Akademikerkinder sind zufriedener im Studium

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Aktuelle der Studie der Uni Mannheim zu Bildung und Studienzufriedenheit

Dass in Deutschland der Zugang zu Hochschulen von sozialer Herkunft abhängt, ist schon länger bekannt: Während von 100 Akademikerkindern 77 den Sprung in ein Studium schaffen, sind es von 100 Nicht-Akademikerkindern nur 23. Diese als Bildungstrichter bekannte Diskrepanz hat sich über die Jahre als relativ stabil erwiesen. Dass sich die soziale Herkunft aber auch nach Studienbeginn noch auf das Wohlbefinden von Studenten auswirkt, konnten nun Psychologen am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der Universität Mannheim in einer neuen Studie zeigen.

In der Studie befragten die Wissenschaftler mehr als 500 Erstsemesterstudenten eines Jahrgangs. Sie wurden nach Ende des ersten Semesters und am Ende des ersten akademischen Jahres erneut kontaktiert. Die Ergebnisse der Befragungen zeigen, dass Akademikerkinder sich von Anfang an in starkem Ausmaß als Akademiker identifizieren. Diese Überzeugung schützt sie vor Unzufriedenheit und davor, Prüfungsangst zu entwickeln.

Umgekehrt identifizieren sich Nicht-Akademikerkinder an der Universität weniger stark und starten ihr Studium mit deutlich erhöhter Prüfungsangst. Diese hält sich auch im Verlauf des ersten Jahrs und wirkt sich über die Zeit negativ auf ihre Studienzufriedenheit aus. Die Eingangsleistung aller Studienanfänger – gemessen an den Abiturnoten – wurde bei den Analysen berücksichtigt, sodass sich die Ergebnisse nicht durch Unterschiede im tatsächlichen Leistungsniveau erklären lassen.

„Für uns war es überraschend, wie stark die psychologischen Mechanismen je nach Herkunft variieren“, erklärz Studienleiter Dr. Stefan Janke. Scheinbar sind Akademikerkinder, die sich selbst als Akademiker identifizieren, besser darin, Angstsituationen oder auch Misserfolge an der Uni zu bewältigen und einzuordnen. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen wäre, dass ihnen das Bewusstsein hilft, dass ihre Eltern diesen Weg auch gemeistert haben. Kinder von Eltern ohne akademische Ausbildung können von einem solchen psychologischen Puffer gegen die Unsicherheiten des Studentenlebens nicht profitieren. Diese scheinen im Gegenteil bereits mit deutlich größeren Unsicherheiten an die Universität zu kommen, was ihrem Wohlbefinden auf lange Sicht schadet.

Die Studie „Knowing One’s Place: Parental Educational Background Influences Social Identification with Academia, Test Anxiety, and Satisfaction with Studying at University“ ist in der Open-Access-Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ im August 2017 erschienen.

Zahl im Text:

23 von 100 Nicht-Akademikerkindern schaffen den Sprung in ein Studium.

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