Der gelungene Einstieg ins neue Praxisteam – Ein kleiner Leitfaden für die neue Helferin – und ihren zukünftigen Chef

Leicher, erster Tag Foto: Benjamin Thorn, pixelio.de)

Der erste Arbeitstag ist der spannendste. Foto: Benjamin Thorn / pixelio.de

Sie sind eingestellt – und am ersten Arbeitstag gespannt, was Sie erwartet. Natürlich ist Ihr erster Auftritt mit Lampenfieber verbunden. Die Anspannung ist normal, und Ihre Kollegen können sich gut vorstellen, dass Sie Lampenfieber haben. Verstecken Sie Gefühle nicht, tun Sie nicht cool, wenn sie es nicht sind. Der erste Eindruck, den Sie von Ihrem Arbeitsplatz haben, ist zwar sehr wirkungsstark, aber man sollte das nicht überbewerten. Geben Sie dem zweiten Eindruck eine Chance. In den ersten Tagen heißt es, nicht ungeduldig sein, jeder hat einmal angefangen und Zeit zur Eingewöhnung gebraucht.

 

Sie sind erfüllt von Hoffnungen und Erwartungen bezogen auf Ihre Tätigkeit, das Arbeitsteam und den Vorgesetzten. Sie sind unsicher, auch wenn Ihr Verhalten äußerlich ruhig erscheint. Gestatten Sie sich diese innere Spannung. Sie befinden sich in einem erwartungsvollen aber angespannten Zustand. Für Sie ist der erste Arbeitstag der Spannendste. Akzeptieren Sie diese Situation, versuchen Sie diese nicht zu verdrängen. Zu Beginn ihrer Tätigkeit versuchen Sie „alles richtig zu machen“. Aus Angst vor Fehlern verkrampft man sich schnell. Sie brauchen viel Konzentration, um sich auf ihre Tätigkeit in der neuen Umgebung einzustellen. Daraus ergibt sich eine Stresssituation, die belastend empfunden wird. Trösten Sie sich: jedem geht es so. Der neue Job ist immer eine Herausforderung für die Helferin.

 

Vorbereitungen für Ihren ersten Arbeitstag
Die bisherigen Mitarbeiterinnen sind bereits informiert, dass eine neue Kollegin ihre Arbeit in der Praxis aufnimmt: Der Arbeitsplatz der neuen Helferin steht bereit. Das ist der Idealzustand. Oft wählen Arztpraxen für die ersten Monate der Zugehörigkeit ein befristetes Dienstverhältnis und haben dann die Verpflichtung, sich vor Ablauf der Befristung über die neue Helferin ein Urteil zu bilden. Eine aussagekräftige Leistungsbeschreibung ist aber nur bei entsprechender Einführung korrekt möglich. Daher fragen Sie nach einer „Patin“, eine Kollegin, die Ihnen als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.

 

Das Vergleichen
Das Arbeitstempo lässt in den ersten Tagen noch zu wünschen übrig. Wer jetzt nervös wird, macht’s falsch. Auch Fehler kommen anfangs häufiger vor als später, haben Sie Geduld mit sich!

Versuchen Sie nicht Perfektion am ersten Tag. Denken Sie an die Reihenfolge: Zuerst das Einfachere kennen lernen und selbst erledigen, dann das Schwierigere anpacken und üben, und schließlich: das Tempo steigern und Routine gewinnen.

Als neue Mitarbeiterin dürfen Sie sich nicht zu früh mit den Kolleginnen vergleichen, das belastet nur. Es ist falsch zu früh, Vergleiche mit Ihrer bisherigen Stelle zu ziehen. Vergleiche werden schnell zur eigenen Vorverurteilung. In der Einarbeitungsphase ist Objektivität wichtige Voraussetzung. Als neue Mitarbeiterin dürfen Sie eigene Unsicherheiten in den ersten Tagen nicht als Katastrophe sehen.

 

Der Tag Null
Wenn möglich, kommen Sie zur Vorstellung bei Ihren zukünftigen Kollegen schon einen Tag vor Arbeitsantritt. Nutzen Sie den ersten Tag als „Anwärm-Tag“. Bedenken Sie, dass auch Ihre zukünftigen Kollegen neugierig sind auf Sie, sie stehen vor der gleichen Situation wie Sie: Mit Spannung und Interesse sieht man Ihrem ersten Arbeitstag entgegen und ist neugierig, wie Sie sich integrieren werden. Die ersten Wochen sind für die soziale wie für die fachliche Integration von ganz entscheidender Bedeutung. Hier wird die Basis für eine dauerhafte Zusammenarbeit auf beiden Seiten gelegt. Die Phase der Einarbeitung bezieht sich inhaltlich im Schwerpunkt auf die neu besetzte Funktion, deren Inhalte, Zuständigkeiten und interne Verbindungen. Als neue Mitarbeiterin möchten Sie dies alles möglichst bald beherrschen und wissen, wie Sie ankommen. Außerdem möchten Sie unter Beweis stellen, dass auch die Praxis mit Ihnen die richtige Entscheidung getroffen hat. In der gleichen Weise will sich auch der Arzt in dieser Zeit einen konkreten Eindruck über Sie verschaffen. Deshalb sollten Sie sich von Ihrem Chef beurteilen lassen, und zwar schon nach ein paar Tagen

 

Der erste Frust
Die meisten Mitarbeiterinnen können sich noch nach vielen Jahren sehr gut an ihren ersten Arbeitstag erinnern konnten. Diese Erinnerung war in vielen Fällen keineswegs positiv. Am häufigsten wurde beklagt:

  • Der Arbeitsplatz war nicht vorbereitet (Manchmal gab es überhaupt keinen Platz für die Neue).
  • Die Kolleginnen/Kollegen waren nicht auf die Ankunft der neuen Mitarbeiterin vorbereitet.
  • Die Kolleginnen/Kollegen zeigten wenig Interesse an der Neuen.
  • Der Zahnarzt und die Kolleginnen hatten zu wenig Zeit.
  • Es gab keine Stellen- oder Aufgabenbeschreibung.
  • Es gab keinen Einarbeitungsplan.

 

Die Mitarbeiterin war enttäuscht, nicht mehr das starke Interesse an Ihrer Person festzustellen, das ihr während ihrer Bewerbung und bei den Vorstellungsgesprächen entgegengebracht worden war. Entsprechend groß war ihr Frust. Manche beschlossen, so bald wie möglich wieder zu wechseln. (Dass sie dann doch blieben, hatte verschiedene Gründe wie eine ungünstige Arbeitsmarktlage; nicht schon wieder wechseln zu wollen).

 

So ist die Einarbeitung gelungen:
Wenn Sie gründlich eingearbeitet werden, gehören Sie zu den „glücklichen Einsteigern“. Besprechen Sie mit Ihrem Chef schon vor Arbeitsbeginn diese Punkte:

Bekanntmachung intern: Wie werde ich den Kollegen vorgestellt? Wer sind meine Kollegen? Habe ich schon am ersten Tag ein Namensschild?

Berufskleidung: Welche Kleidung ist üblich? Welche wird zur Verfügung gestellt?

Arbeitsplatz: Wo ist mein Arbeitsplatz? Welche Hilfsmittel stehen zur Verfügung? Wer beantwortet meine Fragen? (Patenschaft)

 

Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind jahrelang in einer Praxis tätig und plötzlich kommt eine neue Kollegin. Wie werden Sie reagieren? Zuerst hoffen Sie, dass sie sympathisch ist und sich schnell integriert. Dann achten Sie drauf, wie sie „ankommt“ beim Chef und den Patienten. Schließlich beobachten Sie, ob die Neue nicht mehr kann als Sie selbst. Wenn Sie sich das einmal überlegen, haben Sie mehr Verständnis für die Kolleginnen, die Sie an Ihrem Arbeitstag unter die Lupe nehmen.
Rolf Leicher, Heidelberg

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