Dental Cruise bot Fachwissen für Therapie und Praxisführung auf hoher See

Sieben rundum interessante Tage, gut gefüllt mit praxisnahem Fachwissen für die Arbeit am Patienten und für die erfolgreiche Praxisführung – das bot die diesjährige Dental Cruise von NWD (Münster) in Kooperati­on mit der DZW – Die ZahnarztWoche. Berei­chert wurde die fachliche Fortbildung vom angenehmen Ambiente der erst im Früh­jahr in Dienst gestellten AidaStella und den vielfältigen Eindrücken einer Seereise nach Madeira und zu den Kanarischen Inseln.

Prof. Dr. Claus-Peter Ernst machte die Teilneh­mer fit für die adhäsive Zahnheilkunde. Foto: Nakhla/NWD

Prof. Dr. Claus-Peter Ernst machte die Teilneh­mer fit für die adhäsive Zahnheilkunde. Foto: Nakhla/NWD

Das Fortbildungsangebot, moderiert von Dr. Bernhard Saneke, wurde intensiv wahrgenommen – wuss­ten die teilnehmenden Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre mitreisenden Angehörigen, vor allem die Kinder, doch auf dem Schiff bestens versorgt und betreut, sodass sie sich ganz auf die insgesamt elf jeweils 90-minütigen Seminare konzentrieren konnten. Dr. Anselm Brune zeigte, was die moderne En­do­dontie für den Zahnerhalt heute auch bei Revisionen leisten kann. Er stellte die Vorteile moderner MTA-Zemente dafür heraus und legte den Kolle­ginnen und Kollegen vor allem ein ausreichend langes Spülprotokoll bei jeder endodontischen Behand­lung ans Herz – dies sei neben der vollständigen Aufbereitung aller Kanäle der entscheidende Schritt für den Behandlungserfolg in der Endodontie.

Welche Probleme eine unzureichende endodontische Behandlung bei Patienten hervorrufen kann, und welche Ansätze und Lösungen eine moderne ganzheitliche UmweltZahnmedizin heute bietet, erläuterte Dr. Dirk Schreckenbach. Er machte auch darauf aufmerksam, dass Piercings und Tattoos mit schwermetallhaltigen Farben bei Patienten offensichtlich die Neigung zu teilweise heftigen allergischen Reaktionen auf dentale Werkstoffe, selbst Titan, verstärken.

Die Blumeninsel Madeira war das erste Ziel der Reise mit der Aida­­Stella. Foto: Marschall/DZW

Die Blumeninsel Madeira war das erste Ziel der Reise mit der Aida­­Stella. Foto: Marschall/DZW

Das Highlight der Fortbildung waren die drei Seminare von Prof. Dr. Claus-Peter Ernst rund um das „Kleben“ mit einer Flut von praxisnahen Informationen – vom Fehlermanagement über die Frage, was klebe ich womit, bis zur einfachen, wirtschaftlichen und ästhetischen Frontzahnversorgung. Beim Kleben von Restaurationen kommt es auf die richtige Vorbehandlung des Materials an – für Zirkoniumdioxid und Metall empfiehlt er das Abstrahlen mit Aluminiumoxid in der Körnung 50 µ, für ZrO2 auf keinen Fall Flusssäure benutzen. ZrO2-Restaurationen lassen sich besser mit selbsthärtenden als mit klassischen Zementen einkleben, Veneers mit rein lichthärtenden Spezialklebern, für die es auch Try-in-Pasten gibt. Die Farbe des Veneers lasse sich nicht durch die Farbe des Klebers korrigieren, warnte Ernst.

Unter den vielen guten Tipps ein besonderer: die Kavitätenbodenelevation, der „Sinuslift für Konsler“. Gemeint ist ein Teilaufbau tief zerstörter Zähne vor der Präparation für die Restauration, mit dem das empfindliche und schwer zu konditionierende Dentin mit einem weiß-opaken Flowable-Komposit abgedeckt und leicht aufgebaut wird. Dann lassen sich tiefe approximale Defekte besser präparieren, und es muss am Ende nur der Schmelz konditioniert werden, das Flowable wird nur angeraut.

Auch dramatische Sonnenaufgänge bot die Reise auf dem Atlantik. Foto: Marschall/DZW

Auch dramatische Sonnenaufgänge bot die Reise auf dem Atlantik. Foto: Marschall/DZW

Für Frontzahnfüllungen müssen vor allem Farbe und Opazität stimmen, dafür braucht es nicht den ganzen Farbfächer, 75 Prozent der Zähne von Mitteleuropäern seien mit A2/A3 ästhetisch zufriedenstellend zu re­staurieren. Transluzente Schmelz­massen seien ebenfalls meist nicht nötig.

Runde Präparationen von Frontzahndefekten verbessern die Haltbarkeit, da Spannungen so besser abgeleitet werden. Schnelle Restaurationen bei Frontzahntraumata erlauben auch Frasaco-Kronen, die erst mit (angewärmten) Schmelz-, dann Dentinmassen befüllt und über den Stumpf gestülpt werden. Was nach diesem gut strukturiert dargebotenen Wissen rund um Komposite, Zemente und Klebetechniken noch an Fragen offen war, beantworte­te der Referent gerne in vielen Ein­zelgesprächen.

Fit in Sachen Membranen und Knochenersatzmaterialien wurden die Teilnehmer im Seminar von Dr. Stefan Reinhardt, der für Durchblick bei Einsatzmöglichkei­ten, klinischer Bewährung und Kombination sorgte.

Ebenfalls für Durchblick sorgten Steuerberater Christian Johannes in Sachen betriebswirtschaftliche Auswertung und Prof. Dr. Vlado Bicansky für die Kommunikation mit Anwälten, Steuerberatern, Bankern und Finanzbeamten, der dafür aus seinen lang­jährigen und vielfältigen Erfahrungen schöpfen konnte. Bicansky rechnete auch schnell vor, wie sich ein moderater Umsatzrückgang drastisch auf den Über­schuss auswirken kann und wie Umsatzsteige­rungen schnell zu deutlich höheren Steuerbelastungen führen. Sein Tipp: Bei Umsatzrückgang immer den Vorsteuerabzug redu­zie­ren lassen, größere Investiti­o­nen für die dauerhafte Nutzung gerade in Niedrigzinszeiten immer mit Fremdkapital finanzieren.

Um die erfolgreiche Zukunft der Praxis und die aktuellen Themen der Standespolitik ging es im Seminar mit DZW-Chefredakteurin Dr. Marion Marschall und dem DZV-Ehrenvorsitzenden ZA Martin Hendges. Die Integration digitaler Verfahren in den Arbeits­ablauf der Praxis und die Zusammenarbeit mit dem Labor ist die wichtige technische, organisatorische und finanzielle Herausforderung für die Praxen bis 2020. Die zweite ist das Finden und Binden qualifizierten Praxispersonals, schon jetzt sind in Ballungs­räumen mit anderen attraktiven Berufsangeboten kaum noch Fachkräfte und Auszubildende für die Praxen zu bekommen, dort steigen die Gehälter deutlich an.

Hendges gab den Teilnehmern auch einen aktuellen Überblick zur GOZ und den häufigsten Beanstandungen und Problemen mit den Kostenerstattern. Er appellierte an die Zahnärzte, nichts zu verschenken (Anästhetika werden gerne vergessen), aber auch Vorsicht walten zu lassen beim Ansetzen von Positionen. „Deutschland klebt“ konstatierte er mit Blick auf die Häufigkeit der dazu angesetzten Positionen. Viel Erstattungsärger lasse sich mit der adäquaten Aufklärung der Patienten über Notwendigkeit und Kosten und mit vorab mit der Versicherung geklärten verbindlichen Kostenübernahmen (Heil- und Kostenplan) vermeiden. „Darauf hat der Patient nach dem Versicherungsvertragsgesetz gegenüber der Versicherung ein Recht“, so Hendges. Als nicht medizinisch notwendig ablehnen darf die PKV Leistungen nur durch einen Arzt oder medizinischen Sachverständigen, der sich mit dem medizinischen Sachverhalt auseinandersetzen muss. Weitere Hinweise: Bei medizinisch notwendigen Leistungen nicht auf Vereinbarung einer Verlangens­leistung ausweichen, nie einen Barcode auf Privat­rechnungen aufdrucken, bei Funktionsleistungen (Nummer 8000 ff. GOZ) gibt es keine Pflicht des Zahnarztes, die Dokumentation und Auswertung des Befunds an die PKV weiterzugeben, auch wenn diese gerne dafür ein Beiblatt fordert.

Die positive Resonanz der Teilnehmer, von denen einige schon mehrfach mit der Dental Cruise unterwegs waren, die vielen Anregungen für neue Themen und Referenten, die gute Stimmung und die rege genutzten, vielfältigen Möglichkeiten zum kollegialen Austausch bestärken die Veranstalter in ihrer Entscheidung, auch 2014 wieder auf Dental Cruise zu gehen. Auf der funkelnagelneuen „Mein Schiff 3“ geht es dann vom 5. bis 12. Oktober 2014 von Malta aus ins westliche Mittelmeer nach Monaco, Korsika, Rom und Sizilien.

Weitere Informationen finden Interessenten im Internet auf www.dentalcruise.de.

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