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Auch den Respekt der „Helferin“ muss man sich erarbeiten

„Helferin“ – der vom Verb „helfen“ abgeleitete Begriff impliziert alles, was selbige in ihrer Verantwortlichkeit eigentlich tun sollte, auch wenn der Ausbildungsberuf heute „Zahnmedizinische Fach-Angestellte (ZFA) heißt – und dies nicht nur dem Chef, sondern auch dem jungen Assistenten respektive der Assistentin. Vor allem für die frisch von der Uni kommenden Jung-Zahnärztinnen und -Zahnärzte birgt der neue Umgang mit dem Praxisteam aber einige Herausforderungen und Überraschungen.

Auch den Respekt der „Helferin“ muss man sich erarbeiten - Foto: Prodente e.V. [1]

Auch den Respekt der „Helferin“ muss man sich erarbeiten – Foto: Prodente e.V.

Gehen wir von der Konstellation „Zahnarztpraxis“ mit Chef, Assistent und Helferin aus und stellen uns eine alteingesessene Praxis vor. Die Helferin ist im Grunde schon ebenso lange in der Praxis und steht dem Chef in treuer Verbundenheit und Hingabe in allen Praxisbelangen zur Seite.

Zu diesem Szenario kommt nun der junge Assistent, der gerade sein Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen und die universitären Hallen verlassen hat, um voller Motivation seine zahnmedizinischen Kenntnisse in die Tat umzusetzen. Allerdings hat er nicht mit besagter Helferin gerechnet, die ihn schnell eines Besseren belehrt …

An dieser Stelle lohnt es sich, zwischen männlichem Assis­tenten und weiblicher Assistentin zu differenzieren. Falls das weibliche Geschlecht überhaupt einen gewissen Bonus beim Praxischef haben sollte, so gilt dies ganz und gar nicht für die Helferin, was in der Angst begründet liegen könnte, dass man ihr den Rang abläuft. Dieses Gefahrenpotenzial wird nicht selten mit Zurechtweisung der Assistentin in ihre fachlichen Schranken bestraft – die Kompetenz des zahnärztlichen Nachwuchses wird oftmals angezweifelt. Dem männlichen Assistenten kann es einstweilen etwas besser ergehen und er darf mehr Hilfsbereitschaft erwarten – möglicherweise, weil er die Helferin an ihren einstmals jungen Chef erinnert?

Das Stichwort „Hilfsbereitschaft“ leitet nun fließend zur zweiten Entität eines potenziellen Helferinnen-Assistenten-Konstrukts über: der Klinikabteilung. Prinzipiell hat der Aspekt des leichteren Zusammenlebens und -arbeitens mit dem männlichen Geschlecht auch hier Gültigkeit, jedoch in abgeschwächter Form. Denn hier wirft die Helferin aufgrund unbefristeter Anstellung über die Verwaltung sowie der Tatsache, dass sie in all den Jahren schon zig Assistenten hat kommen und gehen sehen, so schnell nichts mehr aus der Bahn.

Auch der Arbeitsmodus ist hier ein anderer, denn wer kontrolliert schon, ob die Helferin am Behandlungsstuhl oder im Aufenthaltsraum ist? Der Chef sicher nicht, denn der arbeitet ja. Wehe nun dem Assistenten, der nach Assistenz fragt – da ist auch der Geschlechterbonus ganz schnell dahin. Die Aussage „Ich habe grad Steridienst – Kollegin fragen!“ scheint hier eine Standardantwort zu sein.

Doch wie verhält sich der frisch von der Uni kommende Assis­tenzzahnarzt nun, um sich eine „helferinnentechnisch“ angenehme Assistenzzeit zu gestalten und vielleicht in gewissen Dosen auch in den Genuss einer helfenden Helferin zu kommen? Denn unbestritten verfügt selbige auch über einen mit den Jahren gewachsenen zahnmedizinischen Erfahrungsschatz, von dem der Assistent sicherlich nur profitieren kann – vorausgesetzt natürlich, sie ist bereit, diesen mit ihm zu teilen.

Leider gibt es hierfür kein Rezept. Es gilt, den schmalen Grat zwischen freundlicher, minimal unterwürfiger Kollegialität, gespickt mit wohl dosierten Dienstanweisungen und Zeichen der Weisungsbefugnis, zu wahren. Wie dieser im Einzelfall aussieht, muss der Assistent leider selbst ausloten.

Jedoch hilft es, sich eine Tatsache immer bewusst zu machen: Durch diese Phase mussten bisher alle zahnärztlichen Kollegen durch, sodass wohl jeder zum Thema Helferin etwas beizutragen haben wird. Und zugegebenermaßen: Mit etwas Abstand hat dieses Thema auch recht amüsante Seiten.

Dr. A. Watson