[1]Wissen, was man unterschreibt: Kaufinteressenten sollten auch selbst einen umfassenden Überblick über Praxisräumlichkeiten, das Inventar und die betriebswirtschaftlichen Daten haben. Foto: Monia Geitz
Die berufliche Selbstständigkeit für Zahnmediziner hat verschiedene Gesichter. 79 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte entscheiden sich für eine niedergelassene Praxis. Damit erwirtschaften sie durchschnittlich 135.000 Euro Gewinn im Jahr. Trotz aller Abzüge inklusive Versorgungswerkbeiträge und Tilgung der Praxisfinanzierung erscheint dies für viele attraktiv.
Doch welche individuellen Ziele treiben den Jungzahnarzt an? Diese Frage ist für Zahnärzte auf dem Weg zur Entscheidung wesentlich, um die passende Praxis zu finden. Welche Rolle spielen persönliche Freiheit, Entfaltung und Gestaltung des Arbeitslebens? Wohin soll die fachliche Entwicklung gehen? Wo sollen die Praxisschwerpunkte liegen? Und in welcher Einkommensklasse soll gespielt werden?
Je genauer diese Fragen beantwortet werden können, umso klarer wird der Weg in die Selbstständigkeit. Hier entscheidet sich, ob die Übernahme einer bestehenden Praxis mit gerätetechnischer Ausstattung, einem Patientenstamm und prognostizierbaren Einnahmen eine gute Option ist, oder ob die Neugründung der eigenen Praxis mit vermeintlich geringeren Gründungskosten, spezifischer Praxisausstattung und dem Aufbau eines neuen Patientenstamms der Königsweg ist.
Die Übernahme einer funktionierenden Praxisstruktur bietet weniger Gestaltungsspielraum und erfordert mehr Anpassungsbereitschaft des übernehmenden Zahnarztes. Der Patientenstamm ist zwar vorhanden, aber mit dem Alteigentümer gewachsen. Die Neugründung einer Praxis bietet einen hohen Freiheitsgrad, erfordert aber eine kluge Strategie und einen langen Atem für die Markteinführung.
Für beide Varianten sind gute betriebswirtschaftliche Analysen und ein Konzept für die Umsetzung notwendig. Zahnärzte auf dem Weg zur eigenen Niederlassung sollten sich auf fundierte Zahlen und Prognosen stützen, die für eine Zukunftsentscheidung Bestand haben. Die Kenntnisse von branchenerfahrenen Praxisberatern unterstützen den Prozess und entwickeln den individuellen Weg für den Zahnarzt. Denn nur der eigene Weg führt zur erfolgreichen Zahnarztpraxis und zu einem zufriedenen „Zahnarztleben“.
Die wesentlichen Vorteile eines Praxiskaufs gegenüber der echten Neugründung liegen in der belastbaren Substanz und den realen Zahlen aus den Vorjahren. Der Patientenstamm, die laufenden Kosten und die zu erwartenden Honorare sind bekannt. Die Zahnarztpraxis ist bereits regional eingebettet und verfügt über ein Netz an Zuweisern und Partnern. Die wirtschaftliche Entwicklung und damit der Gewinn ist beim Kauf einer Praxis eher kalkulierbar, hat aber seinen Preis. Und: je mehr ein Jungzahnarzt ändert, umso weniger Patienten bleiben.
Fällt die Entscheidung für einen Praxiskauf, hat der Zahnarzt die Qual der Wahl. Das Praxisangebot ist vielfältig, und es gilt, die passende Zahnarztpraxis nach den eigenen Bedürfnissen auszuwählen. Der Übernehmer steht vor weiteren Fragen: Welche Ziele verfolge ich mit der Praxis? Was will ich? Wer trotz tiefgründigen Überlegungen zu keiner klaren Antwort kommt, sollte diese Fragen mit einem Coach bearbeiten. Verschiedene Perspektiven zeigen mögliche Szenarien auf, aus denen die persönlichen Ziele für den Zahnmediziner abgeleitet werden können. Der Praxisberater muss die individuellen Ziele des Übernehmers kennen und dahingehend seine Expertise einsetzen.
Auf dieser Grundlage können Kriterien für die Auswahl der ‚richtigen‘ Zahnarztpraxis erarbeitet werden. Gute Berater verfügen über spezielle Tools für eine effiziente Erarbeitung der eigenen Kriterien für die passende Zahnarztpraxis. Bei Praxistransfair können Zahnärzte online über ein Punktesystem die passenden Praxiskriterien selbst ermitteln: www.praxistransfair.de/de/gruender-begleiten [2].
Stehen die Praxiskauf-Kriterien fest und sind priorisiert, beginnt die Suche. Die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, Praxismakler und Praxisberater kennen das Marktangebot oder verfügen über eigene qualifizierte Praxisbörsen. Mit einem persönlichen Kompetenz-Team kann die Übernahme einer Zahnarztpraxis erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden. Dazu gehören unabhängige Praxisberater und Fachanwälte für Vertrags- und Medizinrecht. Ein guter Berater ist frei von Interessenskonflikten.
Susanne Korn, Alexander Zeiß, beide Berlin
Perspektivfragen für Zahnärzte
Wie möchten Sie in Ihrer Zahnarztpraxis arbeiten?
35 Wochenstunden zahnmedizinische Behandlungen und acht Stunden Verwaltungstätigkeit sind für viele Zahnärzte eine Illusion. Gerade der Aufbau einer Zahnarztpraxis erfordert einen hohen zeitlichen Einsatz.
Möchten Sie allein arbeiten oder wie immer mehr Kollegen in Gemeinschaft?
• Was verbinden Sie mit dem Gemeinschaftsgedanken: eine reine Kostenverteilung oder die gemeinsame fachliche und strategische Arbeit in einer echten Gemeinschaftspraxis mit geteilten Einnahmen, Chancen, Gewinnen und Risiken?
• Können Sie sich vorstellen, zunächst als Juniorpartner in eine Zahnarztpraxis einzusteigen, die – vertraglich im Detail geregelt – in eine Partnerschaft mündet?
Wo möchten Sie arbeiten?
Die Wahl des Mikrostandorts ist eine wesentliche Entscheidung. Die attraktivsten Lagen in den Zentren der Metropolen liegen nicht nur beim Kauf im oberen Preissegment. Nicht selten werden die höheren Honorare durch enorme Kosten aufgezehrt. Der unternehmerische Erfolg lässt auf sich warten oder erfüllt sich nicht. Eine seriöse Prognose sichert hier den nachhaltigen Erfolg einer Zahnarztpraxis. Die Standortfrage ist ebenso für eine optimale Patientenstruktur mit Bedarf und Kaufkraft relevant. Fragen Sie sich oder Ihren Praxisberater, ob einer weiteren Zahnarztpraxis in Top-Zentrumslage tatsächlich eine ausreichende Nachfrage gegenübersteht. Praxen in B- oder C-Lagen können wirtschaftlich deutlich erfolgreicher sein und erzeugen weniger finanziellen Druck. Ausgewiesene und unabhängige Experten erstellen für Ihre Wunschpraxis fundierte Wertgutachten.
Wie groß ist Ihr Budget?
• Neben den eigenen finanziellen Mitteln werden bei nahezu allen Praxisübernahmen Kreditmittel beantragt.
• Interessant sind neben der klassischen bankseitigen Finanzierung auch die möglichen Existenzförderungen der KfW sowie andere lokale Förderprogramme.
Für die Kalkulation der Kreditsumme sind neben dem Kaufpreis auch eventuelle Investitionen, Marketingkosten sowie die Lebenshaltungskosten für die Aufbauphase der Praxis zu berücksichtigen. Haben Sie Ihren Bedarf ermittelt, sollten Sie auf Basis der fachmännisch überprüften Zielpraxis einen Businessplan aufstellen. Auch für ausgewiesene Rechenkünstler lohnt sich hier der Expertenrat. Denn aus dem Businessplan ergibt sich der individuelle Finanzierungsbedarf sowie der Weg, wie die finanziellen Mittel aufgebracht und wieder zurückgeführt werden können. Nach ein bis zwei Jahren sollte sich die neue Zahnarztpraxis spätestens vollständig tragen und Ihre Entnahmewünsche zur Zufriedenheit erfüllen.
[3]Susanne Korn (Foto: Korn)
Susanne Korn ist Betriebswirtin (VWA) und Master of Science für Systemisches Coaching. Sie ist Spezialistin für Praxisanalysen, Praxiscontrolling, Qualitätsmanagement und Führungs-Coaching.
Das hierfür notwendige, umfassende Know-how eignete sie sich im Laufe ihrer beruflichen Entwicklung als Praxismanagerin, Verantwortliche für PR & Marketing eines Telekommunikationsunternehmens sowie als Unternehmensberaterin und Abteilungsleiterin eines Beratungsunternehmens für Zahnärzte an.
Kontakt: susanne.korn@praxistransfair.de [4]
[5]Alexander Zeiss (Foto: Zeiß)
Alexander Zeiß ist Dipl.-Betriebswirt, Master of Business and Engineering sowie Systemischer Coach und verfügt über langjährige Erfahrungen in der Gesundheitsbranche.
Als geschäftsführender Gesellschafter der Praxistransfair GmbH berät und begleitet er Arzt- und Zahnarztpraxen in den Phasen der Neugründung, im Wachstum und bei der Praxisabgabe.
Zeiß verfügt über eine ausgewiesene Expertise im Controlling und bei der Erstellung von Wertgutachten für Praxen und andere Gesundheitseinrichtungen.
Kontakt: alexander.zeiss@praxistransfair.de [6]
