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52 Prozent übernehmen eine Praxis – Praxisgründer müssen mehr investieren – Zahnärztliche Existenzgründungsanalyse 2011 von ApoBank und IDZ liegt vor

 

Start (Foto: S. Hofschlaeger, pixelio.de) [1]

Noch immer gibt es Unterschiede beim Praxisstart zwischen Ost und West. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de [2]

Während sich Existenzgründer 2011 mit zum Teil steigenden Finanzierungsvolumina konfrontiert sahen, blieben die Erlöse aus der Praxisabgabe im Vergleich zum Vorjahr stabil. Das zeigt die gemeinsam von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) und dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) durchgeführte und jetzt vorgelegte Zahnärztliche Existenzgründungsanalyse 2011.
Nach wie vor gibt es dabei deutliche Unterschiede zwischen West und Ost. Frauen investieren im Schnitt weiterhin weniger in Praxisneugründung oder Übernahme als Männer. Und es werden immer weniger Praxen auf dem Land gewählt.

In den alten Bundesländern ist die Neugründung einer zahnärztlichen Einzelpraxis 2011 deutlich teurer geworden. Existenzgründer mussten nach der Analyse im vergangenen Jahr für eine neue Einzelpraxis ein Finanzierungsvolumen von 429.000 Euro (inklusive Betriebsmittelkredit) einplanen; das sind 29.000 Euro mehr als im Vorjahr.

Die Übernahme einer Einzelpraxis in den alten Bundesländern ist danach 2011 um 8.000 Euro günstiger geworden und schlug mit 299.000 Euro zu Buche. Davon entfielen 157.000 Euro auf den Ablösepreis der Praxis, also Substanzwert plus Goodwill. Dies entspricht 52,5 Prozent des Finanzierungsvolumens.

Allerdings müssten hier die in den weiteren Jahren anstehenden Folgeinvestitionen berücksichtigt werden, so Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der ApoBank: „Insgesamt war die Neugründung um 130.000 Euro teurer als die Übernahme einer Einzelpraxis. Ein Grund liegt darin, dass Neugründer in hohem Maße in zahnmedizinisch-technische Geräte investieren müssen. Bei Übernehmern fallen diese als Ersatzinvestitionen erst im Zeitverlauf an. Das sollte man unbedingt von Beginn an einkalkulieren und schon bei der Finanzierung berücksichtigen.“

 

Frauen investieren weniger

Frau (Foto: Konstantin Gastmann, pixelio.de) [3]

Frauen investieren rund ein Viertel weniger in die Einzelpraxis als Männer. Foto: Konstantin Gastmann / pixelio.de [2]

Die Studie zeigt auch, dass es in den alten Bundesländern weiterhin deutliche Unterschiede im Investitionsverhalten zwischen Männern und Frauen gibt. So wendeten Frauen für die Neugründung einer Einzelpraxis 377.000 Euro auf. Männer investierten 476.000 Euro; also 26,3 Prozent mehr. Bei der Übernahme setzten Männer mit 322.000 Euro 17,9 Prozent mehr ein als Frauen (273.000 Euro).

In den neuen Bundesländern lag das Finanzierungsvolumen für die Übernahme einer Einzelpraxis mit rund 198.000 Euro weiter deutlich unter dem im Westen, auch wenn Existenzgründer im Vergleich zum Vorjahr damit 13.000 Euro mehr aufwenden mussten, so die Analyse. Auf den Abgabepreis entfielen dabei 43,9 Prozent des Finanzierungsbetrags, also 87.000 Euro.

„Betrachtet man die letzten zehn Jahre, dann ist das der höchste Wert, den Existenzgründer bislang aufbringen mussten. Dennoch liegt das Finanzierungsvolumen in den neuen Bundesländern immer noch rund ein Drittel unter dem in den alten Bundesländern“, so Dr. David Klingenberger, stellvertretender wissenschaftlicher Leiter des IDZ. Hierin zeige sich die tendenziell geringere Nachfragesituation in den neuen Bundesländern.

 

Hälfte der Existenzgründer übernimmt Einzelpraxis
Bei der Art der Existenzgründung gab es erstmals seit Beginn der Erhebungen zwischen Ost und West keine Unterschiede, so ApoBank und IDZ: In den alten und neuen Bundesländern wählten 52 Prozent der Existenzgründer die Einzelpraxisübernahme. 34 Prozent entschieden sich für eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) und 14 Prozent für die Neugründung einer Einzelpraxis.

„Die prozentual großen Unterschiede zwischen Übernahme und Neugründung lassen sich zum Teil auch auf die hohen Preisunterschiede zurückführen“, unterstreicht Klingenberger. „Zudem zeigt sich, dass viele Zahnärzte die Vorteile einer Übernahme, zum Beispiel in Form eines gewachsenen Patientenstamms oder eines eingespielten Praxisteams, für ihren Start in die Selbständigkeit nutzen wollen.“

Während es in den alten Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr nur marginale Verschiebungen gab, nahm in den neuen Bundesländern die Präferenz für die Einzelpraxisübernahme um 16 Prozentpunkte ab. Die BAG legte um 12 Prozentpunkte zu. Besonderen Zuspruch erfuhr die gemeinsame Berufsausübung bei Existenzgründern bis 30 Jahre. Hier wählten in den alten Bundesländern 49 Prozent eine BAG. Bei der Altersgruppe 41+ waren es 24 Prozent. Männer entschieden sich dabei häufiger für eine BAG als Frauen: 37 Prozent der männlichen Existenzgründer wählten diese Form der Existenzgründung. Bei den Frauen waren es 31 Prozent.

 

Weniger Existenzgründungen auf dem Land

Land (Foto: Rainer Sturm, pixelio.de) [4]

Im Westen ließ sich je ein Viertel der Existenzgründer in der Großstadt beziehungsweise auf dem Land nieder. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de [2]

Im Westen ließ sich je ein Viertel der Existenzgründer in der Großstadt beziehungsweise auf dem Land nieder. 20 Prozent wählten die Mittelstadt, 30 Prozent die Kleinstadt. In den neuen Bundesländern wählte je rund ein Viertel die Kleinstadt (26 Prozent) oder das Land (27 Prozent). 42 Prozent ließen sich in der Mittelstadt nieder, 5 Prozent eröffneten ihre Praxis in der Großstadt.

„Zwar haben wir in den alten und neuen Bundesländern noch viele Existenzgründer, die sich auf dem Land, also in Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern, niederlassen. Dennoch zeigt unsere Analyse, dass die Zahlen rückläufig sind“, erläutert Heßbrügge. „Hier muss die Politik gegensteuern und Anreize setzen, um auch künftig eine flächendeckende zahnärztliche Versorgung sicherstellen zu können.“

In den alten Bundesländern waren die Existenzgründer durchschnittlich 35,6 Jahre alt, in den neuen Bundesländern 34,0 Jahre. Damit sei das Durchschnittsalter weiter angestiegen, heißt es. Bei einer Betrachtung der Jahre 2009 bis 2011 sei zu erkennen, dass der Anteil der Existenzgründer bis 30 Jahre kontinuierlich sinkt: In den alten Bundesländern von 19 auf 14 Prozent; in den neuen Bundesländern von 32 auf 21 Prozent.

Auch wenn der Trend zur „Feminisierung des Berufsstands“ schon lange zu erkennen sei, schlage er sich in den alten Bundesländern noch nicht in den Existenzgründungszahlen nieder: 42 Prozent der Gründer waren Frauen. In den neuen Bundesländern war das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.

Die Datenbasis der Existenzgründungsanalyse 2011 sind die von der ApoBank durchgeführten und auswertbaren Finanzierungen zahnärztlicher Existenzgründungen. Diese werden seit 1984 erfasst und anonymisiert ausgewertet. Die statistische Auswertung wurde gemeinsam von der ApoBank und dem IDZ durchgeführt.