Das Internet der Dinge – Vernetzte Gesundheitswelt

Zahnärztliche Praxis vielfach Vorreiter und fakultätsübergreifend Ansprechpartner Nummer Eins

Abb. 1: Eine Schnittstelle zwischen Zahnmedizin und Allgemeinmedizin: Parodontalerkrankungen machen Diabetikern besondere Probleme, und umgekehrt bekommen schlecht eingestellte Diabetiker eher parodontale Probleme. Foto: Dürr Dental

Eine Schnittstelle zwischen Zahnmedizin und Allgemeinmedizin: Parodontalerkrankungen machen Diabetikern besondere Probleme, und umgekehrt bekommen schlecht eingestellte Diabetiker eher parodontale Probleme. Foto: Dürr Dental

Die Vernetzung der Welt bringt für die Medizin besonders große Chancen mit sich. Die zahnärztliche Praxis ist in vielen Bereichen ein Vorreiter – und stärkt sogar ihre Möglichkeiten im interdisziplinären Dialog.

Die medizinischen Vorteile der Digitaltechnologie und der Vernetzung „von allem“ zeigen sich auf unterschiedlichen Ebenen. Sie staffeln sich von der Vision bis zu handfesten Pluspunkten im Praxisalltag. Einige aktuelle Beispiele mögen den generellen Trend verdeutlichen.

Digitale Tools in der Allgemeinmedizin

Vor zwei Jahren hat der Internetgigant Google eine eigene Gesundheitssparte ins Leben gerufen. Schon jetzt arbeitet sie mit namhaften Pharmaunternehmen zusammen. Ein interessantes Projekt ist dabei die Entwicklung von Kontaktlinsen, mit deren Hilfe sich die Glukosekonzentration von Diabetes-Patienten in der Tränenflüssigkeit bestimmen lässt (Partner: Novartis/Alcon)1.
Realität ist bei der Therapie dieser Erkrankung bereits heute: 230.000 Patienten setzen für die Übermittlung ihrer aktuellen Insulinwerte eine spezielle App ein (MySugr)2. Bei einer regelmäßigen Kontrolle und Weitergabe der Daten lassen sich so auch automatisch Statistiken erstellen und auf deren Grundlage ein individueller Dosierungsplan. Eine brandneue Kooperation von Google mit dem Pharmahersteller Sanofi hat sich die Entwicklung elektronischer Geräte zum Ziel gesetzt, die den Glukosespiegel im Blut messen und die therapeutisch optimale Dosis Insulin abgeben1.

Erfolgsfaktor Software bei der dentalen Bildgebung: Zügige Auswertung und ergonomisches Design sorgen für effektive Arbeitsabläufe. Foto: Dürr Dental

Erfolgsfaktor Software bei der dentalen Bildgebung: Zügige Auswertung und ergonomisches Design sorgen für effektive Arbeitsabläufe. Foto: Dürr Dental

Ob Realität, Forschungsprojekt oder Vision: Eine sicherere Einstel­lung von Diabetikern könnte am Ende zahnmedizinisch relevant sein, denn Parodontalerkrankungen bereiten gerade Diabetikern zusätzliche Probleme. Umgekehrt reduziert eine gute Einstellung dieser Patienten das Risiko von Parodontalerkrankungen.

Handfeste Vorteile durch Vernetzung – bis hin zum Kompressor

Wesentliche Eckpunkte der vorgenannten Projekte sind die Nutzung digitaler Technologien, des Internets und vor allem die Verknüpfung zahlreicher Daten. Solche Konzepte finden bei genauem Hinsehen bereits in vielen Bereichen der Zahnarztpraxis Anwendung.

Die Vorteile der Datenvernetzung machen sich überall in den Bereichen Verwaltung und Abrechnung bemerkbar, aber auch bei spezifisch medizinischen Fragestellungen. Man denke hier etwa an diagnoserelevantes Bildmaterial (Röntgen-, Intraoral-, Fluoreszenz-, Infrarot-Aufnahmen). Sie werden in einer digitalen Patientenakte gespeichert, mithilfe von Filterfunktionen je nach Fragestellung ausgewertet (zum Beispiel Paro-Filter, Karies-Filter) und gegebenenfalls zur Diskussion mit Kollegen an diese gemailt. Auch bei der Hygiene- und Infektionskontrolle helfen digitale Systeme – hier insbesondere bei der peniblen Dokumentation und Qualitätssicherung.

Vernetzte Praxis – alle Daten auf einen Blick (Foto: Dürr Dental)

Vernetzte Praxis – alle Daten auf einen Blick (Foto: Dürr Dental)

Nun besteht die heutzutage gängige Vorgehensweise, einzelne Systeme zu vernetzen, darin, die Komponenten in ein gemeinsames (Praxis-)Computernetzwerk zu integrieren3. Wer hätte in diesem Zusammenhang an Kompressoren gedacht? Kaum ein anderes dentales System wirkt so analog. Schließlich tut der Kompressor in so mancher Praxis seit Jahrzehnten seinen Dienst. Selbst ölfreie Modelle gibt es schon seit fünfzig Jahren.

Das „Herz der Praxis“ im Praxisnetzwerk

Doch auch das „Herz der Praxis“ lässt sich ins Praxisnetzwerk einbinden. Voraussetzung sind die nötigen Schnittstellen und die dazu passende Software (Tyscor Pulse, Dürr Dental, Bietigheim-Bissingen). Die Information „Kompressor funktioniert zuverlässig“ erhält das Team dann über den zentralen PC – ein beruhigendes Gefühl. Über den Monitor erhält man auch einen Hinweis auf den einmal jährlich nötigen Filterwechsel. Störungen sind erfahrungsgemäß selten, werden aber im Falle eines Falles umgehend angezeigt. Der Vorteil der Vernetzung liegt dann darin, dass etwaige Fehlermeldungen an das zuständige Dental-Depot weitergemeldet werden können. Dieses kann sofort die richtigen Schlüsse ziehen, sich gegebenenfalls in das Praxisnetzwerk einwählen und „von fern“ weiterhelfen (remote service). Bei einem Ortstermin sind alle Bedienungsanleitungen selbstverständlich digital zugänglich, womit sich ein Stoß von (analogen) Aktenordnern erübrigt.

Höhere Energieeffiezienz

Auch die Energieeffizienz lässt sich via Zentralcomputer komfortabel steigern: Bei netzwerkintegrierten Saugmaschinen lässt sich die Leistung und damit der Stromverbrauch im Falle von Systemen der neuesten Generation (zum Beispiel Tyscor, Dürr Dental) ganz einfach und komfortabel vom PC aus einstellen. In ähnlicher Weise zieht die Einbindung des Amalgamabscheiders Vorteile nach sich, denn der Füllstand des Abscheiders (zum Beispiel CA 4, Dürr Dental) lässt sich jederzeit abrufen, und bei hohem Füllstand erhält man ein Warnsignal.

Klar und übersichtlich: elektronische Steuerung für kommunikative Kompressoren (Foto: Dürr Dental)

Klar und übersichtlich: elektronische Steuerung für kommunikative Kompressoren (Foto: Dürr Dental)

So bewahrt das Team jederzeit einen kompletten Überblick über die dentalen Versorgungssysteme. Gleichzeitig lassen sich attraktive Kostensenkungspotenziale per Mausklick ausschöpfen.

Eine weitergehende Standardisierung dürfte in der Zukunft neue Potenziale eröffnen. Unter Beachtung von Zugangsbeschränkungen könnten zum Beispiel Kollegen einen schnellen Zugriff auf relevante Daten bekommen. So kann den Diabetologen der parodontale Befund interessieren oder den Orthopäden die okklusalen Verhältnisse (Stichwort: Skoliose, CMD). Nicht selten ist der Zahnarzt für den Patienten der erste Ansprechpartner und die Schnittstelle Nummer eins, wenn es um komplexe Krankheitsbilder geht.

Innovative Sauganlage mit Radialtechnik – vernetzungsfähig und energiesparend: Tyscor V VS (Foto: Dürr Dental)

Innovative Sauganlage mit Radialtechnik – vernetzungsfähig und energiesparend: Tyscor V VS (Foto: Dürr Dental)

Vernetzung bei den bildgebenden Verfahren

Schon heute nutzt die Praxis die Vernetzung im Bereich der bildgebenden Verfahren (zum Beispiel Archivierung, Dokumentation, digitale Bearbeitung zu diagnostischen Zwecken) und bei der dentalen Versorgungstechnik. Dies reicht von der Überwachung (remote control) über die Ferndiagnose (remote diagnosis) bis hin zur unmittelbaren Behebung von Störungen (remote service) aus der Ferne bei Kompressoren und Sauganlagen. Insofern zählt die Zahnarztpraxis zu den Vorreitern, wenn es um die konsequente Nutzung von Technologien rund um Digitalisierung, Vernetzung und Internet geht.

Mit neuer elektronischer Steuerung, natürlich vernetzungsfähig und aktuell ein Hauptgewinn: der Dürr Dental Duo Tandem Kompressor (www.duerrdental.com/50jahre). Foto: Dürr Dental

Mit neuer elektronischer Steuerung, natürlich vernetzungsfähig: der Dürr Dental Duo Tandem Kompressor. Foto: Dürr Dental

Dr. Christian Ehrensberger, Frankfurt am Main

Literatur

  1. Google kooperiert mit Sanofi. Apotheker Zeitung 37 (7. September 2015), S. 4
  2. Ehrensberger C: Consumer electronics erobern die Medizin. ZWP 9 (2015), S. 98f
  3. Koehl M, Wöstmann B: Die vernetzte Zahnarztpraxis. zm 10/2014 (16. Mai 2014), www.zm-online.de, (Zugriff am 9. September 2015)
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