gefragt werde, erlebe ich mittlerweile immer häufiger, dass zwar niemand meinen Namen kennt, aber viele Leute auf das „Weserkind“ anspringen. Die Menschen merken sich die ungewöhnliche Marke und nicht meinen Namen – und das ist genau das, was ich erreichen wollte. Ich bin mir sicher, dass das wirtschaftliche Risiko der Praxisübernahme ohne den Namen „Weserkind“ deutlich höher gewesen wäre. Dass man diese Marke nachhaltig mit Leben füllen muss, versteht sich von selbst.

Und wie machen Sie das?

Zum einen merken die Patienten, dass ich meine Arbeit mit viel Liebe und Begeisterung mache. Wenn ich etwas anpacke, will ich es immer richtig machen – und nicht irgendwelche Flickereien.

Das allein steigert aber nicht den Umsatz …

Nein, natürlich nicht. Aber ich nutze meine Zeit in der Praxis deutlich effizienter als wir das unter der vorherigen Praxisleitung getan haben. Dadurch können wir mehr Patienten behandeln, aber auch viel mehr Implantate setzen. Unter dem Strich haben wir sowohl Umsatz als auch den Gewinn der Praxis um 20 bis 25 Prozent gesteigert. Und dass, obwohl ich zuerst nur noch allein behandelt habe.

Wofür steht Ihre Praxis?

Für konstant hohe Qualität. Mir ist ganz wichtig, selbst mit den Ergebnissen meiner Arbeit zufrieden zu sein. Ich möchte die Patienten nur mit Leistungen, Materialien und Produkten versorgen, die ich auch selbst gerne im Mund haben möchte. Das bedeutet auch, dass ich nur sehr wenig Kassenfüllungen mache, weil ich von den Zehn-Minuten-Kassenfüllungen einfach nicht überzeugt bin – wobei es mir dabei nicht in erster Linie um das Wirtschaftliche geht. Mein Anspruch gebietet es mir, dass ich die Patienten in vollem Umfang aufkläre. Die meisten Patienten verstehen, dass in vielen Fällen die kassenzahnärztliche Basisleistung mittel- oder langfristig nicht ausreichend ist, wenn man höhere Ansprüche hat. Sicher, Qualität bedeutet für den Patienten teils auch mehr Geld, aber wenn der Zahn verloren geht, ist ein Implantat unterm Strich noch teurer. Natürlich machen wir auch Kassenfüllungen, das ist aber mittlerweile extrem selten. Wir versuchen für jeden Patienten die optimale Leistung zu ermöglichen.

Was sind Sie für ein Typ Zahnarzt?

Ich würde mich ein bisschen als „Allround-Talent“ mit einer Spezialisierung auf die Implantologie beschreiben, die wirtschaftlich meine wichtigste Säule geworden ist. Ich finde, jeder Zahnarzt sollte ein Gebiet richtig gut beherrschen. Wenn die Patienten das da draußen erfahren, kommt der Erfolg fast von allein. Ansonsten bin ich ein Zahnarzt, der fast jede Situation bewältigen kann. Wenn sich mir ein Patient anvertraut, kann er davon ausgehen, dass er zahnmedizinisch immer gut versorgt ist – und das über Jahre und Jahrzehnte hinweg.

Wie hat sich ihre „One-Man-Show“ auf Ihre „Work-Life-Balance“ ausgewirkt?

Ach, mittlerweile kann ich nicht klagen. Direkt nach der Übernahme habe ich noch deutlich mehr gearbeitet, bedingt durch den ganzen Papierkram, den ich ja vorher nicht zu machen hatte. Heute arbeite ich rund 40 Stunden die Woche, habe Mittwoch- und Freitagnachmittag frei, nur samstags operiere ich manchmal auswärts. Auf diese Weise finde ich genug Freiräume, um Zeit mit meiner Frau und unseren vier Kindern zu verbringen, zum SV Werder Bremen ins Stadion zu gehen, Fußball zu spielen oder etwas mit Freunden zu unternehmen.

Obwohl Sie im Großraum Bremen auch ihre implantologischen und oralchirurgischen Dienste extern anbieten?

Ja, das ist in den genannten Arbeitsstunden bereits drin. Allerdings hat der Erfolg der Praxis dazu geführt, dass ich eine Assistenzzahnärztin eingestellt habe – um dem Patientenaufkommen Herr zu werden, aber auch um meine Erfahrungen weiterzugeben.

Behandeln Sie eigentlich auch HSV-Fans?

(lacht) Ja, auch die. Ich behandele jeden, der sich mir anvertraut.