Der Arztberuf erfordert viel Empathie und soziales Engagement. Doch auch die Gefahr an Burnout zu erkranken. Das droht bereits schon Medizinstudenten, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt. Was angehenden Ärzten zu raten ist.
Um das Maß der Burnout-Problematik bei Medizinstudenten differenziert betrachten zu können, haben Experten unter der Leitung von Studienleiter Dr. Michael Scholz und Dr. Pascal Burger vom Institut für Anatomie an der Erlanger Universität und der psychiatrischen Klinik Meissenberg (CH) insgesamt 530 Studenten der ersten vier Semester Humanmedizin befragt. Verwendet wurden validierte psychologische Fragebögen, wie beispielsweise der zum arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebnismuster (AVEM).
Medizinstudenten mit risikohaftem Arbeitsstil
Dieser erfasst anhand von 44 Fragen, wie die Studienteilnehmer ihr Arbeitsumfeld erleben. Gefragt wird unter anderem nach dem beruflichen Ehrgeiz, dem Distanzierungsvermögen und der erlebten Berufskompetenz sowie nach der Zufriedenheit am Arbeitsplatz bis hin zur sozialen und familiären Unterstützung. Dabei hat sich gezeigt, dass viele Medizinstudenten schon früh einen risikohaften Arbeitsstil entwickeln. Während im ersten Semester nur etwa 21 Prozent der Studierenden laut AVEM ein Risikomuster zeigen, sind es im vierten Semester rund 52 Prozent. Laut Studienergebnissen würden sich die Betroffenen nicht ausreichend von beruflichen Belastungen distanzieren.
Techniken zum Selbstschutz vermitteln
„Wer alle seine Energie in den Beruf steckt und nicht auch einmal abschalten kann, läuft Gefahr, psychisch auszubrennen“, erläutert Burger. Um das Anwachsen der Risikogruppen zu verhindern, müssen nach Ansicht der Erlanger Wissenschaftler bereits vom Studienbeginn an Techniken zum Selbstschutz sowie der Umgang mit Belastungen vermittelt werden. Im Rahmen der Studie haben Burger und Scholz auch das Auftreten von Burnout-Symptomen bei den Teilnehmern untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass die Belastung mit emotionalen und kognitiven Beschwerden konstant zugenommen hat, je weiter die Teilnehmer im Studium fortgeschritten waren.
Lebensqualität gesunken
Die körperlichen Symptome sind dabei stets konstant geblieben. Gleichzeitig ist die wahrgenommene psychische Lebensqualität gesunken. Dieser Tendenz müsse dringend entgegengewirkt werden, so die Autoren der Studie. „Ärztlicher Stress aufgrund psychischer Beeinträchtigung erhöht das Risiko für medizinische Fehlentscheidungen“, so Scholz. Daher sei es auch für die Sicherheit der Patienten notwendig, bereits früh im Studium Interventionsstrategien gegen berufliche Überlastung zu entwickeln.
Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift „PPmP – Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie“.